Hinter dem Steinbrocken, hinter dem ich saß verschlechterte sich meine Sicht auf den rechten Teil des kleinen Hofs, sodass ich mich auf den Bauch legte und weiter nach vorne hinter eine umgestürzte Säule robbte. Die Steine und Wurzeln bohrten sich dabei schmerzhaft in meine Hände und Knie, aber ich ignorierte sie, nahm sie kaum mehr, als ein leichtes Zwicken und Ziehen wahr.
Hinter der mit Moos bewachsenen Säule kauernd, hatte ich einen nahezu ausgezeichneten Überblick über das Geschehen. Tatsächlich waren hier einige Orks, die wild miteinander Stritten, wie auch Calmacil, der nun kopfüber in den Innenhof gehängt wurde. Sein schwarzes Haar war voller Dreck und seine viel zu blasse Haut mit den Schürfwunden zeugte von seinem gefährlichen Zustand, indem er sich befand. Forschend betrachtete ich die Gestalten, die in kleinen Gruppen im Innenhof verteilt waren.
So schlich ich mich um den Platz, wobei ich stets darauf achtete mich im Schatten zu halten. In der Nähe von dem Halbelben hockte ich mich hinter eine Steinwand und spähte um die Ecke. Im Schatten verborgen, wartete ich nun auf eine passende Gelegenheit aus meinem Versteck zu kommen und die Seile zu lösen, an denen Calmacil hing. Sein Kopf war schon schrecklich rot angelaufen, sodass ich nicht ewig im Verborgenen kauern konnte.
Minuten, die sich wie Stunden anfühlten vergingen. Es war grauenhaft auf etwas zu warten, was einen fürchtete, sodass ich die innere Anspannung nicht länger aushalten konnte und nach einem Pfeil in meinem Köcher griff. Meine vor Anspannung abgekauten Finger schmerzten, als ich einen Pfeil herauszog. Bedacht spannte ich ihn ein, bevor ich ihn warlos auf die andere Seite des Innenhofs richtete und in die Ferne zielte. Ein Zischen durchfuhr die Luft, als ich den Pfeil abschoss, worauf ein leises Scheppern folgte, als der Pfeil in einiger Entfernung in einem Gang, auf dem Steinboden, aufschlug. Sofort verstummten die Orks und lauschten, wobei sie sich vorsichtig umsahen und schnell in die Richtung liefen von wo das Geräusch erklang.
Wie geplant und mit einem listigen Lächeln auf den Lippen, lief ich schnell aus meinem Versteck, als ich die Orks hinter einer Ecke verschwinden sah. Bei dem schwarzhaarigen Elben angekommen durchtrennte ich ebenso schnell mit einem seiner Messer, die ihm noch in der Hose steckten, die zwei Seile um seine Knöchel, ehe er hart auf dem Boden aufschlug und laut keuchte. Schnell presste ich meine Hand auf seinen Mund, um seinen Tom zu ersticken. Hoffentlich hatten sie nichts gehört, auch wenn ich durchaus von den Elben des Düsterwalds mitbekommen hatte, dass sie sie für ausgesprochen dumm hielten. Ich hoffte nun um so inständiger, dass das der Fall war. So öffnete Calmacil einige Augenblicke später seine schwachen Lider, ehe er mich böse aus seinen Augen anfunkelte und etwas Undeutliches zischte. Ich wollte es gar nicht so genau wissen, was er mir mitteilen wollte. Ich hatte bereits eine Ahnung, weshalb ich ihn nur auf seine wackeligen Beine zog und ihn an den Ellenbogen griff, um ihn zu stützen.
>> Komm. <<, forderte ich ihn bestimmt auf, als er sich nicht bewegte. Stattdessen machte er nur ein paar wackelige Schritte und stürzte fast, wenn ich ihn nicht rechtzeitig gehalten hätte. Weg war meine neu gewonnene Zuversichtlichkeit, dass ausnahmsweise einmal alles glatt laufen würde, als ich ein frustriertes Brüllen wahrnahm. So ergriff ich rasch seine schweren Arme, um sie über meine Schultern zu legen und ihn hinter mir her, wobei mich den Bogen zurücklassen musste.
Er keuchte nur leicht benommen, wobei seine Beine nachgaben und er uns fast beide zu Fall brachte. Schwerlich bogen wir in einen langen Gang ein, wo ich glaubte, dass er uns aus der Ruine heraus brachte. Die Sonne schien dort stärker durch das graue Nebeldach zu strahlen, sodass ich nur hoffen konnte, dass das irgendein Zeichen war.
Überraschend gut kamen wir nun voran, wobei er immer mal wieder aufstöhnte, wenn ich über unverhoffte Steine oder Wurzeln stolperte und das Orkgebrüll abnahm. Ich glaubte schon fast in der Ferne Stimmen - keine Orkstimmen, sondern Stimmen, die ich verstehen konnte - zu hören, sodass ich fast vor Freude aufschluchzten konnte. >> Wir sind gleich da. Wir haben es gleich geschafft. <<, berichtete ich ihm atemlos, wobei er nur leicht brummte.
So lief ich fast freudestrahlend die letzten Stufen hinunter, wie auch die langen Gänge entlang, nahm kaum etwas, als die aufkommende Enge in meiner Brust, wie die aufsteigenden Tränen der Erleichterung wahr, als ich seine Stimme in einiger Entfernung hörte. Ich wollte schon nach ihm rufen und sagen, dass ich hier war, dass es mir gut ging, sodass ich den meinen Mund öffnete.
Doch ein schmerzender Stich in meiner Wade ließ mich laut aufschreien und schwer zu Boden stürzen. Vor Schreck ließ ich den benommenen Calmacil auf meinem Rücken los und stürzte allein die letzten Treppenstufen hinunter, ehe mein Kopf stark auf dem Steinboden aufschlug und sich alles begann zu drehen. Sofort stiegen mir brennende Tränen in die in die Augen, als ich vollends auf dem harten Pflaster aufkam und einen Moment später an den Beinen gepackt wurde.
>> Hilfe. <<, keuchte ich ohne jegliche Stimme, wobei mich schrecklich kalte Hände über die unebenen Wege zurück in die Ruine zerrten. Ich war schon im Inbegriff nach einem Pfeil in meinem Köcher zu greifen und es dem Untier, wie der schwarzen Gestalt zuvor, in den Leib zu rammen, da ergriffen meine Finger nur die beißende Leere. Ich musste bei meinem Sturz die Pfeile verloren haben...
So zogen mich die grausigen Klauen immer weiter in die immer währende Dunkelheit zurück, wobei ich versuchte nach ihm zu treten. Doch alles was ich erntete war ein einfacher und kräftiger Schlag ins Gesicht, ehe sie mich nun wehrlos weiter schliffen. Ich hoffte nur sie würden mich finden, sei es tot oder lebendig, würden Calmacil finden, der ihnen sagte, wo sie mich finden konnten, wenn er fliehen konnte und sie ihn nicht längst schon ermordet hatten.
So ergab ich mich wehlos meinem Schicksal und flüchtete mich in die willkommene Benommenheit, die auf mich wartete und mich sanft umfing. So glaubte ich fast im Himmel zu sein, als ich im letzten Schlag meiner Lider einen hellen Lichtblitz sah, wie einen kurzen Schrei vernahm, der mich fast bis ins Mark erschütterte... und die viel zu grausame Welt sich im dicken Nebeldunst verschwamm...
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Thranduil FF || DIE BESTIMMUNG - Mond und Sterne
FanfictionArien wurde als Mensch geboren und lebt in der Gegenwart mit ganz normalen Sorgen, bis eines Tages zwei Fremde auftauchen und sie in eine neue Welt schleppen. Mittelerde. Dort erwartet sie ein Leben, das sie sich nicht im Geringsten vorgestellt hat...