27. Kapitel

27 6 1
                                    

Clary by MusicalGirl200

Als Sean mich geküsst hatte, hatte ich das Verlangen gespürt ihm wieder näher sein zu wollen. Vor allem die Vorstellung eine so wundervolle Zukunft vor uns zu haben, stimmte mich mehr als glücklich. Aber war ich bereit dafür? Ich wusste es nicht.

Aber Seans Vorschlag fand ich einfach perfekt. „Das klingt nach einer super Idee. Etwas Blut und dann etwas entspannte Zeit mit meinem heißen Freund klingt nach Entspannung pur", sagte ich und Sean lächelte leicht darüber.

Ich stieg aus und Sean kam zu mir, um seine Finger mit meinen zu verschränken. Ich konnte mich wirklich glücklich schätzen Sean an meiner Seite zu haben.

Ich konnte Sean ansehen, dass er sich trotz allem freute Zeit mit mir alleine zu verbringen. Ich hoffte nur mein unkontrollierter Blutdurst zerstörte uns das nicht. Wer wollte uns nur schaden? Wir mussten wachsam bleiben. Die Hexe aus dem Hotel könnte auftauchen oder auch jemand anderes könnte jederzeit angreifen. Wir wussten auch nicht, ob es in diesem Wald auch noch andere Wesen gab, wie Werwölfe oder wer weiß was sonst.

Trotzdem war es hier friedlich und ich wollte Sean wieder ein wenig näher sein. Ich wusste nicht, ob ich es völlig sein könnte, aber ich würde es versuchen.

Doch wir waren kaum fünf Minuten unterwegs, da vibrierte es in Seans Hose. Es war eines der Handys. Ich hätte nicht gedacht, dass es hier draußen Empfang gab, aber von uns beiden hatte niemand auf irgendwelche Funkmasten geachtet. Als Sean auf das Display sah, schien er die Nummer, die aufleuchtete zu erkennen und er reichte mir das Handy.

"Dein Bruder. Du solltest ran gehen", meinte er zu mir und schien dabei sehr gemischte Gefühle zu haben. Ich wusste, dass es lange gedauert hatte, bis Lucas ihm vertraut hatte. Er hatte Angst, dass das wieder in die Brüche ging, nach all dem was hier passierte.

Aber nicht nur Sean hatte gemischte Gefühle wegen des Anrufes. Ich hatte richtig Angst vor dem Gespräch. Etwas zögerlich nahm ich also das Handy an und ging mit etwas heiserer Stimme dran. „Ha...hallo Lucas", meldete ich mich etwas nervös.

„Du meine Güte Clary. Wieso hast du dich nicht sofort bei mir gemeldet? Ich war krank vor Sorge und muss dann alles, was dir und Sean passiert ist über Sam erfahren", sagte er sofort vorwurfsvoll. Ich biss mir etwas auf der Unterlippe herum. Lucas hatte zum Teil ja recht.

„Es tut mir leid Lucas. Ich wollte nicht, dass du dir solche Sorgen machst", entgegnete ich und sah etwas hilfesuchend zu Sean, der mir einen tröstenden Blick zuwarf. „Ich habe mir aber um meine kleine Schwester Sorgen gemacht und ich werde sofort ins nächste Flugzeug steigen und zu euch kommen", sagte er ernst und auch etwas wütend.

Oh nein, das war gar nicht gut. „Nein Lucas, Sean und ich bekommen das schon wieder hin. Du musst jetzt bei Serafina und Isabella und Aiden bleiben, bitte", flehte ich ihn an. Doch er blieb skeptisch. „Du bist meine Schwester Clary, ich will dich beschützen. Ihr beide hättet niemals in den Urlaub fahren sollen, dann wärt ihr jetzt bei uns in Sicherheit."

Ich seufzte tief aus. „Lucas, bitte. Sean wird mich beschützen und sobald wir den Fluch lösen konnten, machen wir uns auf den Heimweg versprochen." Lucas protestierte noch etwas weiter, aber gab dann schließlich nach. „Na schön. Ich weiß, dass Sean bestimmt auch das Telefonat hören kann, deshalb geht das hier an euch beide. Ihr haltet mich auf dem Laufenden", warnte uns mein Bruder.

Ich versprach ihm, dass wir ihm jeden Tag wieder schreiben würden und dann legte er auf. Ich atmete tief aus und gab Sean das Handy zurück. „Ich wünsche mir im Moment wirklich nichts sehnlicheres als etwas Zeit mit dir alleine", teilte ich Sean mit und atmete wieder tief durch, um meinen Hunger zu unterdrücken.

Sean nickte und legte mir seinen Arm um die Schultern. Das Telefonat mit Lucas war besser verlaufen, als wir beide wahrscheinlich gedacht hätte, aber mein Bruder kannte ja noch nicht alle Einzelheiten.

"Die werden wir haben. Aber Clary, wenn wir zu Hause sind, musst du noch mal mit Lucas sprechen. Er muss alles erfahren", meinte dann mein Freund bitter. Ich wusste, dass er ein schlechtes Gewissen hätte etwas vor meinem Bruder zu verschweigen.

Ich schluckte hart und wir liefen immer tiefer in das Naturschutzgebiet. Ich hatte Angst davor Lucas von all dem zu erzählen. Ich konnte das nicht. Ich wollte es nicht mehr aussprechen. Ich wollte es einfach nur vergessen, was Zayn getan hatte.

„Ich weiß nicht, ob ich das kann Sean. Ich kann es nicht aussprechen, was Zayn getan hat", flüsterte ich fast schon und eine Träne rann über meine Wange, während ich mich an meinen Freund kuschelte.

Zum ersten Mal fiel mir diese Berührung kein bisschen schwer. Hier bei Sean fühlte ich mich wohl und geborgen. Ich wünschte nur dieser Hunger würde ebenfalls vergehen.

Wir genossen es aber beide friedlich durch dieses Stück reine Natur zu laufen. Ich fühlte mich immer mehr vollkommen wohl bei Sean und das bedeutete ihm eine Menge. Dann aber sagte er noch etwas wegen meiner Ängste vor dem Gespräch mit Lucas.

"Ich weiß, aber du musst das auch nicht alleine tun und auch nicht sofort. Aber darüber brauchen wir auch jetzt nicht nachdenken. Du brauchst Blut", erklärte er mir und ließ eindeutig seine Sinne arbeiten und dann schien er was zu riechen.

Ja, ich brauchte wirklich Blut und dann roch ich, ebenso wie Sean etwas. Es musste ein Jaguar sein. Ich konnte gar nicht weiter nachdenken, als sich meine Füße, wie von selbst in Bewegung setzten, um das Tier zu jagen.

Doch während ich dem Geruch folgte, stieg mir plötzlich ein weiterer in die Nase. Menschen. Ich konnte Menschen riechen. Oh nein, das war gar nicht gut. Was machten Menschen in einem Naturschutzgebiet? Ich versuchte mich gegen den Drang zu wehren zu ihnen zu laufen und sie zu töten, aber ich konnte nicht.

Mein Vampirgesicht erschien und ich stürmte statt zu dem Tier, los zu den Menschen. Ich war dabei so schnell, dass Sean mir gar nicht hinterher kam. Ich konnte nur noch an das Blut der Menschen denken. Und dann fand ich sie. Zwei jüngere Männer, die scheinbar eine Mutprobe gemacht hatten.

Sofort stürzte ich mich fauchend auf sie und schlug meine Zähne in den Hals des einen. Er schrie vor Schmerzen auf, doch ich begann gierig sein Blut zu trinken. Ich nahm mir alles, was er hatte, bis er in meinen Armen erschlaffte. Dann stürzte ich mich auch schon auf den nächsten, der hatte weglaufen wollen.

Er hatte keine Chance zu fliehen. Auch ihm biss ich kräftig in den Hals und trank ihn bis auf den letzten Tropfen leer. Dann fiel auch sein toter Körper auf den Boden und ich war immer noch völlig in Rage.

Dann fiel mein Blick auf die Leichen und plötzlich war es, als würde sich bei mir ein Schalter umlegen und ich begriff, was ich getan hatte. Ich schlang meine Arme um meinen Körper und begann zu schluchzen. Was hatte ich nur getan? Ich hatte zwei Menschen brutal getötet und trotzdem war mein Hunger noch so groß. Ich wurde immer mehr zu einem Monster. Ich fiel auf meine Knie und begann verzweifelt zu weinen.

Sean & Clary - Bloody Love (Cursed Beings - Spinn-Off)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt