Erster Dezember

53 4 0
                                    

Winterfalcon (Marvel)

Missmutig stapfte ich hinter Bucky her, durch die verschneiten Strassen New York Citys. Es war eisig kalt, der Wind zerrte und zog an jedem der es auch nur wagte nach draussen zu gehen. Ich schlug meinen Mantelkragen nach oben, versuchte so gut es eben ging mein Gesicht zu schützen, doch die eisige Luft stach wie viele kleine Messer in meine Wangen. 

Murrend holte ich zu dem Dunkelhaarigen auf und schenkte ihm meinen Todesblick. "Was auch immer du vorhast, wenn es noch schlimmer ist, als das hier, dann kann ich für nichts mehr garantieren." Bucky kicherte bloss leise.

Eine Weile liefen wir einfach stumm nebeneinander, jeder in seinen Gedanken versunken, bis der grössere endlich anhielt und auf ein grosses beleuchtetes Gebäude vor uns zeigte. "Da sind wir", sagte er, grinste mich dabei breit an. Wir befanden uns vor einer Eishalle. 

"Das ist nicht dein ernst, oder?" Ich drehte mich entnervt zu Bucky um, der mich mit grossen Augen ansah. Sofort tat es mir leid, das ich ihn so angeschnauzt hatte, er wollte mir doch bloss eine Freude machen. "Gefällt es dir nicht?", fragte er. 

"Doch, doch, es ist nur..." Ich seufzte tief, es war schon ein wenig peinlich zu sagen, das ich noch nie Schlittschuhlaufen war. Bucky sah mich fragend an. "Was?" Tief luftholend blickte ich ihn an und sagte:" Ich kann es nicht." Verwirrt musterte mich der Dunkelhaarige, bis ihm anscheinend ein Licht aufging. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, er trat einen Schritt nach vorne und legte mir seine Hand auf den Arm. Mit wahrscheinlich knallroten Wangen versuchte ich seinem Blick standzuhalte, scheiterte aber. Noch nie musste ich zugeben, das ich etwas nicht konnte und es war mir so unglaublich peinlich. Doch irgendwie beruhigte mich Buckys Anwesenheit. Ich vertraute ihm. 

"Das ist schon in Ordnung, ich zeig dir wies geht." Noch immer hatte er dieses sanfte Lächeln auf, was mich irgendwie ganz wuschig machte. Reiss dich zusammen, Sam, mahnte ich mich selber und sagte laut:" Okay, dann lass uns reingehen."

Kaum zehn Minuten später stand ich vor dem riesigen Eisfeld, and den Füssen ein Paar Schlittschuhe und ein wenig verängstigt zu Bucky sehend, der schon auf dem Eis stand und mir abwartend die Hand hinstreckte. "Ich bin mir nicht so sicher, ob das so eine gute Idee war", murmelte ich leise, bevor ich einen Schritt nach vorne machte. Etwas schlimmeres, als hinzufallen konnte ja kaum passieren. In dem Moment verlor ich das Gleichgewicht. 

Kurz bevor ich denn Boden erreichte, konnte ich mich zum Glück noch am Arm des Grösseren festklammern. "So 'ne Scheisse", brummte ich und liess mir von Bucky aufhelfen, welcher mich bloss schmunzelnd musterte. Wieder konnte ich diesen sanften Ausdruck in seinen Augen erkennen, der mich ganz weich werden liess. Wie konnte ein Mensch, der so viel schlechtes erlebt hatte, trotzdem so gütig sein. Vielleicht genau deswegen. 

Leise aufseufzend wegen meinen Gedanken, sah ich den Dunkelhaarigen an. Seine Wunderschönen blauen Augen, die mich jedes mal aufs neue faszinierten. Dann dieses ebenso wunderschöne Lächeln, bei dem mir immer ganz warm wurde, wenn ich es sah. Im allgemeinen war Bucky wunderschön. 

"Sam, hey Sam, ist alles in Ordnung?" Augenblicklich wurde ich rot. "Ja, alles gut." Wütend über mich selber, weil ich mich hatte erwischen lassen, wie ich ihn anstarrte, blickte ich auf das Eis. Wo war nur der Sam mit seinen dummen Sprüchen geblieben?

Der Grössere lachte leise und nahm mich an der Hand. "Komm wir drehen eine Runde." Schon wurde ich mitgezogen. 

Anfangs war ich noch ganz wackelig unterwegs, verlor immer wieder mein Gleichgewicht, aber nach einer Weile fing es an richtig Spass zu machen. Mein Gesicht zierte ein breites Grinsen, welches nicht mehr verschwinden wollte. Zum Glück waren nicht so viele Leute unterwegs, nur ein, zwei älteren Herren, die mit hinter dem Rücken verschränkten Händen, elegant ihre Runden drehten, vorbei an den Teenager Grüppchen, welche lachend und redend in einer Ecke standen. Aus Lautsprechern schallte leise Weihnachtsmusik, was mir erst jetzt auffiel, wo ich mich nicht mehr so konzentrieren musste aufrecht stehen zu bleiben. 

Bucky schien es richtig zu geniessen, glitt mit einem Lächeln über das Eis, hielt immer wieder einige Meter vor mir, um auf mich zu warten. Seine Wangen waren gerötet von der Kälte, doch es schien ihm nichts anzuhaben. Ganz im Gegensatz zu mir, meine Hände waren eisig, genau wie meine Füsse, die ich kaum noch spürte. 

Wir drehten Runde um Runde, bis ich anhielt und mich schwer atmend an die Absperrung lehnte. "Bucky, ich kann nicht mehr", sagte ich zu dem Dunkelhaarigen, der neben mir abbremste. Er blickte auf die Uhr, seine Augen weiteten sich. "Kein Wunder", murmelte er, "Wir sind schon seit fast drei Stunden hier." Sein Blick fiel nun auf mich. "Wollen wir noch eine Runde und dann gehen wir nach Hause?" Ich nickte und schon befand sich Buckys Hand in meiner, welche mich zur letzten Runde mitzog. 

Erschöpft trat ich neben dem Dunkelhaarigen aus dem Gebäude. Es war schon dunkel und es hatte aufgehört zu Winden, dafür schneite es dicke, weisse Flocken. Langsam machten wir uns auf den Heimweg, durch die beleuchteten Strassen, an festlich geschmückten Läden vorbei, die alles mögliche an Weihnachtsgeschenken anpriesen. 

"Es war echt toll heute", sagte Bucky und blieb plötzlich stehen. Beinahe wäre ich in ihn hineingelaufen, konnte aber gerade noch bremsen. Der Grössere drehte sich zu mir um, seine Augen leuchteten im Licht der Strassenlaternen. Ich grinste leicht. "Ja, obwohl ich  zuerst echt dachte, dass das eine Schnapsidee ist." Empört sah Bucky mich an, dann glättete sich seine Miene und seine Wangen zierten auf einmal einen rötlichen Schimmer. 

"Eigentlich wollte ich dich noch etwas fragen, aber beim Schlittschuhlaufen kam ich nicht dazu, darum tu ich es jetzt." Verwirrt sah ich ihn an. Es kam selten vor das Bucky so nervös war oder überhaupt rot wurde. Er holte tief Luft und fragte leise:" Was hältst du davon, wenn ich dich mal auf einen Kaffee einlade?" 

Das kam jetzt überraschend. Mein Herz machte einen Sprung, mir wurde ganz warm und ohne das ich etwas dagegen unternehmen konnte, antwortete ich schon. "Das fände ich eine echt gute Idee." 



ShipcemberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt