Ein kleines Boot

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„Du wolltest wissen, warum ich weiß, dass der Drache nicht hier ist. Jetzt weißt du es. Sie erfreut sich daran klarzumachen, dass sie da ist oder eben auch nicht. Man hört sie zurückkommen."

„DAS?! War ein Drache?! Ich habe noch nie einen Drachen ein solches Geräusch machen hören. Was war das überhaupt? Definitiv kein Brüllen oder Grollen, nicht mal ein Trillern."

Fawn zuckte nur mit den Schultern und hob ihre Teetasse an die Lippen. „Ich weiß es nicht. Wie gesagt, ich bin kein Drachenexperte. Ich weiß nicht, wie ihre Geräusche kategorisiert werden. Was ich weiß ist, dass sie wieder hier ist und ich sie dir nun zeigen kann, wenn du das denn möchtest. Allerdings meintest du, du wolltest sie sehen. Also, trink deinen Tee aus. Das sollte ihr genug Zeit geben, um sich von der Jagt zu beruhigen." Sie stand auf und platzierte ihre Tasse in der Spüle.

Charlie griff seine Tasse und stürzte den Rest des Inhaltes in wenigen Schlucken herunter. Fawn lachte. „Du bist ja eifrig den Drachen zu sehen. Soll ich das als Zeichen sehen, dass meine Gesellschaft nicht erwünscht ist?"

„Nein. Das ist es nicht... du bist eine gute Gesellschaft. Es ist nur das..."

„Ich weiß schon. Ich habe mir nur einen kleinen Spaß erlaubt. Nimm nicht alles so wörtlich. Ich hoffe, du wirst nicht See krank. Oder ist es Bootkrank? Weil wirklich Wellen werden wir nicht haben. Aber ich habe auch schon Leute gesehen, die auf spiegelglatten Seen krank geworden sind." lachte Fawn.

„Nein. Ich kann einen kleinen Boottrip ohne Probleme überstehen."

„Das ist gut. Dann wollen wir doch mal." Fawn warf einen Blick über die Schulter und verließ die Küche.

„Willst du deine Schürze hierlassen? Und du hast Mehl im Gesicht." Sie blieb wie erstarrt stehen und rieb sich heftig eine Wange. Charlie schmunzelte. „Auf der anderen Seite. Warte, hier. Jetzt ist es weg. Deine Schürze?"

Sie sah an sich herunter und löste dann die Knoten. Ohne sich groß darum zu kümmern, warf sie die Schürze über einen Stuhl. Die Arme ausgebreitet drehte sie sich zu Charlie um. „Bin ich jetzt akzeptable genug, um dir den Drachen zu zeigen? Nicht dass sie das in irgendeiner Weise interessieren würde." grummelte sie den letzten Satz mehr zu sich selbst als zu Charlie.

„Sehr präsentable. Zeige mir den Weg."

„Du bist so hibbelig. Bist du so aufgeregt den Drachen zu sehen? Oh, mach nicht so ein Gesicht. Ich stichle nur. Komm, hier lang." Sie deute in Richtung des Wassers und Charlie ging an ihrer Seite hinunter zum Wasser. An einem hölzernen Steg schaukelte ein kleines Ruderboot im Wasser, die kleinen Wellen verloren sich schnell in der von hier beinahe endlos erscheinenden Wasserfläche.

Ohne zu zögern, hüpfte Fawn in das Boot, das heftiger schaukelte, und nun schluckte Charlie schon. Er sah über das Wasser und fragte sich, wo er hier einen Drachen sehen sollte, aber Fawn schien zu wissen, wo der Drache war und er hatte es zu überprüfen. „Und du bist dir sicher, dass das sicher ist?"

Fawn sah zu ihm nach oben und lachte dann. „Du hast also doch Angst. Keine Sorge, ich weiß was ich tue. Und du bist ein Magier. Du solltest dich selbst retten können, solltest du ins Wasser fallen. Die Orcas machen eine grandiose Motivation." Charlie wurde blass. „Keine Angst. Orcas haben noch nie einen Menschen verletzt. Sie greifen manchmal Boote an, aber es wurde nie berichtet, dass sie einen Menschen in der Wildnis verletzt oder gefressen hätten. Und die Gruppe hier, wird erstmal weg sein. DIE haben nämlich Angst vor dem Drachen."

Sie hielt ihm eine Hand hin und das Glitzern in ihren Augen, eine Herausforderung, ließ ihn ihre Hand ergreifen. Er setzte sich auf die Bank ihr gegenüber und sie griff die Ruder. „Lass mich."

Drachen tanzen nicht nur am HimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt