Der Kuss

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Charlie legte den Kopf in den Nacken und lachte. Fawn sah ihn verwirrt an. „Das wusste ich doch schon lange. Seit ich dich das erste Mal mit dem Drachen gesehen hatte. Da war klar, wer du warst. Auch wenn ich deine Schauspielleistung loben muss. Du hast dich nie selbst verraten."

„Du hast dich daran erinnert, als ich mich aus dem Schloss geschlichen habe, um die Drachen zu sehen." Sie schüttelte den Kopf.

„Das war typisch Gryffindor. Jeder sagt tue es nicht, dass ist gefährlich. Und dennoch kommt da der Champion, der beinah von einem der Drachen umgelegt wurde und sitzt da einfach neben den Drachenkäfigen und erzählt Kindergeschichten für die Drachen, nur um abzubrechen, wenn er merkte, dass der Drache in der Geschichte der böse war."

„Ich wollte nicht für immer Angst vor ihnen haben. Und ich wollte ihnen keine Geschichte erzählen, in der sie die bösen sind. Das fühlte sich einfach nicht richtig an."

„Du warst furchtlos. So etwas beeindruckendes habe ich danach nie wieder gesehen." Er streckte den Arm aus, ergriff ihre Hand und strich ihr mit dem Daumen über den Handrücken.

„Nicht..." kam ihr schwacher Protest, aber ihre Finger schlossen sich um seine Hand.

„Warum sollte ich?" Charlie hob ihre Hände vor seinen Mund, um einen Kuss darauf zu drücken.

„Ich bin keine Frau. Ich..."

„Ich dachte wir hätten das geklärt. Du bist, was du sein willst."

„Ja schon, aber... aber nicht biologisch. Ich habe noch immer... da unten... du weißt schon." sprudelte es dann aus ihr hervor und sie schlug ihre freie Hand vor ihr Gesicht, das bis zu den Ohren rot anlief.

Charlie lachte. „Fawn. Schau mich an." Er strich ihr eine Strähne hinters Ohr und wartete, bis sie den Blick hob und sich die schönen grünen Augen zeigten. „Mir sind Geschlechter egal. Ich hatte weibliche Partner, ich hatte männliche Partner. Das ist überhaupt kein Problem." Er lächelte und konnte etwas wie eine Idee in ihren Augen aufblitzen sehen.

„Und jetzt sag bloß nicht, dass ich auf meine Schwester Rücksicht nehmen soll. Du hast mit ihr Schluss gemacht und würdest nie wieder mit ihr zusammenkommen. Warum sollte ich eine Möglichkeit offenlassen, die niemals erfüllt wird. Du kannst mir nicht sagen, dass du dir vorstellen kannst als Mann wieder zu Ginny zurückzugehen. Und die wird dich nur als Mann akzeptieren. Als den Traum, den sie von Harry Potter hat."

Fawn sah zur Seite und schluckte. Ihr Adamsapfel hüpfte deutlich. „Ich... nein. Ich will nie wieder nach England zurück. Ich mag es hier. Niemand ahnt auch nur, wer ich mal war. Bis auf die Nachbarn werde ich in Ruhe gelassen. Ich könnte nie wieder zurück in den Medienrummel." Es schüttelte sie und sie schüttelte den Kopf. „Nie wieder."

„Nicht einmal für einen Besuch?"

„Nein. Ich kann keinen Ort mehr sehen, ohne die Gesichter der Toten zu sehen. Ich... überall sehe ich nur Tod und Kämpfen. Auch wenn da schon lange kein Kampf mehr ist. Ich... meine Erinnerungen sind so... so eng verknüpft miteinander. Ich glaube nicht, dass ich es überstehen würde. Ich würde Panikattacken haben und dann... dann würden sie es herausfinden. Nein. Nein. Nie wieder." Vehement schüttelte sie den Kopf.

Charlie strich ihr beruhigend über den Kopf. „Ganz ruhig. Du musst nie wieder nach England zurück. Wenn du nicht möchtest, dann musst du nicht. Und wenn du irgendwann willst, dann wird England dir offenstehen." Vorsichtig zog er Fawn gegen seinen Körper und war überrascht, wie leicht sie war. Summend vergrub er das Gesicht in ihren schwarzen Haaren. „Du riechst nach Wald und Meer und Sommer."

„Ich habe ein Reservat am Meer." lachte sie und Charlie schüttelte den Kopf.

„Das ist es nicht. Da ist etwas, dass einfach nur du bist. Etwas, dass einfach sehr Fawn ist." Er strich ihr über die Seite, drehte sie dann, sodass sie Oberkörper gegen Oberkörper waren und ließ eine Hand zu ihrem Kinn wandern. Sanft hob er es an.

„Nicht."

„Fawn. Ich... es tut..."

„Sag nicht es tut dir leid. Ich... ich will es doch auch. Aber... du bist bald wieder weg. Ich kann nicht einen Geschmack von etwas haben, dass ich wieder verlieren muss. Das tut mir zu sehr weh. DU wirst wieder zurück nach Rumänien gehen und ich bin allein und ... hmpf." Charlie verschloss ihre Lippen mit seinen und sie schien in seine Umarmung zu schmelzen.

„Ich sagte doch, du sollst es nicht tun." kam es schwach von ihr, als sie den Kuss lösten, aber sie kuschelte sich an ihn.

„Ich gehe nicht so bald." Sie zuckte aus seiner Umarmung hoch und starrte ihn an. „Ich habe mit meinem Boss gesprochen. Wir wissen zu wenig über den Drachen und wer weiß, wann wir wieder die Chancen bekommen sie während der Brutzeit oder der Jungenaufzucht zu beobachten. Vielleicht kommt die Chance nie wieder. Die internationale Vereinigung hat beschlossen, dass ich hierbleibe, mindestens bis die Kleinen selbstständig sind."

„Aber... sie sind noch nicht mal geschlüpft. Das kann Ja... Jahre dauern." Ihre Augen wurden groß.

„Ich werden bleiben, egal wie lange es dauert. Ich kann mir in der Gegend ein Haus suchen oder..."

„Sei still. Du bleibst hier bei mir. Ich bleibe doch nicht allein in meinem Haus, wenn ich dich bei mir haben kann." Fawn unterbrach ihn, packte ihn am Kragen und zog ihn zu einem weiteren Kuss herab.

Charlie grummelte, wegen der Position, rollte sie herum und sie kamen auf dem Boden liegend zur Ruhe. „Du hast mich überzeugt. Ich bleibe bei dir."

„Also ob du etwas anderes geplant hättest." Fawn verdrehte die Augen. „Nicht so viel reden. Mehr küssen."

„Wie mein... hmpf." Charlie legte die Arme um Fawn und schloss die Augen, um den Moment einfach nur zu genießen. Tief in sich hoffte er, dass er immer wieder solche Momente erleben würde. Einfach nur er und Fawn mitten in der Natur.

Drachen tanzen nicht nur am HimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt