„Was hast du da?" Charlie sah neugierig auf die Kräuter in Fawns Händen, sein Kopf noch immer pochend. Er hob die Hände an die Schläfen und massierte sie, aber das Pochen blieb und klopfte weiter in einem unregelmäßigen Rhythmus, der es nur noch schlimmer machte. Der Raum um ihn herum schien zu schwanken und er griff nach der Wand, um sich abzustützen.
Fawn griff mit der freien Hand seinen Ellenbogen und führte ihn in die Küche, wo sie ihn bestimmend auf einen Stuhl drückte. „Die sind für deine Kopfschmerzen. Ich hatte die auch für eine Zeit und sie gehen nicht weg. Oder nur sehr langsam. Also habe ich damals alle Mittel für Kopfschmerzen ausprobiert. Aber nur eines war erfolgreich. Daher trinkst du erstmal das und dann einen Tee mit den Kräutern. Und dann solltest du in einer halben Stunde wieder okay sein."
Charlie erwiderte nichts, sondern griff nur das Glas mit kühlem Wasser, das in seine Hand geschoben wurde, und trank es mit großen Schlucken. Für einen Moment beruhigte das Wasser, das seine Kehle hinunterlief, seine Kopfschmerzen, doch dann kamen sie in voller Stärke zurück und Charlie wimmerte.
Er legte den Kopf auf dem Tisch ab und schloss die Augen. Fawn wirbelte in der Küche herum und begann immer wieder zu summen, nur um sofort wieder aufzuhören. Der pfeifende Wasserkocher schien direkt in Charlies Kopf zu sein, auch wenn Fawn ihn schnell vom Herd nahm und das Pfeifen unterband.
Sie kam leise zu ihm herüber und stellte mit einem leisen Klacken die Tasse Tee vor ihn hin. Er tastete danach und schloss die Finger um das warme Porzellan. Als er die Tasse zu sich heranzog, wurde er in dem Geruch der Kräuter eingehüllt. Der minzige Geruch schien seine Kopfschmerzen etwas zu besänftigen und er zog die Tasse noch näher zu sich, um den Geruch direkt einzuatmen.
Neben ihm raschelte es und im nächsten Moment drückte sich ein kleiner Körper zwischen seine Finger und die warme Tasse. Charlie öffnete ein Auge und wurde von einem Pfeifen begrüßt, dass klang als würde sich jemand die Augen ausheulen. Seine Augen fand den kleinen Vogel, der sich scheinbar zufrieden gegen seine Hand schmiegte und die Augen nun selbst wieder schloss.
„Scheinbar ist sein Nest nicht warm genug. Ich wünschte wirklich, ich könnte sie besser verstehen. Dann könnte ich mich besser um sie kümmern, wenn sie verletzte sind. Oder so hilflos wie er." Fawns Stimme kam leise und melodisch, als sich ihr Finger in sein Blickfeld schob und dem Augurey über das Köpfchen strich. Es gurrte fröhlich, auch wenn es wie immer traurig klang.
Charlie hob die Tasse, unter protestierendem Piepen, nahm einen kleinen Schluck und stellte fest, dass der Tee noch viel zu heiß war. Er stellte die Tasse wieder ab, schnelles Trippeln ertönte und der kleine Körper des Vogels wieselte sich wieder zwischen seine Finger und die Tasse. „Ich habe das Gefühl, dass wir dem Kleinen irgendwie eine bessere Wärmequelle zur Verfügung stellen sollten."
„Zugestimmt. Ich will ja nicht, dass unser Baby kalt ist. Hast du eine Idee, wie wir das anstellen könnten?"
Charlie grummelte. „Vielleicht wenn mein Kopf aufhört zu pochen. Im Moment kann ich mich nicht einmal an meine Erstklasszauber erinnern."
„Um ganz fair zu sein, die sind am längsten her. Wer erinnert sich denn an die? Außer an die alltäglichen. Aber die könntest du vermutlich auch wirken. Einfache Muskelerinnerung. Lass deinen Tee nicht zu kalt werden. Er sollte zumindest warm sein, um gut zu wirken." Sie nippte an ihrer eigenen Tasse Tee und Charlie brachte die Tasse an seine Lippen. Der Tee war zwar noch immer heiß, aber er zwang ein paar Schlucke herunter.
„Hast du einen Wunsch fürs Mittagessen? Wenn ich dich schon so foltere, dann kann ich dich auch verwöhnen." Charlie schüttelte den Kopf und stürzte den Rest des Tees herunter. Das Augureybaby piepte protestierend, als es feststellte, dass die Tasse nicht mehr so warm war. Charlie schmunzelte und strich dem Vogel über das Köpfchen.
Fawn stand auf und wirbelte wieder in der Küche. Charlie beobachtete sie dabei und fühlte sich unglaublich Zuhause. Genauso wie er es immer wollte. Jemand war da, der ihn verstand und unterstützte. Aber auch jemand, der sein eigenes Leben mit Problemen hatte, bei dem er sie unterstützen konnte. Und selbst wenn es nicht normal war sich um ein Augurey zu kümmern, besonders nicht mit so viel Liebe wie Fawn, so genoss er auch das.
Er verlor sich darin Fawn zu beobachten. Sie sah zu ihm zurück und schmunzelte bei einem Blick auf die Uhr. „Wie ist es mit deinen Kopfschmerzen?"
Charlie zuckte und versuchte ihre Frage zu beantworten. „Sie... sie sind weg. Es fühlt sich okay aus."
„Sehr gut. Du wolltest, dass ich dich daran erinnere, dass du dir etwas über die Tentaklen von meiner Schönen aufschreibst. Und über das Summen oder was auch immer das Geräusch ist. Und das du glaubst, dass es ein Tastorgan ist."
Charlie lächelte. „Danke. Ich nutze dann nachher mal den Kamin, um meinen Boss anzurufen."
„Du musst mir das nicht immer sagen. Ich habe dir doch gesagt, dass du ihn benutzen kannst, wann immer du willst. Es wäre ja nicht so, als würde ich ihn überhaupt benutzen. Und wenn, dann kann es auch warten." Fawn winkte ab, während Charlie mit einer Feder Notizen auf einem Blatt machte.
„Bevor du deinen Anruf startest, setz das Baby bitte noch zurück in sein Nest. Sonst kühlt uns der Kleine wirklich noch aus. Und das will ich nicht."
„Klar." Charlie schob eine Hand unter den kleinen Vogel, der sich in die formende Kuhle kuschelte und kaum protestierte, als Charlie ihn vorsichtig in den Lumpenhaufen setzte. Er schob sich unter ein paar der Lumpen und war schon nicht mehr zu sehen, als sich Charlie mit einem Schmunzeln auf den Lippen abwandte.
Mit seinen Notizen ging er ins Wohnzimmer, kontaktierte das Reservat und diskutierte die neuen Informationen mit seinem Boss. Der war von all dem bei weitem nicht so begeistert wie Charlie selbst, der sich von Fawns Begeisterung hatte anstecken lassen. Aber als er den Kopf aus dem Feuer zog wussten beide Seiten mehr als zuvor.
Die Melodie der Türklingel hallte durchs Haus und Charlie setzte sich auf die Hacken zurück. „Ich gehe schon. Du musst nicht." hörte er Fawn und dann deren Schritte, die zur Tür eilten. Sie summte vor sich hin und dann öffnete sie die Tür. Anstelle einer Begrüßung, wie sie sonst reagiert hätte, hörte Charlie nur eine drückende Stille.
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Drachen tanzen nicht nur am Himmel
FanfictionDer Krieg ist vorbei und Charlie Weasley ist zurück im Drachenreservat. Das Leben geht seinen gewohnten Gang, zwischen der Arbeit mit den Drachen und den Anrufen seiner Familie, die nun nicht mehr so sehr von dem Tod eines der Zwillinge und mehr mit...