„Nun. Das war jetzt einfach nur unhöflich. Dabei bin ich nur hier um unsere neue, friedliche Nachbarschaft zu feiern. Nachdem du endlich zur Vernunft kommen musstest. Und als Zeichen deiner Freundschaft und als Entschädigung für deine Dummheit kannst du uns das Land wieder wie gewohnt nutzen lassen. Und das heißt natürlich auch, dass ich mein Boot wieder hier haben kann. Oh, meine Jungs werden es lieben, wieder in der Natur zu sein. Ich hasse es, wenn sie mein Land vandalieren. Die ganzen hässlichen Hütten und die überall herumliegenden Äste und die Feuerkuhlen und..."
„STOPP!" Charlie sprang auf und baute sich zu seiner vollen Gestalt vor der Frau auf, die zurückzuckte und dabei den Tee über ihre Bluse goss. Sie kreischt, aber Charlies Blick ließ sie sofort verstummen. Er verschränkte die Arme und spannte die Muskeln an. Er wusste, dass das die Narben von seinem Job noch mehr hervortreten ließ und er bedrohlich aussah.
„Fangen wir mal damit an, dass du hierherkommst und dich schlimmer benimmst als ein Troll. Du verlangst Einlass und Tee, kritisierst die Hausbesitzerin und hast keinerlei Manieren. Das wirfst du dann allen vor, aber selber würden vermutlich nicht einmal Schweine in deiner Umgebung sein wollen. Nein, du sagst jetzt gar nichts!"
Karen zuckte zurück und Charlie fühlte, wie seine Augenbraue zuckte. „Wenn wir schon bei der hyperkritischen Geschichte sind. Es ist also okay, dass deine Jungs das Land anderer zerstören, solange es nicht dein eigenes ist? Du redest von Geschmack und Manieren, hast aber selbst keine. Du sagst, dass ihr ja Nachbarn seid und deshalb euch friedlich und freundlich verhalten solltet. Du warst es, die die Regeln gebrochen hat. Du hast Fawns sehr klare Regel missachtet. Du hast ihr Beamten nach Beamten auf den Hals gehetzt. Das ist nichts, was man als guter Nachbar tut."
Sie schien zunächst kleiner und kleiner zu werden, dann aber baute sie sich zu ihrer unbeeindruckenden Größe auf. „Du hast gar nichts zu sagen! Keine Manieren! Kein Respekt! Du lebst nicht einmal hier. Du weißt nicht, wie es ist! Wenn man das Haus voller Kinder hat, die nichts als Unfug im Sinn haben und dann nicht einmal mehr ihren einzigen Spielplatz nutzen können!" Tränen erschienen in ihren Augen, aber Charlie war unbeeindruckt.
„Als ob sie irgendwas verloren hätten. Du besitzt genug Land, um deine Jungs darauf spielen zu lassen. Du willst nur nicht. Das ist deine Schuld und deine allein. Deine Jungs sind so schlecht erzogen, dass sie nicht auf eurem Land spielen können. Ich habe Geschwister und weitaus mehr als nur zwei. Ich weiß, wie es ist mit ihnen in einem Haus eingesperrt zu sein. Dennoch hätte unsere Mutter uns niemals zum Randalieren zu den Nachbarn geschickt. Da hätten wir einige auf den Hintern für bekommen. Schieb dein zu kurz kommen nicht auf andere ab."
„Wir waren das gewohnt! Es war unser Recht! Wir mussten niemals damit leben, dass wir das Land nicht nutzen konnten!"
„Dann hättest du es selbst kaufen sollen, Karen. Ich weiß, dass Herr Fin es euch angeboten hat. Aber du wolltest den Preis nicht zahlen. Wucher hast du es genannt. Du wolltest warten, bis er die Geduld verliert und es euch schenkt, weil er es nicht verkaufen kann. Du glaubtest nicht, dass irgendjemand hierherziehen wollte." Fawns Stimme war ruhig, wie eine Katze, die ein unwichtiges und ungefährliches Kätzchen beobachtete, dass sich als groß und gefährlich aufspielte.
„Du hattest die Wahl dieses Land zu haben. Aber es hätte dich gekostet und du hättest das Land überwachen müssen. Du hättest etwas damit machen müssen oder zumindest Gefahren entfernen und dafür zu sorgen, dass es sicher ist. Das war dir zu viel Arbeit. Du dachtest, niemand kümmert es, wenn es mir geschenkt wird. Nachrichten! Du hättest all das trotzdem tun müssen, ansonsten hättest du es an den Staat verloren."
Fawn nahm ihre Teetasse, trank einen Schluck und sah Karen einfach an. Die klappte ihren Mund wie ein Fisch lautlos auf und zu. „Oh und wo wir schon dabei sind. Das Reservat ist genehmigt und überprüft. So langsam solltest du keine Anschuldigungen mehr haben, die du stellen kannst, damit das Ministerium jemanden herschicken muss, der nur seine Zeit vertrödelt." Sie zuckte mit den Schultern.
„Der nette Beamte des Ministeriums wirkte eher genervt davon, dass sie schon wieder jemanden für nichts und wieder nichts herschicken mussten. Die haben wie so ziemlich jeder andere Personalprobleme. Da passt es denen natürlich gar nicht, dass jemand sich ständig ohne irgendeinen wirklichen Grund beschwert." Mit einem breiten Lächeln sah Fawn Karen an.
Charlies Grinsen war dagegen blutrünstig. Er lehnte sich zurück und tippte sich an die Unterlippe. „Meinte der Beamte nicht etwas von wegen, dass falsche Beschwerden ebenfalls strafbar sind? Und dass besonders in Fällen mit häufenden Beschwerden interne Untersuchungen angestellt werden? Er fragte ja nach allen deiner Nachbarn. Und du meintest noch, dass du nur einen Nachbarn hast. Dich Karen." Charlies blaue Augen fixierten sie.
„Dro... Du drohst mir! Ich werde bedroht! Hilfe!"
„Nach wem schreist du denn hier? So weit draußen lebt niemand anderes. Du kannst so sehr schreien wie du willst. Niemand wird dich hören. Und zweitens, niemand bedroht dich. Ganz im Gegensatz zu dir. Du bedrohst Leute. Du erniedrigst sie nicht nur, oder versuchst es zumindest, auch wenn du jedes Mal erbärmlich scheiterst. Nein. Du bedrohst sie. So wie du Fawn und ihr Reservat bedroht hast. Oh, kannst du dich erinnern? Du musst Fawn für ihre Großzügigkeit wirklich dankbar sein. Immerhin hat sie im Namen der Nachbarschaft auf eine Anklage verzichtet, obwohl der Beamter ihr dazu geraten hat."
„Ich... nein... ich." Karen schnappte nach Luft und versuchte Wort zu formen.
„Oh. Das danke hier in der Gegend hört sich aber sehr seltsam an. Wie man Dankbarkeit hier ausdrückt, obwohl man bedrohte Wesen bedroht hat und sie vernichten will. Und das in einer Gegend, die so stolz auf ihre Naturschutzprojekte ist. Wo jeder irgendwie mit dem Einkommen darauf angewiesen ist. Es wäre wirklich eine Schande, wenn man eine solche Anklage erhalten würde. Das würde dann sofort die gesamte Gesellschaft wissen."
„Ich... Ich bin im Recht! Niemals hat es hier so eine Abscheulichkeit gegeben, die sich mehr auf Viecher konzentriert als auf die Bedürfnisse der Menschen. Abscheulich. Und wenn man schon auf die Viecher angewiesen ist. Zum Essen sind die alle mal gut und mehr kann man mit denen eh nicht anfangen. Es wäre ja nicht so, als würden die irgendjemandem etwas bedeuten, der kein Freak der Natur ist..."
Charlie knurrte schon fast, als er sah wie Fawn zuckte, als Karen auf sie zeigte. Karen aber sah es auch und ihre Augen glühten vor Hass und Wut.
„Freak! Das ist keine Frau, sondern nur ein widerlicher Freak, der sich für eine hält." Die Zeit schien für einen Moment still zu stehen, dann sprang Fawn auf und rannte aus dem Haus.

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Drachen tanzen nicht nur am Himmel
FanfictionDer Krieg ist vorbei und Charlie Weasley ist zurück im Drachenreservat. Das Leben geht seinen gewohnten Gang, zwischen der Arbeit mit den Drachen und den Anrufen seiner Familie, die nun nicht mehr so sehr von dem Tod eines der Zwillinge und mehr mit...