Karen brach in hysterisches Gelächter aus. „Das kleine Biest kann nicht einmal das aushalten! Schwächling! Wie soll er nicht damit leben, dass er eine Schande für einen Mann ist! Ein Frea...Argh! Lass mich los! Perverser! Ich werde belästigt! Hilfe!"
Charlie packte sie am Arm und zerrte sie unsanft nach draußen. „Niemand würde dich auch nur mit einer Stange anfassen wollen! Nicht mal dein Mann! Jeder weiß, dass er sich lieber mit jungen Frauen vergnügt! VERLASSE DIESES LAND UND KOMM NIE WIEDER! DU BIST HIER UNERWÜNSCHT!" Er warf sie zu Boden, verriegelte das Haus magisch und sah sich einen Moment hektisch um, ehe er Fawns Gestallt zwischen den Bäumen erkennen konnte. Ohne noch weiter Gedanken zu verschwenden, folgte er ihr.
Fawn rannte und war auf dem schwierigen Gelände überraschend schnell. Charlie wusste nicht, ob er es nur darauf schieben konnte, dass er das Gelände bei weitem nicht so gut kannte oder ob auch seine Ausdauer nicht so gut war, aber Fawn schien immer weiter von ihm weg zu kommen. Er konnte ihre Gestalt nur noch erahnen und hatte schon keine Ahnung mehr, wo auf dem Gelände sie waren, so wie Fawn Hacken schlug.
Charlie keuchte, als sie endlich stoppte und er sie einholte. Sie selbst atmete so heftig, dass ihr ganzer Körper sich schüttelte und stützte sich an einem Baum ab. Erst jetzt konnte Charlie sie schluchzen hören und erkannte, dass das heftigere Zucken nicht von der Anstrengung kam, sondern einzig vom Weinen.
„Fawn."
„Nicht. Bleib weg." Ihre Stimme brach als sie vor ihm zurückwich, das Gesicht nass mit Tränen und die Augen hin und her huschend, um ihn ja nicht anzusehen. Im Zurückgehen ließ sie den Baum los, ihre Beine zitterten und sie sank zu Boden. „Bleib weg. Bitte. Bleib weg." wimmerte sie, während sie sich auf dem Boden zusammenkrümmte.
Charlie setzte sich auf den Boden, genau dort wo er stand, und blieb still. Ihr Wimmern und Weinen brach ihm das Herz, aber er blieb. „Wa...warum?"
„Warum was?"
„Warum bi... bist du hicks hier? Warum ren... rennst du hicks nicht wie alle an... anderen auch? Hicks." Ihr Schluckauf brachte ihn zum Schmunzeln, aber ihre Aussage ließ ihn das Gesicht verziehen.
„Warum sollte ich rennen? Hat es etwas mit mir zu tun, dass du im falschen Körper geboren wurdest? Nein, hat es nicht. Ist es meine Sache, ob du lieber Frauenkleider trägst oder lange Haare hast oder dich gerne schminkst?"
„Tue ich doch hicks gar nicht."
„Nein. Aber selbst, wenn du es tätest, dann wäre es noch immer einzig und allein deine Angelegenheit. Wenn du mir das sagen willst, dann tuest du das. Wenn nicht, dann nicht. Weder habe ich das Recht zu fragen, noch habe ich wirklich ein Recht auf eine Meinung in der Angelegenheit. Es ist deine Sache." Fawn hob den Blick und sah ihn an, die Augen mit so viel Hoffnung gefüllt, dass Charlie sie am liebsten in seine Arme gezogen hätte, aber er wusste nicht, ob dass eine gute Idee wäre.
„Es ist nicht mein Recht, das Geschlecht zu kennen, mit dem du geboren wurdest. Es ist auch nicht ihr Recht es zu kennen. Und noch schlimmer ist, dass sie denkt, dass sie ein Recht hätte, solche Aussagen zu treffen. Es geht sie nichts an und sie hat darüber die Klappe zu halten. Aber solche Menschen sind einfach... wie die auch nur ein Gespräch überleben ohne eine Anzeige am Hals zu haben ist mir ein Rätsel."
Fawn lachte und auch wenn es nicht den gleichen fröhlichen Klang wie sonst hatte, es war ein wahres, amüsiertes Lachen. Dann wurde sie wieder von ihrem Schluckauf unterbrochen und ihr ganzer Körper bewegte sich mit jedem Hicks. Charlie biss sich bei ihrem hilflosen Blick auf die Lippen, doch nach ein paar Momenten konnte er es nicht mehr halten. Das Lachen blubberte ihn ihm hoch und brach heraus.
Schmollend verschränkte Fawn die Arme, doch da sie noch immer von ihrem Schluckauf geschüttelt wurde, konnte Charlie es einfach nicht ernst nehmen. Sie selbst schien das zu merken, denn sie öffnete die Arme wieder und kämpfe mit zusammengepressten Lippen gegen den Schluckauf. Nicht dass es das besser machte, dass sie ohne Geräusche immer mal wieder zuckte. Ihr vorwurfsvoller Blick führte dazu, dass er sich abwandte und mehrmals tief atmete, um sich zu beruhigen.
„Sorry, sorry. Aber das sah einfach zu lustig aus. Ich wollte dich nicht auslachen. Und auch wenn das Thema ein ernstes ist, das war einfach zu lustig." Fawn streckte ihm die Zunge heraus und er biss sich auf die Lippen, um nicht wieder zu lachen. „Darf ich näherkommen."
„Warum willst du? Ich bin... nicht Fawn. Ich bin nicht mal eine Fr... Frau. Ich bin..."
Charlie suchte ihren Blick und hielt ihn. „Du bist, was du sein möchtest. Wenn du eine Frau sein möchtest, dann bist du in meinen Augen eine Frau. Es ist dein Körper. Wen du glaubst, dass du im falschen bist und ihn änderst, dann ist das deine Sache. Ich habe ja auch kein Recht dir zu sagen, dass du dich tätowieren solltest oder eben nicht oder ob du lange Nägel trägst oder nicht. Das sind persönliche Entscheidungen."
„Du... wirklich? Du denkst wirklich so? Das es meine Entscheidung ist?" Ihr Gesicht hellte sich auf und nun konnte Charlie nicht mehr anders.
Er setzte sich direkt neben sie und griff ihre Hände. „Fawn. Du bist eine hübsche, selbstbestimmte, lustige junge Frau. Wenn du mir sagst, du bist eine Frau, dann ist das so. Meine Entscheidung? Nein. Karens? Definitiv nicht. Deine. Deine und deine allein. Lass dir von diesen Leuten ja nichts anderes einreden."
„Du findest mich hübsch?" Röte zog sich über ihren Nasenrücken und sie sah auf ihren Schoß, schielte aber immer wieder zu ihm.
Er lachte. „Natürlich. Du bist verdammt hübsch. So hübsch, dass du mir beim ersten Mal den Atem geraubt hast, weil ich dachte, dass ich einen Engel vor mir hätte."
Nun wurde sie noch röter. „Du... ich... das war jetzt wirklich kitschig." Sie sah einfach in den Wald und schreckte auf, als Charlie die Hand nach ihrer ausstreckte. Schnell zog sie sie zu sich und drückte sie gegen sich. „Du kannst nicht."
„Warum nicht? Sollte das nicht meine Entscheidung sein?"
„Weil ich Harry Potter bin."
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Drachen tanzen nicht nur am Himmel
FanfictionDer Krieg ist vorbei und Charlie Weasley ist zurück im Drachenreservat. Das Leben geht seinen gewohnten Gang, zwischen der Arbeit mit den Drachen und den Anrufen seiner Familie, die nun nicht mehr so sehr von dem Tod eines der Zwillinge und mehr mit...