3 - Ich hätte ihn gemalt

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Während unseres Marsches zum Restaurant war ich wohl darauf bedacht Drew nicht in die Augen zusehen. Wieso hatte er mir das nur gesagt? Diese paar Worte gefährdeten unsere ganze Freundschaft. Ich hatte keine Ahnung, wie ich je wieder normal mit ihm reden sollte, wenn ich wusste, dass er für mich mehr empfand.

Ich hatte mich ganz bewusst bei Rosie untergehakt und sie zwischen mich und Drew geschoben. Diese war so erfreut über ihre zwei Busenbändiger, sodass ihr die Stille zwischen mir und Drew nicht auffiel. Ich wagte es nicht einmal in seine Richtung zu sehen. Ich wusste, dass er enttäuscht war und das Schlimme daran war, dass ich daran schuld war.

Als wir Keen's Steakhouse erreichten, setzte ich meine Maske mit dem fröhlichen Lächeln auf. Die anderen Zwei sollten nichts merken. Vielmehr hatte ich das Bedürfnis diese ganze Angelegenheit mit Rosie auszuwerten. Was hatten sich Drew dabei gedacht? Hatte er wirklich gedacht, dass ich die gleichen Gefühle für ihn hatte? Ich überlegte krampfhaft, ob ich irgendetwas getan hatte, was er hätte falsch interpretieren können. Mir fielen etlichen Momente ein. Zum Beispiel als ich mich heute Nachmittag bei ihm untergehakt hatte. Er hatte mich sofort näher an sich heran gezogen. Ich Naivchen hatte gedacht, dass er mich einfach nur wärmen wollte, doch statt seiner Körperwärme hatte er mir vielmehr seine Herzenswärme geben wollen.

Bobby und Kent begrüßten uns etwas angetrunken. Die vier Stunden ohne uns hatten sie wohl feuchtfröhlich verbracht.

Noch ehe wir überhaupt eine Bestellung aufgeben konnte, trat ich Rosie mehrmals gegen Schienbein. Erst beim dritten Mal merkte sie, dass ich das nicht ohne Absicht getan hatte.

„Kommst du mir auf Klo?", fragte ich sie schließlich und stand auf. Sie wusste, was sie zu antworten hatte und folgte mir. Auf dem Weg zu den Toiletten zogen wir die Blicke auf uns. Insbesondere Rosies Dekolleté fand sich dabei im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Sie liebte es im Fokus der Menschen zu stehen.

„Was ist?", fragte sie, als wir in den Waschräumen der Frauen waren. Ich setzte mich auf einen geschlossenen Klodeckel, während sie sich ihren Lidstrich nachzog.

„Als du vorhin deine BHs anprobiert hast, hat Drew mir seine Liebe gestanden."

Ihr Eyeliner fiel mit einem Scheppern zu Boden. Sie drehte sich zu mir und ihr stand der Schock ins Gesicht geschrieben.

„Das hat er nicht!"

„Doch."

„Unser Drew?"

„Ja."

„Niemals!"

„Wenn ich es dir doch sage!"

„Oh mein Gott."

Sie lehnte sich in die Toilettentür. Zum Glück war das hier ein gehobenes Restaurant, sodass man keine Angst haben musste, zerkaute Kaugummis in irgendwelchen Ritzen zu finden.

„Das glaube ich einfach nicht", sagte Rosie und man sah ihr an, dass sie es nicht begreifen konnte. Mir ging es ganz genauso. Es kam aus dem Nichts. Ich hatte nicht damit gerechnet. Hätte man mich heute Morgen dazu befragt, hätte ich gesagt, dass es wahrscheinlicher wäre, dass Obama ein Nippelpiercing hat. Niemals wäre mir der Gedanke in den Sinn gekommen, dass Drew sich in mich verliebt haben könnte. „Was hast du zu ihm gesagt?"

„Nichts."

„Nichts?"

Ich konnte den Vorwurf in ihrer Stimme mitschwingen hören.

„Ja.Nichts."

„Sunny, das ist echt scheiße. Er ist einer unserer besten Freunde. Da bist du ihm wenigstens eine Antwort schuldig."

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