14 - Du auch?

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Als ich mit Kent zurück zu den anderen ging, fiel es mir schwer mich normal zu verhalten. Ich konnte Bobby nicht einmal ansehen. Zum einen, weil ich noch immer nicht begreifen konnte, was er getan hatte und zum anderen, weil ich es nicht ertrug zu wissen, dass Hazel schwanger war und er davon keinen Plan hatte. Rosie sah mich immer wieder fragend an. Sie spürte, wie geschockt ich war und natürlich wollte sie auch wissen, weshalb sich Kent und Bobby gestritten hatten, doch in diesem Punkt stimmte ich Bobby zu. Es war besser, wenn sie es nicht wusste. Ihre Vergewaltigung war noch so präsent, da sollte sie nicht erfahren, dass ihr eigener Bruder ein unschuldiges Mädchen gefügig gemacht hatte, um mit ihr zu schlafen.

Als es nur noch wenige Sekunden bis Mitternacht waren, begannen wir herunter zu zählen.

„10"

„9"

„8"

„7"

„6"

„5"

„4"

„3"

„2"

„1"

„Happy New Year!"

Wir alle setzten ein Fakegrinsen auf. Keinem von uns war nach Feiern zu Mute. Einen schlechteren Start in das neue Jahr hätte es kaum geben können. Wir prosteten uns mit dem Kindersekt zu und sprachen darüber, wie toll dieses Jahr werden würde. Wir logen uns dabei an. Es würde ein beschissenes Jahr werden. Wir würden alle an unterschiedliche Unis gehen. Bobby würde mit den Konsequenzen seines Handelns konfrontiert werden. Rosie würde mit den Folgen der Vergewaltigung leben müssen. Drew und ich mussten irgendwie versuchen uns wie Freunde zu benehmen und nicht wie die tragischen Liebende, bei dem einer die Gefühle des anderen nicht erwidern konnte. Kent war wohl der einzige, der mehr oder weniger unbeschadet ins neue Jahr gestartet war. Er hatte seine Freundin in San Francisco und eine Familie, wie sie im Bilderbuch stand. Doch wie ich ihn mir so ansah, wirkte er auch nicht glücklich. Wie sollte man auch, wenn man um all die Probleme seiner besten Freunde wusste?

 Bereits um ein Uhr verkündete Rosie, dass sie ins Bett gehen würde. Normalerweise feierten wir an Silvester bis es hell wurde, doch das hier war kein normales Silvester. Bobby folgte ihr und so blieben Drew, Kent und ich übrig. Drew griff immer wieder in die Schale mit den Erdnussflips, während ich lieblos an meinem Kindersekt nippte.

„Erzählt ihr mir, weshalb du und Bobby euch geprügelt habt?", fragte Drew und  sah uns erwartungsvoll an.

Ich sah zu Kent, der ebenfalls meinen Blickkontakt gesucht hatte. Er schüttelte leicht den Kopf.

„Ich weiß nicht", sagte ich zögerlich.

Drew legte beleidigt seinen Kopf schief.

„Ach kommt schon! Wir sind Freunde und hatten eigentlich mal den Deal, dass wir keine Geheimnisse voreinander haben. Bobby hat vorhin nur gesagt, dass Rosie es nicht wissen darf. Und an Sunnys Reaktion erkenne ich eindeutig, dass es wirklich irgendetwas Schlimmes ist."

„Ist es auch", murmelte ich.

„Sunny", mahnte mich Kent.

„Ist doch so. Ich verstehe, dass Rosie es nicht wissen soll, aber wir können es doch Drew sagen."

Drew sah mich dankend an, während Kent mich skeptisch durchbohrte.

„Ich glaube nicht, dass Bobby es gut findet, wenn es auch noch Drew weiß", gab Kent zu bedenken.

„Hallo? Ich bin euer Freund! Und ich finde es echt nicht nett, wenn ich ausgeschlossen werde", beschwerte sich Drew.

Kurz herrschte Stille.

Wir waren 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt