''Kekse? Kuchen?''

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Es dauerte gefühlte Jahre bis ich die Farbe endlich aus meinem Gesicht entfernt hatte und selbst nachdem ich es mit Seife, Reinigungstücher und einigen Cremen probiert hatte, konnte man noch blasse, schwarze Konturen auf meinen Wangen, sowie auf meiner Stirn erkennen. Die Menschen, die mich so sehen würden, würden mit Sicherheit behaupten, ich oder auch meine  Stylisten hätte Kajal und Wimperntusche mit Puder oder Rouge verwechselt oder so etwas in der Art, aber es scherte mich recht wenig. Dann würde ich eben in den nächsten Ausgaben der Teeniezeitschriften als ein ''Megaflop'' bezeichnet werden und eine Woche später sahen sie wieder die zuckersüße Styling-Queen in mir, wenn das überhaupt noch mein Image war. Ich hatte das schon seit Monaten nicht mehr verfolgt. Dem unzufriedenen Management nach zu urteilen, hielt ich es durchaus auch für möglich, dass die Welt mich als neues Badgirl unter den Teenie-Stars ansehen würde. Nachdem Miley Cyrus' Wandlung vom ''süßen Disney-Girl'' zum ''heißen Cover-Girl'' nun auch schon eine Weile her war, mussten die Medien sich doch schließlich ein neues Opfer suchen und wer passte da besser, als eine achtzehn-jährige, völlig überforderte Schauspieler- und Sängerin, die als kleines Sahnehäubchen auch noch mit der zurzeit begehrtesten Boyband der Welt auf Tour war? Richtig, niemand!

Zu meiner positiven Überraschung war mein Zimmer kein Stück verwüstet. Ich hätte eine totale Bruchbude erwartete, nachdem ich die Jungs gestern Abend hier alleine gelassen hatte, aber ich fand das Zimmer genauso wieder wie ich es hinterlassen hatte. Nicht besonders ordentlich, allerdings auch nicht unordentlicher als es ohnehin schon war. Noch mehr Erleichterung verspürte ich, als Ashton kurze Zeit später kurz vorbeischaute, nur um mich zu informieren, dass sein kleiner Bruder wieder aufgetaucht war und sich mit seinen Eltern ausgesprochen hatte. Es war also mal wieder großes Drama um Dinge, die eigentlich gar nicht so aus dem Ruder hätten laufen müssen.

Ich ersetzte mein bequemes Schlafoutfit noch rasch durch eine enge, dunkelblaue Jeans und mein geliebtes, etwas zu großes, schwarz-weiß kariertes TopShop- Hemd. TopShop war so ziemlich der beste Laden, den ich kannte und wenn ich wirklich mal dazu kam in die Stadt zu gehen, um shoppen zu gehen, dann war das wichtigste Kreterium bei meiner Stadtauswahl natürlich immer, dass es in dieser Stadt einen TopShop gab. Ich war nahezu süchtig nach den ständig wechselnden Kollektionen der britischen Modekette. 

Schließlich meldete sich, wie nicht anders zu erwarten, mein knurrender Magen und schrie regelrecht  nach etwas Essbarem, weswegen ich mich eilig aus meinem Zimmer und dann die Treppen hinunter begab. Den Aufzug mied ich wie immer. Ich hasste Aufzüge.

Ich öffnete die Tür zur Hotellobby, schließ sie jedoch sofort wieder, als ich durch die Glaswand im Eingangsbereich eine Horde aufgeregter Mädchen ihre Nasen gegen das Glas pressen sah, die ein robuster Security-Kerl des Hotels ein wenig überfordert versuchte zu verscheuchen. Doch wie immer waren diese Biester wahrscheinlich noch schwerer loszuwerden, als die Farbe in meinem Gesicht. Shit, sie hatten uns gefunden, wie immer. Wenn sie es schaffen würden das Hotel zu stürmen, wären wir erst richtig geliefert. Aber solange sie mich nicht entdeckt hatten, würde es noch Hoffnung geben, dass sie den Mädchen einreden würden, wir wären gar nicht hier. Lügen wie gedruckt war schließlich eins ihrer größten Talente. 

Ich schritt also mit mies gelaunt die Treppen wieder hinauf und spürte regelrecht wie der Hunger in mir größer und größer wurde. Ich dachte gerade darüber nach ob die sauren Stangen von Ashton und eine Chipstüte, die ich in meinem Schrank verstaut hatte möglicherweise auch ein akzeptables Frühstück für mich abgeben würden, da kam mir Paul auf den Treppen entgegen und lächelte freundlich, dennoch besorgt. 

,,Haben sie dich entdeckt?'', fragte er. Natürlich wusste er schon von den Fanmassen, die sich vor dem Hotel versammelt hatten. Ich schüttelte zögernd den Kopf.

,,Ich denke nicht. Als ich sie gesehen habe, bin ich sofort zurückgegangen.'', erklärte ich ihm und er seufzte. 

,,Es gibt gleich Frühstück. Oben, Zimmer 214, ist im zweiten Stock rechts, das letzte Zimmer im Gang. Der Zimmer-Service ist benachrichtigt.'', informierte mich Paul. Ich nickte dankend und folgte seiner Beschreibung. Als ich den Raum betrat saßen die neun Jungs und mein Manager schon am Tisch und starrten heißhungrig auf die leeren Teller vor ihnen. 

Before The Worst (One Direction & 5 Seconds Of Summer)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt