Before The Worst (One Direction & 5 Seconds Of Summer)

''Es ist wirklich, wirklich schön euch wiederzusehen!''

Unser erstes Konzert in Dublin begann, als das Opening-Video endete und die spannungssteigernde, eintönig dröhnende Musik erklang. Das Kreischen der Fans verstärkte sich und die perfekte Mischung zwischen dem lauten Geschrei und den Tönen jagte mir wie jedes Mal eine Gänsehaut über den Rücken.

Mein Blick glitt zu Louis, Niall, Liam, Zayn und Harry, die sich traditionell in ihren kleinen Kreis gestellt hatten, um ihre Hände in der Mitte aufeinander zu legen, dreimal nach unten zu bewegen und anschließend in die Luft zu werfen oder so ähnlich, während ich mir innerlich selbst auf die Schulter klopfte. Sie gaben sich gegenseitig den Mut zum Weitermachen, die Motivation beim Konzert alles zu geben und den Halt, den jeder Mensch benötigte um nicht irgendwann einfach zusammenzuklappen.

Die ersten Töne von ''Up All Night'' erklangen und wir betraten die Bühne, als Liam anfing sein Solo zu singen. Wie lange hatte ich mich auf dieses Konzert gefreut. Der Gedanke, dass mein Bruder und meine Eltern hier waren, um mich vor tausenden von Menschen ein Konzert geben zu sehen, brachte mich normalerweise dazu, noch besser zu sein als sonst, sozusagen über mich selbst hinauszuwachsen. Doch nichts stimmte. Es war nicht wie sonst. Es war beinahe eine Qual.

Trotz meiner schlechten Laune, brachte ich ein kleines Lächeln hervor, als ich die vielen Fans mit ihren Irland-Flaggen schwenken und das Feuer in ihren Augen aufblitzen sah. Es sollte sich wie zu Hause anfühlen, doch das tat es nicht. Es war seine Schuld, ich wusste es.

Ich sah zu Niall. Niall sah zu mir. Wir verstummten und ließen die anderen vier den Refrain ohne uns weitersingen. Niall schluckte und wandt seine Aufmerksamkeit jetzt lieber den Saiten seiner Gitarre zu. Ich spürte einen dicken Kloß in meinem Hals und schluckte ebenfalls, doch möglicherweise war nicht mal ich, Ronnika Dorn, inoffizielle Gefühlskillerin und überzeugte Umsetzerin des Anti-Liebe-und-Beziehungen-Lifestyles, nicht in der Lage ein verdammtes Gefühl runterzuschlucken.

Es war kein Gefühl, es konnte kein verdammtes Gefühl sein und ich hatte genau drei überzeugende Argumente, die das bekräftigen konnten:

Erstens, Ronnika entwickelte keine Gefühle für irgend so einen dahergelaufenen Blondschopf, erst recht nicht wenn dieser Mitglied einer Boyband war.

Zweitens, wenn Ronnika Dorn wirklich Gefühle hat, dann sind es auch Gefühle, die sie glücklich machen und nicht welche, die sie beim Essen, beim Schlafen und ja, sogar auf Konzerten verfolgten, kurz gesagt 24/7 ohne Ausnahmen.

Und drittens waren Argument eins und zwei bereits so vom Hocker werfend, dass ein drittes Argument sicherlich eins zu viel wäre.

,,Ähm, willst du vielleicht auch mal mitsingen oder zumindest deine eigeplanten Solos auf die Reihe kriegen, denn sonst ist das hier kein One Direction - Ronnika Dorn - Konzert und um ehrlich zu sein würde das deinen Fans vermutlich auf den Magen schlagen, wenn sie extra den weiten Weg...'', raunte mir Louis zu, der urplötzlich ganz dicht neben mir stand, doch ich unterbrach ihn.

,,Ich sing' doch!'', verteidigte ich mich empört, obwohl es natürlich sein konnte, dass ich eben zu sehr in Gedanken vertieft war um zu singen, vergaß aber dummerweise mein Headset dabei zuzuhalten und so schallte meine hoch gereizte Stimme durch den ganzen Konzertsaal und für einen Moment unterbrach Harry sein Solo und drehte sich stirnrunzelnd zu uns um. Louis wackelte nur hektisch mit der Hand, damit nicht Harry nun nicht auch noch die Hälfte seines Solos auslaß, doch da war es auch schon zu spät.

,,I used to think that I was better alone. Why did I ever wanna let you go?'' , begann Louis zu singen und versuchte offensichtlich ''Rock Me'' so gut zu retten, wie es eben noch zu retten war.

Ich konnte mir denken, dass dieses Konzert als eines der schlechtesten der gesamten Take Me Home-Tour eingehen könnte, jedoch konnte ich an diesem Zeitpunkt so etwas noch nicht wirklich festlegen, da es erst das siebte Konzert war von insgesamt 123, die geplant waren und wenn ich damals gewusst hätte, was die Zukunft noch so bringen würde, hätte ich was solche Vermutungen anging, auf der Stelle komplett anders gedacht.