Kapitel 15: Lichter in der Nacht

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Pov. Katsuki

"Das Haus ist ja komplett leer!", rief ich entsetzt.

"Gar nicht wahr!", entgegnete Shoto sofort.

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn an. "Wie kannst du dich hier wohlfühlen?!"

"Wieso sollte ich mich hier wohlfühlen?", fragte er verwirrt.

"Weil dafür ein zu Hause da ist!", sagte ich überzeugt.

Auch wenn ich davon natürlich keine Ahnung hatte... Ich erinnere mich kaum noch an mein Elternhaus...

Er legte nachdenklich seinen Kopf schief und sah sich um.

Nichts stand hier... Er hat mich einmal rumgeführt...

Es gab zwar eine voll ausgestattete Küche, aber es befanden sich keine Lebensmittel darin... Oder Spuren davon, dass jemals darin gekocht worden ist...

Das Badezimmer war auch komplett leer... Keine Kosmetikartikel... Keine Handtücher... Dabei hatte er eine riesige Badewanne!

Und die restlichen Räume waren alle leer... Nur in einem Raum befand sich ein Spiegel...

Und das wars...

"Na ja... Du wolltest wissen, wie ich lebe...", meinte er und zuckte mit der Schulter. "Und so ist es eben..."

"Das ist so traurig", sagte ich leise.

"So traurig nun auch wieder nicht!", widersprach er sofort. "Ich mach so einiges in der Nacht!"

"Zum Beispiel?", fragte ich skeptisch.

Schnell ging er zu einem Wandschrank und öffnete diesen. Drin befanden sich unzählige Bücher.

"Ich lese ganz viel! Über die Erde heute!", erzählte er mir mit strahlenden Augen.

"Du liest die ganze Nacht?", fragte ich ungläubig.

Er schüttelte seinen Kopf. "Nicht nur! Ich denke auch viel nach! Dann sitz ich hier an der Wand und starre die andere Wand an..."

Mein Herz zog sich zusammen... Merkte er nicht, wie einsam er dabei klang...? Diese ganzen Nächte, die er allein in diesem riesigen Haus verbrachte, was keinerlei Wärme ausstrahlte...

"Und manchmal", fügte er hinzu. "Spreche ich mit den anderen Göttern... Also, meistens mit Touya!"

"Kommen die dann zu dir auf die Erde?", fragte ich interessiert.

"Nein, mit dem Spiegel im oberen Zimmer können wir miteinander kommunizieren", erklärte er mit einem leichten Lächeln.

Komische Art des Telefonierens... Aber was solls... Ich musste mich daran gewöhnen, dass mein Freund ein Gott war...

"Warum schaust du nicht auch Filme?", fragte ich irritiert, als ich näher an den offenen Wandschrank trat, um zu schauen, ob sich wirklich nur Bücher darin befanden...

"Was sind Filme?", fragte Shoto neugierig.

Ich seufzte tief. Er war echt aus der Zeit gefallen...

Ich setzte mich auf die Tatami und holte meinen Laptop aus meiner Schultasche. "Komm, ich zeig es dir... Ich denke, es wird dir gefallen..."

Er setzte sich so nah neben mich, dass ich direkt knallrot wurde. "Ich dachte, du wolltest sehen wie ich lebe...?"

"Hab ich ja jetzt und es ist wirklich armselig", sagte ich direkt. "Wir tun jetzt was dagegen! Ich werde dir helfen, dass du dich hier wohler fühlst!"

"Wie du meinst", sagte er schlicht und zuckte gleichgültig mit der Schulter.

Während ich einen Film suchte, fragte ich mich, wie ich ihm dabei helfen sollte...

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