GRACE
"Du brauchst immerhin jemanden den du dich anvertrauen kannst. Glaub mir, alles in sich hineinzufressen tut nicht gut." fuhr Vanessa fort.
"Ähm Okay." antwortete ich dezent überfordert. "Außerdem willst du herausfinden warum ich doch hergekommen bin. Hab ich recht?"
"Vielleicht. Aber du bist mir echt sympathisch. Das ist der Hauptgrund!" stellte sie klar. "Was ist das?" fragt sie frei heraus. Ernsthaft? Sie zeigt auf das Buch.
"Ein Buch, du Genie." gab ich von mir. Angeekelt verzieht sie ihr Gesicht. Katie stand auf und ging. "Katie." rief ich ihr nach. Ohne Reaktion verließ sie die Kantine.
"Also Graci." begann Vanessa wieder. Wobei sie das i besonders lang zog.
"Nein. Nenn mich nicht Graci" verbat ich ihr mich so zu nennen. Es ist eins der vielen Dinge die ich hasse.
"In Ordnung. Wie wärs mit... Race?" versuchte sie es mit einem anderen Spitznamen. Ich schüttelte den Kopf. "Gray?" ich schüttelte den Kopf. "Gracechen?" versucht sie es weiter. Erneut ein schütteln meines Kopfes.
"Mein Name ist Grace und da bleibts auch bei." stoppte ich sie bevor sie sich weitere komische Spitznamen ausdenkt.
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Vanessa und ich liegen auf einer Couch im Aufenthaltsraum. Wir lauschen den Gesprächen unserer Mitschüler.
"Hörst du auch dieses Rauschen?" fragt sie mich. Ich sah zu ihr.
"Das ist dein Blut was in dein Gehirn fließt." beantwortete ich ihre Frage. Vanessa hing mit dem Kopf von der Couch, während ihre Beine auf der Lehne lagen. Ich hatte meine Beine zwar auch auf der Lehne, aber mein Kopf lag auf der Armlehne.
"Wie wärs mit Gänseblümchen?" fängt sie wieder an.
"Was?"
"Na als dein Spitznamen. Gänseblümchen ist doch ganz süß."
"Vergiss es."
"Anmutige?" versuchte sie es weiter.
"Vanessa?" fragte ich zuckersüß. Sie hob ihren Kopf. "Halt die Klappe." lächelte ich sie an und klimperte mit meinen Wimpern. Wieder ließ sie ihren Kopf hängen.
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"Guten Morgen Ladies!" schrie eine fröhliche Stimme. Da ich bis eben noch schlief und irgendwer aufeinmal rumschrie, fiel ich aus dem Bett. Mit einem lauten bumm lag ich auf dem Boden. Danach machte es wieder bumm. Ich machte die Augen auf. Vanessa und ich liegen beide auf dem Boden. "Sorry die Damen." entschuldigte sich das Arschloch, wegen dem wir aus dem Bett fielen. Jemand zog mich an den Armen hoch. Ich stand zu schnell, dementsprechend wurde mir kurz komisch im Kopf. Ich drehte mich um. Die Adams Brüder, David und Juan standen in unserem Zimmer. "Alles gut, Neuling?" fragte Juan.
"Wenn ich nochmal wegen dir aus dem Bett falle, tret ich dir in die Eier." fauchte ich Juan an. "Und ich mach das wirklich" informiere ich ihn, da er mich skeptisch ansah. Jackson sah seinen Kumpel belustigt an.
"Verpisst euch!" zischte Vanessa, der ebenfalls hoch geholfen wurde. "Jetzt!" fügte sie hinzu.
Ich hätte nicht gedacht das Vanessa in diesem Ton reden kann. Krass.
Die Jungs verschwanden.
"Diesen Scheiß ziehen die fast jeden Morgen ab."Ich sah auf mein Handy. "Es sind verdammte 8:04 Uhr!" stöhnte ich genervt auf. Vanessa ließ sich dramatisch auf ihr Bett fallen. "Jetzt nochmal einschlafen kann ich nicht." meinte ich mehr zu mir selbst. Ich machte mich fertig und ließ mich dann wieder auf mein Bett plumpsen.
"Was machst du jetzt?" fragte mich Vanessa, als sie ihre Sachen zusammensucht.
"Ich lese." sagte ich stumpf. Nahm das Buch mit den Eigenschaften der Häuser und klappte es auf.
Mit einem "Igitt" verschwand Vanessa im Bad. Ich musste über ihre Persönlichkeit grinsen und widmete mich schließlich dem Buch.
"Komm jetzt." versuchte Vanessa mich seit einer geschlagenen halben Stunde zur Kantine zu schleppen.
Meine Wenigkeit saß immer noch auf dem Bett, mit dem Blick im Buch. "Nein. Ich hab kein Hunger." wiederholte ich mich erneut.
"Nimm dein Buch meinetwegen mit. Aber komm jetzt. Ich will nicht allein gehen." jammerte sie weiter.
"Ich habe keinen Hunger." erwähnte ich mal wieder.
"Grace." quengelte Vanessa und zog das Ende meines Namens extra lang. "Okay. Du musst nichts essen, aber kommt wenigstens mit."
"Lass alles nach "aber,, weg und wir haben ein Deal."
Krampfhaft überlegte Vanessa was ich meinte. Nach ein paar Minuten ging ihr ein Licht auf. "Ach so meinst du das." kapierte sie es. "Vergiss es du kommst mit." wechselte sie zum eigentlichen Thema wieder zurück.
Die Tür wurde geöffnet. "Kommt ihr jetzt mal? Wir warten jetzt schon anderthalb Stunden auf euch." meckerte Leo.
"Da hast du jetzt jemanden der mit dir zur Kantine geht." ich nickte zu Leo. Vanessa stämmte genervt ihre Hände in die Hüften.
"Wir würden ja kommen, aber sie legt dieses verdammte Ding nicht weg." meckerte nun Vanessa. Leo kam richtig in den Raum rein. Er verschränkte die Arme und stellte sich vor mein Bett.
"Beweg dein Arsch jetzt." befahl er. Ich sagte nichts, rutschte nur auf meinem Bett rum. Mein Blick heftet immer noch im Buch. "Dein Ernst?"
"Ich hab mein Arsch bewegt so wie du es mir gesagt hast." sagte ich trocken, ohne ihn auch anzusehen. Vom Gang erklang Gelächter. "Geht doch einfach ohne mich."
Vanessa wollte zu etwas ansetzen, doch wurde schon von Leo aus dem Raum geschoben.Toll. Jetzt hatte ich keine Lust mehr zu lesen. Ich schloss das Buch. Mein Hinterkopf lehnte ich an die Wand hinter mir. Was könnte ich jetzt machen? Wer von der geheimen Gruppe ist wahrscheinlich noch nicht in der Bibliothek. Meine Familie schläft noch, also kann ich mit niemanden telefonieren oder schreiben. Ich hab da so 'ne Idee. Mrs. Harris hat gesagt man kann jeder Zeit in den Kunstraum und in den Trainingssaal.
Ich entschied mich dann auch mal. Meine Füße trugen mich zum Kunstraum. Ich setzte mich an einen der riesigen Tische. Nahm mir ein Blatt Papier und Bleistift. Ich zeichnete das was mir zuerst einfiel. Ein Auge.
Nach einer Stunde betrachtete ich mein Werk. Ich muss mich echt selbst loben. Es sieht echt gut aus. Die Schattierungen sind spitze. Der hell-dunkel-Kontrast lässt es am besten wirken.
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Grace
Teen FictionGrace' Leben stellte sich auf den Kopf und sie brauchte einen Neuanfang. Sie wechselte auf eine Privatschule und fand neue Freunde. Doch nichts kommt ohne Hindernisse. Ein kleiner dunkler Fleck aus ihrer Vergangenheit ist dabei nur Nebensache.