Kapitel 14

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Die Erkenntnis

Nach unserer Aussprache bei der Vorsitzenden waren ich und Maia in unser Zimmer zurückgekehrt. Dort trafen wir auf Cleo, die sich mit dem Buch des Bibliothekars aus dem Staub gemacht hatte. Sie lag auf ihrem Bett und las eifrig in dem dicken Wälzer.

„Cleo, ist das Buch interessant?", erkundigte ich mich.

Meine Freundin gab mir keine Antwort. Sie war dermaßen vertieft in den Text, dass sie ihre Umgebung gar nicht mehr wahrnahm.

„Cleo, ist das Buch interessant?", versuchte ich es nochmals.

Maia hinter mir grinste schon und blickte mich belustigt an. Aber Cleo rührte sich trotz meiner Nachfrage immer noch nicht.

„Sie ist konzentriert", kommentierte Maia das Geschehen.

„Du sagst es. Lassen wir sie alleine, bis sie wieder bereit ist, uns ihre Aufmerksamkeit zu schenken", meinte ich vergnügt.

Damit ging ich weiter ins Wohnzimmer und machte es mir in der Couchecke bequem. Den Stapel Bücher, den uns Tante Luna gegeben hatte, legte ich auf den Couchtisch und nahm das erste zur Hand.

„Das Leben der Drachen", las ich laut vor.

Ich begann das Inhaltsverzeichnis zu durchsuchen. Die Kapitel betrafen die unterschiedlichsten Themenbereiche, wobei die meisten für uns uninteressant zu sein schienen. Lediglich den Abschnitt über die Bindung zwischen Drachen und Reiter nahm ich genauer unter die Lupe.

Inzwischen hatte auch Maia sich zu mir gesellt und ein Buch zur Hand genommen. Sie warf mir einen Blick zu und vertiefte sich dann ebenfalls in die Lektüre.

Einige Zeit später legte ich mein Buch zur Seite. Das Kapitel hatte nicht das gehalten, was der Titel hätte versprechen können. Der Inhalt war gut, aber es ging rein um die normale Bindung zwischen einem Drachen und seinem Reiter. Wie man diese Bindung lösen oder einen Drachen davon befreien konnte, davon stand kein Wort in diesem Buch.

Ich nahm das nächste in die Hand und kam dabei über das Inhaltsverzeichnis nicht hinaus. Es ging vor allem um die richtige Ernährung von Drachen und ihr Wachstum. Auch Maia legte das Werk, das sie gerade durchging, zur Seite, schnaubte vielsagend und nahm sich das nächste.

So ging es einige Zeit weiter und ich spürte aufkommende Frustration, weil keines der Bücher auch nur ansatzweise einen Hinweis in die Richtung geben konnte, die uns interessierte. Würden wir es nicht besser wissen, hätte man glauben können, so etwas würde es nicht geben und unsere Suche sei sinnlos. Dummerweise hatten wir gesehen, dass es möglich war, einen Drachen von seiner Bindung zu befreien und damit seine Flucht zu provozieren.

„Ich muss etwas essen. Sonst komme ich noch um", stellte ich gähnend klar.

„Essen ist keine schlechte Idee", stimmte Maia zu. Dann rief sie laut: „Cleo, wie ist es mit dir? Hast du auch Hunger?"

Zu unserer Überraschung erschien Cleo in der Tür zu ihrem Zimmer. Sie schaute uns entgeistert an, sagte aber nichts. Es war ein komischer Anblick, sie so zu erleben.

„Was ist?", wollte ich wissen.

„Das Buch ist es. Du hattest wieder einmal den richtigen Riecher."

„Womit?"

„Das Buch, das ich dem Bibliothekar vom Pult gemopst habe, genau das ist der Schlüssel."

„Lass schauen!"

Vergessen waren Hunger und Frust. Ich winkte Cleo zu uns. Mit einem spitzbübischen Grinsen kam sie auf uns zu und setzte sich neben mich auf das Sofa. Dann klopfte sie mit der freien Hand auf den Platz auf ihrer anderen Seite und forderte Maia damit auf, sich auch neben sie zu setzen. Dann legte sie das Buch auf ihre im Schneidersitz verschränkten Oberschenkel.

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