Kapitel 16

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Die Erkenntnis

Cleos Vater machte sich sofort an die Arbeit, nahm das Buch und begann darin aufmerksam zu lesen. Wir wurden von seiner Frau ins Speisezimmer geführt und verköstigt. Es waren Gerichte, die ich zum Teil noch nie gegessen hatte. Sie schmeckten aber durchwegs lecker.

Nach dem Essen mussten wir Cleos Mutter von der Drachenschule, den Drachen und allem, was unseren Alltag prägte erzählen. Plötzlich hielt sie inne, ihr schien etwas eingefallen zu sein.

„Wir müssen noch eure Drachen versorgen und unterbringen", meinte sie. „Wie machen wir das?"

„Die beiden versorgen sich selbst. Sie waren gerade auf der Jagd und haben sich die Bäuche vollgeschlagen. Nun liegen sie auf einer Lichtung in der Nähe und schlafen", beruhigte ich sie.

„Wie könnt Ihr das wissen?", erkundigte sie sich.

„Wir können mit den Drachen mittels Gedankenübertragung kommunizieren. Außenstehende bekommen das nicht mit", erklärte ich.

Mit erzählen verging der Abend. Cleos Mutter war mächtig stolz auf ihre Tochter, dass sie eine Drachenreiterin war und ein aufregendes Leben führen konnte, wie sie es sich immer gewünscht hatte. Maia und ich erfuhren Erlebnisse aus der Kindheit unserer Freundin, die ihren Vater mit ihrer Abenteuerlust immer wieder zur Verzweiflung gebracht hatte.

Wir lernten auch Cleos älteren Bruder kennen, der sich immer stärker um die Belange des Anwesens kümmerte und eines Tages in die Fußstapfen seines Vaters treten würde. Er glich mehr dem Vater und war ernst und sehr auf seine Wirkung bedacht. Als er hörte, dass ich die Prinzessin des Schattenlandes war, änderte sich sein Verhalten mir gegenüber. Er versuchte sogar mit mir zu flirten. Allerdings war er nicht mein Typ und ich ließ seine Flirtversuche unerwidert.

Als es spät wurde, brachte Cleos Mutter mich und Maia in ein Gästezimmer, Cleo legte sich in ihrem alten Zimmer zu Bett. Der Mutter war es ein wenig peinlich, dass sie einer Prinzessin kein eigenes Zimmer zuweisen konnte, aber ich versuchte sie zu beruhigen. Erst als sie erfuhr, dass wir auch in der Drachenreiterschule alle drei zusammen ein Zimmer bewohnten, beruhigte sie sich. Wir verrieten ihr allerdings nicht, dass das Zimmer eigentlich eine Wohnung mit zwei Schlafzimmern war.

Als wir am nächsten Morgen beim Frühstück saßen, kam Cleos Vater zur Tür hereingestürmt. Er schien ganz aufgeregt zu sein.

„Ich glaube, ich habe die Stellen gefunden, die euch interessieren."

„Habt Ihr die ganze Nacht hindurch in dem Buch gelesen?", erkundigte ich mich.

„Natürlich! Ich habe es Euch versprochen und außerdem hat es auch mich interessiert. Das Buch ist sehr alt und enthält Dinge, die ich noch nie anderswo gefunden hätte", meinte er etwas verlegen.

„Trotzdem bin ich Euch sehr dankbar für die Mühe, die Ihr Euch macht", antwortete ich.

Man konnte deutlich sehen, wie ihn mein Lob aufblühen ließ. Er wuchs sichtbar, vermutlich nur deshalb, weil er seinen Rücken voller Stolz straffte und gerade dasaß.

„Aber was hast du herausgefunden?", drängte Cleo.

„Ich glaube, das sollten wir im Arbeitszimmer besprechen", bremste ich die beiden. „Es soll nicht jeder mitbekommen, was wir besprechen."

Etwas widerwillig setzte sich Cleos Vater zu uns an den Tisch und wir frühstückten in Ruhe zu Ende. Auch seine Tochter war aufgeregt. Ich musste schmunzeln. Sie hatte doch das eine und das andere von ihrem Vater geerbt.

Schließlich machten wir uns auf den Weg ins Arbeitszimmer und setzten uns wieder hin. Da diesmal Cleos Mutter in der Küche zurückgeblieben war, setzte sich ihre Tochter zu Maia und mir.

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