Kapitel 5

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Saphira

Am nächsten Morgen fühlte ich mich wie gerädert. Mir schwirrte der Kopf und meine Gedanken waren, als lägen sie in einem Nebel verborgen. Irgendwie arbeitete mein Gehirn immer noch, drehte sich aber nur noch sinnlos im Kreis. Was war das mit der Gabe und was hatte es mit dem Namen Saphira auf sich? Nur mühsam kam ich aus dem Bett.

Ohne Elan ging ich zum Frühstück, eher lustlos nahm ich mir eine Tasse Kaffee und nur ein kleines Stück Brot. Mit beidem ging ich vors Haus. Wie erwartet, saß Gordin bereits auf seiner Bank. Ich hoffte, er konnte mir weiterhelfen.

„Darf ich?", fragte ich und deutete auf den Platz neben ihm.

„Natürlich darfst du", grinste er. „Du hast doch etwas auf dem Herzen."

„Glaubst du, sonst würde ich mich zu dir setzten?"

„Oh doch, aber ich ... naja, deine Gedanken sind so wirr, dass nicht einmal ich einen Sinn darin erkennen kann."

„Du kannst nicht in meinen Gedanken lesen?"

„Auch das gibt's. Aber ich weiß, dass dich etwas sehr bedrückt. Du kennst dich nicht mehr aus."

„Genau genommen sind es zwei Sachen", gestand ich.

„Ah, deshalb das Chaos. Dann fang mit der ersten Frage an."

„Na gut", sagte ich und holte tief Luft. „Kann es sein, dass ich meine Gabe bereits gefunden habe?"

Der alte Mann schaute mich daraufhin sichtlich überrascht an. Eine Zeit lang sagte er gar nichts und ich war mir nicht sicher, was in seinem Kopf vorging. Ich konnte schließlich nicht Gedankenlesen.

„Das wäre schon sehr früh. Du bist erst vor kurzem 16 geworden", sagte er überlegend. „Aber unmöglich ist es nicht. Allerdings würde das bedeuten ..."

„Was würde es bedeuten", drängte ich ihn als er nicht weiterreden wollte.

„In dem Fall wärst du sehr mächtig, ausgesprochen mächtig sogar."

„Ich?"

„Bei deiner Mutter kamen ihre Aura und ihre Gabe auch früher. Aber nur um einen Tag. Wenn das bei dir schon zwei Jahre früher durchbricht, dann muss es etwas bedeuten."

„Das geschieht nur, wenn man mächtig ist?", erkundigte ich mich ganz zaghaft.

„Die Macht drängt an die Oberfläche. Bis zum 18. Geburtstag bildet dein Wesen eine Barriere, die das verhindert. Wenn nun aber die Macht besonders groß ist, schafft sie es, diese Barriere zu durchbrechen und schon früher herauszukommen. Aber bei dir fehlen zwei Jahre!"

„Das ist mir schon klar, dass es bei mir so früh ist. Muss ich mir Sorgen machen."

„Wie kommst du eigentlich dazu, zu glauben, du hättest deine Gabe bereits erhalten?"

Ich erzählte ihm, was mir am Abend zuvor mit Horx widerfahren war. Gordin hörte mir aufmerksam zu. Seinem Gesicht war die ganze Zeit keine Regung anzusehen, nicht ein Hauch einer Reaktion, war zu erkennen. Je länger ich erzählte, um so unsicherer wurde ich. Ich fragte mich, ob ich einfach nur etwas falsch interpretieren würde. Aber es war ja der Magier gewesen, der zur Überzeugung gekommen war, meine Gabe sei bereits hervorgekommen.

Als ich meine Erzählung geendet hatte, sagte der alte Mann zunächst gar nichts. Das irritierte mich noch mehr und ich wusste nicht, was ich denken sollte.

„Was sagst du?", erkundigte ich mich, als ich das Schweigen nicht mehr aushalten konnte. Ich war ungeduldig.

„Das ist in der Tat ausgesprochen merkwürdig", sagte er aber nur.

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