Kapitel 20

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Das Kennenlernen

Wie geplant, schlugen wir auf der Lichtung unser Lager auf. Das Abendessen befahl ich herbei, indem ich Maia anwies, es uns zu reichen. Die beiden Burschen staunten nicht schlecht, als allerlei köstliche Speisen aufgetischt wurden. Tundor beobachtete mich allerdings mit Misstrauen und ich glaubte auch etwas Ärger in seinen Augen zu erblicken. Allerdings hatte ich keine Ahnung, warum.

„Ist Maia deine Dienerin?", wollte er schließlich wissen. Sein Ton war bissig.

„Wie kommst du auf so eine Idee? Sie ist meine Freundin."

„Weil du ihr einen Befehl gegeben hast und sie die Speisen herbeizaubern muss."

„Die Speisen zaubere nicht ich", stellte Maia lächelnd fest. „Siena hat die Gabe, diese heraufzubeschwören. Dazu muss sie allerdings jemand anderem den Befehl dazu erteilen."

Tundor schaute zunächst fragend drein. Als er aber die entspannten Gesichtszüge meiner Freundin sah, schien er erleichtert zu sein. Seine Augen hingen nach wie vor an Maia und mir wurde allmählich klar, dass die besondere Verbindung zwischen diesen beiden bestand. Maia war das Mädchen aus der Legende und damit der Schlüssel zu unserem Erfolg. Wir waren am Ziel unserer Reise und ich konnte erleichtert aufatmen. Es würde sich alles zum Guten wenden. Davon war ich nun überzeugt.

Als ich die beiden Jungs einlud, sich zu uns zu setzen, nahm Tundor ohne zu zögern neben Maia Platz. Etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet. Überrascht wurde ich dennoch, Serinor nahm neben mir Platz und rutschte sogar sehr nahe an mich heran. Cleo, die zuvor neben mir gesessen war, drängte er etwas ab. Sie aber lächelte nur vor sich hin. Ich hatte keine Ahnung, warum. Wenig später setzte sich Sol jr. neben sie und brachte mich auf andere Gedanken. Tante Luna stand etwas hilflos herum, bis ich Cleo zu verstehen gab, zwischen sich und Serinor etwas Platz zu machen, damit sich meine Tante ebenfalls setzen konnte.

Während des Essens sprach keiner ein Wort. So wie es aussah, waren alle begeistert von meiner Fähigkeit ein köstliches Mal auf den Tisch zu zaubern. Allerdings spürte ich die Blicke, die mir Serinor immer wieder zuwarf. Ich brauchte gar nicht hinzuschauen, um zu wissen, dass er mich wieder einmal anschaute.

Aber auch Cleo und Sol jr. wechselten Blicke, die mehr als eindeutig waren. Hatte ich etwas verpasst? Die beiden empfanden definitiv etwas füreinander, und zwar beide. Als sie die Teller wegstellten, legte Sol jr. einen Arm bemüht unauffällig um die Taille meiner Freundin. Trotzdem bemerkte ich es. Mit Freude stellte ich auch fest, dass sie nichts dazu sagte, sie schenkte ihm sogar ein liebevolles Lächeln und legte ihre Hand auf seine, die auf ihrer Hüfte ruhte.

Bei Maia und Tundor war sowieso alles klar. Die beiden himmelten sich einfach nur an. Da war nichts Heimliches mehr, sie versuchten erst gar nicht, ihre Zuneigung zu verbergen. Tundor hielt für alle sichtbar ihre Hand und strich versonnen mit seinem Daumen liebkostend über ihren Handrücken. Sie hatten nur noch Augen füreinander.

Ich warf Tante Luna einen Blick zu. Auch sie schien zu bemerken, dass die Gefühle gerade Hochbetrieb hatten. Besonders wohlwollend blickte sie auf ihren Sohn und Cleo. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie erfreut darüber war, dass ihr Sprössling eine selbstbewusste und taffe Gefährtin gefunden hatte. Sie würden gemeinsam die Tradition der Drachenreiter fortführen und ein Vorbild dafür sein. Cleo war die ideale Gefährtin für den Vorsitzenden der Drachenreiter.

Plötzlich spürte ich einen Arm, der sich um meine Schultern legte. Etwas überrascht blickte ich nach links und schaute in die Augen eines unsicher dreinblickenden Serinors. Er war wirklich süß und seine verträumten Augen zogen mich unheimlich an. Sie waren fast schwarz. Ich konnte mich darin spiegeln. Trotzdem hatte ich das Gefühl, als könnte ich ihm bis in die Seele blicken.

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