Kapitel 10

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Der Vorfall

Nach dem Essen machte ich mich, wie geplant auf den Weg zum Drachenhort und holte Saphira für einen Ausflug. Als wir den Stall verlassen wollten, trafen wir auf den Stallmeister. Er war gleichzeitig einer der Lehrer und brachte den Schülern das Fliegen bei.

„Hallo! Du bist also Kronprinzessin Siena", grüßte er mich.

„Hallo! Siena genügt, ja die bin ich."

„Was willst du mit dem Drachen?"

„Ein wenig das Land erkunden."

„Du willst fliegen?"

„Ja, warum nicht? Ist das nicht erlaubt?"

„Doch, doch. Aber wo hast du den Sattel?"

„Welchen Sattel?"

Als Antwort deutete er nur auf eine Wand, aus der unzählige Holzstangen hervorragten. Auf den meisten davon befanden sich Ledersättel. Nur einige wenige waren leer.

„Braucht man so etwas zum Fliegen auf einem Drachen?", erkundigte ich mich überrascht.

„Wie willst du denn sonst fliegen?"

„Ohne Sattel? Ich bin bisher immer ohne Sattel geflogen."

„Du?"

„Ja ich, warum?"

„Es gibt Drachenreiter, die mit viel Übung irgendwann so weit sind, dass sie keinen Sattel mehr brauchen. Allerdings brauchen sie Jahre dazu und es gelingt auch nur den talentiertesten Reitern."

„Ich fliege lieber ohne Sattel. Ich habe das von Anfang an so gemacht.", stellte ich klar und verließ mit Saphira das Gebäude. Der Stallmeister blickte mir irritiert hinterher.

Im Freien angekommen kletterte ich auf mein Drachenmädchen und sie schwang sich wenig später in die Luft. Aus dem Augenwinkel heraus konnte ich den Stallmeister beobachten, wie er in der Tür stand und uns staunend hinterherblickte.

Wir flogen einen weiten Bogen. Saphira kannte sich gut aus und wollte mir einen Überblick über das Land geben. Prächtige Felder, dunkelgrüne Wälder und herrliche Landschaften wechselten sich ab. Als wir schließlich ganz im Norden des Landes waren, kamen wir an eine mächtige Bergkette.

„Die Menschen glauben, dass sich hinter dieser Bergkette nichts mehr befindet", erklärte Saphira.

„Das stimmt nicht?"

„Dahinter befindest sich das Land der wilden Drachen."

„Aus dem du kommst."

„In dem ich lange gelebt habe."

„Und wie ist es dort."

„Für Drachen ist es schön, für Menschen weniger. Das Land besteht zu einem großen Teil aus sehr felsigem und schroffem Gelände, das Klima ist rau. Außerdem sind die Drachen unfreundlich zu Menschen. Ich glaube nicht, dass sie welche ins Land lassen würden."

„Ich wette, da gibt es viele Höhlen."

„Du sagst es."

„Warum glauben die Menschen, dass hinter den Bergen nichts mehr ist?"

„Die Berge sind so hoch, dass man auch mit einem Drachen nicht hinüber auf die andere Seite kommt."

„Aber du warst doch da?"

„Es gibt nur einen Zugang, den man nur schwer erkennen kann. Vom Boden aus ist es unmöglich diesen zu entdecken. Nur Drachen, die hoch oben fliegen, haben eine Chance, ihn auszumachen. Aber auch dann ist es schwer, diesem Zugang zu folgen. Da muss man ein ausgesprochen geübter Flieger sein."

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