➵ wenn ich du wäre... [jily]

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[20.01.22]

danke für 140k reads !!
ich bin jedem einzelnen von euch unglaublich dankbar.
viel spass beim lesen <3

xx lina

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„Wenn ich du wäre, dann würde ich jetzt aufstehen, ein bisschen Zeugs für ein paar Tage zusammen packen, runter kommen und mit mir an einen unbekannten Ort fahren.", erklang die sonst immer so tiefen entspannte Stimme meines besten Freundes aufgeregt aus dem Hörer. Ich konnte sein Grinsen praktisch durch's Telefon hindurch hören.

„Warte- du bist doch nicht etwa...", stammelte ich ungläubig, bevor ich mich innerhalb von wenigen Sekunden aus meiner gerade perfekt gefundenen Position, umgeben von Kissen, Decken, den Chipstüten und meinem Laptop, schälte. Und das sollte schon was heißen, immerhin grenzte es an das achte Weltwunder, diesen Zustand der vollkommenen Gemütlichkeit zu erreichen und wer das einmal geschafft hatte, konnte sich glücklich schätzen, zu den Auserwählten zu gehören.

Mit zwei Schritten war ich beim Fenster angekommen, klemmte mir das Handy zwischen Ohr und Schulter, um die schwere Glasscheibe nach oben zu stemmen.

Augenblicklich schoss mir ein kühler Windzug der frischen Nachluft ins Gesicht, welcher für eine Millisekunde meine Sinne vernebelte.

„Du spinnst doch.", flüsterte ich erstaunt und konnte James stolzes Grinsen sehen, während er hinterm Steuer saß, in dem alten, dunkelblauen Golf, den er sich letztes Jahr von seinem Ersparten gekauft hatte.

„Na los. Pack 'nen bisschen was ein und dann komm runter, bevor deine Eltern mich noch sehen." Jetzt sah er zu mir hoch.

Sein dunkelbraunes, verwuscheltes Haar, von welchem ihm einige Strähnen in die Stirn fielen, seine wunderschönen, braunen Augen, die mich irgendwie immer an einen verträumten Tag im Wald erinnerten. An den Geruch von Moos und an das warme Sonnenlicht, welches durch die höchsten Baumwipfel fiel und sich seinen Weg bis ins Unterholz bahnte. An heiße Schokolade, während einer stürmischen Winternacht, und an den Plattenspieler von meinem Dad.

„Du bist wirklich unmöglich.", hauchte ich noch, ehe ich das Gespräch beendete, das Fenster wieder herunterließ und es mir nicht verkneifen konnte, mich einmal auf mein Bett zu werfen und überglücklich in mein Kissen zu quietschen, bevor ich die wichtigsten Sachen in meine Sporttasche stopfte und mich auf Zehenspitzen aus dem Haus schlich.

Blitzschnell verfasste ich noch eine kurze Nachricht an Mum und Dad, damit sie sich keine Sorgen machten (das würden sie zweifellos tun, egal ob ich nun einen Zettel schrieb oder nicht) und heftete die Botschaft an den Kühlschrank.

Leise zog ich die Haustür hinter mir zu und rannte die letzten Meter bis zum Golf, ehe ich mich mit einem breiten Lächeln auf den Beifahrersitz neben James fallen ließ.

Das mit James und mir war so eine Sache. Er war mein bester Freund. Schon seit einer gefühlten Ewigkeit. Das alles fing irgendwann in der elften Klasse an. Unsere Freundesgruppen hatten sich öfter mal in den Pausen zusammen getan und wir waren Freunde geworden und so hatte sich das ganze wohl ergeben. Nur, dass sich unsere Freundschaft ab einem gewissen Punkt deutlich verändert hatte und das Band zwischen uns noch enger und fester gezogen wurde. Und das hatte, unter anderem, etwas mit dem Spiel zu tun, welches sich irgendwann zwischen uns entwickelte.

Das „Wenn ich du wäre"-Spiel. Wir waren immer abwechselnd dran. Einer stellte dem anderen eine Aufgabe, indem er den Satz mit „Wenn ich du wäre", begann und der andere musste die Aufgabe erledigen. Wer als erstes eine der Aufgaben verweigerte, hatte das Spiel verloren.

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