Kapitel Vier: Vier Stunden Autofahrt
„Hi Pansy. Also ich habe nochmal über alles nach gedacht. So über den ganzen Fall und die Geschehnisse und wie das alles mit einander zusammen hängen könnte. Dabei ist mir mein Gespräch mit Astoria´s Nachbarin Marlene McKinnon wieder eingefallen. Ich weiß nicht, ob du sie am Tatort gesehen hast oder so. Ich schätze sie ist gerade mal Mitte vierzig, nicht älter. Eine gute Frau, sie sorgte sich gut um Astoria und ihre Tochter. Jedenfalls erwähnte sie bei unserem Gespräch, dass Astoria eine Schwester hatte. Daphne Greengrass, so hieß sie. Oder heißt. Ich glaube, sie lebt noch. Sie war bloß ein paar Jahre älter als Astoria. Und sie studiert an der Universität in Oxford. Ich glaube, es ist irgendwas mit Mathe. Vielleicht könnten wir sie dort ausfindig machen und sie befragen. Ich meine, auf dem kleinen Zettelchen in Astoria´s Tresor stand doch, dass D.G. - also ihre Schwester Daphne - wollte, dass Astoria sie anruft. Vielleicht hat Astoria dies aber nie getan. Naja, jedenfalls, wenn du das hier abhörst, ruf mich bitte an, es ist sehr dringend. Ciao, Harry.“ Harry legt auf. Nach dem dritten Anlauf, bei welchem er jedes Mal auf Pansy´s Mailbox stieß, da sie nicht an ihr Telefon ging, hatte er es aufgegeben, sie weiter zu kontaktieren, und eine Nachricht hinterlassen.
Jetzt sitzt er unglaublich müde und mit einer großen Tasse Kaffee - seine vierte an diesem Morgen - an seinem Schreibtisch im Büro und versucht, den Fall logisch zu betrachten und gegebenenfalls Hinweise hinaus zu filtern, welche er vorher übersehen hast.
Plötzlich klingelt sein Telefon. Ohne einen Blick auf das kleine Display nimmt er ab. Er schaut auf den Platz gegenüber von ihm, welcher leer ist. Und wahrscheinlich auch leer bleibt. Denn Ron wurde in ein anderes Büro versetzt. Er arbeitet zwar immer noch in der gleichen Abteilung wie vorher, dennoch versetzt es Harry einen Stich, wie plötzlich sich seine Wege und die seines besten Kumpels trennen.
„Guten Morgen, Harry Potter hier, Abteilung für Kriminalfälle, was kann ich für Sie tun?“, begrüßt Harry den Anrufer monoton aber dennoch höflich.
„Guten Morgen, du hast mich geweckt. Und seid wann so formell?“, erwidert eine müde Frauenstimme belustigt am anderen Ende der Leitung.
„Pansy, wie schön, dass du zurück rufst. Ich nehme an, du hast deine Mailbox abgehört?“
„Ja. Hört sich gut an. Wann willst du denn nach Oxford fahren? Das dauert ja immerhin ein wenig. Und wir wissen ja nicht einmal, ob wir Daphne da überhaupt antreffen, immerhin ist heute Sonntag. Was machst du eigentlich im Büro? Hast du nicht heute frei?“
„Als Kriminaldetektiv hat man nie frei. Außer man hat keinen Fall. Und ich denke, genau deswegen werden wir sie in Oxford antreffen. Ich habe mal ein wenig recherchiert. Miss McKinnon hatte leider nur fast recht. Daphne hat ihr Studium bereits vorletzten Sommer abgeschlossen. Momentan nimmt sie an einigen bahnbrechenden Experimenten oder Versuchen teil, welche ziemlich wichtig für den Fortschritt und die Entwicklung der Technik sind und so weiter, all das Zeug, von dem ich keine Ahnung habe. Und ich glaube, die leisten sich dort keine Pausen. Ich meine, wie viele Frauen kennst du, die freiwillig in die Richtung Mathe und Physik gehen, nur um dann das Studium zu schwänzen der sonst was. Also ich kenne bis jetzt nur sie und-“
„Halt mal die Luft an, Potter. Ist ja gut. Lass uns das Abenteuer wagen. Ich bin um 8 Uhr bei der Polizeistation. Mit dem Auto versteht sich. Es wird nur ein Tagesausflug, nehme ich an?“
„Ja. Nur für heute. Immerhin ist morgen Abend Heiligabend, da muss ich wieder zu Hause sein, versteht sich.“
„Ja gut, du Muttersöhnchen.“
„Ich finde, es ist nichts Schlimmes dabei, mit seiner Familie zu feiern.“, für einen kurzen Moment will Harry noch ein „Nur weil deine Familie nicht mit dir feiern will.“, daran hängen, er entscheidet sich aber dafür, dass es wohl das Schlauste wäre, nichts zu Pansy´s rassistischer Nazi-Familie zu sagen.
Für einen kurzen Augenblick ist es still, jeder hängt seinen eigenen Gedanken hinterher.„Ich lass mir dann von der Abteilung und von Mr. Zabini alles bereit stellen. Bis dann, Pansy.“, und mit diesen Worten legt Harry einfach so auf, während er sein Telefon beiseite legt und sich auf dem Weg zu dem Büro seines Chefs macht.
****
„Tut-Tuut!“ Ein roter Pick-Up steht vor dem Präsidium und Pansy winkt Harry aus herunter gekurbeltem Fenster zu. „Nun beeil´ dich schon, Potter!“
Harry fällt auf, dass Pansy wie immer ungeduldig und genervt ist. Vielleicht auch gestresst und zu perfektionistisch. So wie immer. Sie möchte, dass alles richtig verläuft. Dass alles nach Plan verläuft. Nach ihrem Plan.
Obwohl… es fällt Harry nicht wirklich auf. Denn Pansy ist immer so, es ist ihre Art.
„Du musst hinten einsteigen, ich habe noch jemanden mit dabei.“, sagt Pansy schmunzelnd, bevor Harry wirklich am Wagen ankommt und die hintere Tür öffnet.
„Na so was, hi Malfoy. Was machst du denn hier?“, begrüßt Harry seinen alten Feind aus der Elementary-School.
„Potter.“, erwidert Draco Malfoy die Begrüßung etwas kühl und abgehackt. Harry hat auch nichts anderes erwartet, fällt ihm später auf, als er zu Hause mit seinen Eltern am Abendbrottisch sitzt, Heiligabend feiert und den Truthahn genüsslich verzehrt.
Irgendwann in der 7. Klasse hatte Malfoy die Schule gewechselt und war von da an auf eine Privatschule außerhalb von London gegangen. Harry war froh darüber. So musste er sich wenigstens nicht mehr mit seinen mehr als lästigen Beleidigungen herum schlagen und Malfoy konnte die Jüngeren nicht mehr so schikanieren.„Es ist komisch - ungewöhnlich, verzeihe mir, dich zu sehen.“, versuchte Harry das Gespräch am Laufen zu halten. Er wollte keinen Krieg und keine Feindschaft und keinen Hass mehr. Sie waren alle erwachsen und das von damals, das waren Kindereien gewesen. Sie waren doch höchstens dreizehn Jahre alt.
Stille trat ein, weil Malfoy nichts erwiderte.
Griesgrämiger Sack, dachte Harry und wandte sich stattdessen an Pansy. Er erkundigte sich über weiteres Vorgehen und zeigte ihr nebenbei den Inhalt des Rucksacks, welchen er mitgenommen und in den er alle wichtigen - und vor allem nützlichen Dinge - gepackt hatte.
„Ich dachte, du wärst hier der Ermittler“, lächelte Pansy schwach, während sie sich auf die Straße vor sich konzentrierte und dann auf den Highway abbog.
„Dachte ich auch“, murmelte Harry, während er sein Zeug wieder einpackte und sich einen Plan überlegte.
Dann fielen ihm die Augen zu.****
Das laute Radio war das erste, was Harry in den Sinn kam, als er langsam wieder zu Bewusstsein kam und aus seinem Schlaf erwachte.
Pansy sang lauthals zu Barbie Girl mit, während Draco Malfoy neben ihr saß und lachte und einige Späße machte, bis Pansy einen Schluck Cola verlangte und außerdem, dass sie sich bei der nächsten Raststätte mit dem Fahren abwechselten.
„Natürlich Ma´am“, sagte Draco ehrfürchtig und wie ein kleiner Junge und Pansy musste daraufhin so heftig lachen, dass ihr das süße Getränk wieder aus der Nase schoss und Harry konnte schwören, dass er Pansy in all den Jahren, in denen er sie gekannt hatte, noch nie so sehr lachen sah.
„Na, Dornröschen, ausgeschlafen?“, grinste Pansy, während sie einen kurzen Blick in den Rückspiegel warf, die Spur wechselte, und sich für einen Moment an Harry wandte. Sie hatte immer noch dieses Leuchten in den Augen, welches ihr Grinsen, Lachen, Lächeln, wie auch immer man es nennen mag, so lebendig erschienen ließ.
Und Harry hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass er sie wahrhaftig mögen könnte. Nicht wie eine einfache Freundin, sondern irgendwie wie… mehr.
Gleich daraufhin verabschiedete er sich aber auch schon wieder von diesem Gedanken. Sie war seine Arbeitskollegin, seine Freundin irgendwie. Aber nicht seine verdammte feste Freundin! Und dann sah er zu Malfoy. Auch er grinste. Seine Zähne leuchteten blendend weiß und einige Strähnen von seinem blonden Haar viel ihm locker und lässig und viel zu hübsch ins Gesicht. Er hatte einige kleine Sommersprossen auf der Haut und seine grauen Augen funkelten. Wenn er sich zwischen Pansy und Draco entscheiden müsste, würde er auf jeden Fall den Blondhaarigen nehmen.
Mit dem Gedanken „Ein bisschen bi schadet nie“ wandte er sich von den zwei Schönheiten ab und blickte gedankenverloren aus dem Fenster, auf die geteerten Straßen und er dachte daran, wie sie ihrem eigentlichem Ziel immer näher kamen.Stück für Stück.
- - - -
Ich werde diese kurz Geschichte wohl nicht mehr weiter schreiben sorryy :/
xoxo
DU LIEST GERADE
ONESHOTS; HP
Short Storyoneshots; harry potter »the idea is to write it so that people hear it and it slides through the brain and goes straight to the heart.« PLATZ #1 Creative Awards 2019 PLATZ #2 •September Award 2019• an oneshot-collection 2019 - 2020 by nyctophilina