Kapitel 9

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Es war mitten in der Nacht, als ich ruckartig meine Augen öffnete und einen festen Handgriff um meinen Hals spürte. Die Luft wurde mir zugeschnürt, während ich versuchte danach zu schnappen.

Da es stockdunkel war, sah ich nicht viel, doch ich sah die Umrisse von Toby und hörte seine Stimme.

,,Solltest du dich noch einmal trauen mir die Hand, sei es du selbst oder über jemand anderen zu erheben, wirst du dir wünschen, dass ich dich hier und jetzt kalt gemacht hätte'' flüsterte er mir in mein Ohr, während ich noch immer versuchte nach Luft zu schnappen.

Mein Gesicht lief bestimmt schon blau an, solange und fest wie er mich würgte.
Als er endlich los von mir lief, schnappte ich hektisch nach Luft und hielt mir den Hals fest, der mir nun weh tat.

Ich hatte nicht einmal die Kraft ihm etwas hinterherzurufen, da ich kaum Luft bekam.
,,Dieses Haus gehört jetzt mir - so wie die Leute, die darin leben'' sagte er noch, bevor er mein Zimmer wieder verließ.

,,Krankes sadistisches Arschloch'' versuchte ich zu rufen, doch er hörte es wohl nicht mehr, da ich es auch zu leise rief.

Ich schnappte mir mein Handy und ging auf den Chat mit Clay. Als er gestern hier war, haben wir auch endlich mal die Nummern ausgetauscht, da ich seine noch immer nicht hatte.

Ich wollte ihm schreiben, was gerade vorgefallen war, doch ich konnte es nicht. Ich wollte ihn nicht auch noch damit hereinziehen.

Er würde sonst nur auch Probleme bekommen und sollte ihm dadurch dann etwas zustoßen, wäre es meine Schuld gewesen.

Toby war krank. Keine Ahnung aus welcher Psychiatrie meine Mutter ihn hergeschleppt hatte, doch er war zu weit gegangen - unzählige male bereits.
Er musste weg.

Mein Vater kam mir wieder in den Sinn. Er war wohl meine letzte Hoffnung auf Normalität in dieser Familie.

Ich hatte keine Ahnung wer er war, was er war oder wo er war. Er hätte genau so ein sadistisches Arschloch sein können, aber das musste ich wohl erst herausfinden gehen.

Ich wartete bis meine Mutter und Toby rausgingen. Ich hatte Clay zuvor geschrieben, ob er kommen konnte. Er sollte mir helfen meinen Vater zu finden.

Ich öffnete ihm gerade die Haustüre, als sein Blick wieder sofort auf meinen Hals fiel, der anscheinend etwas rot angeschwollen war.

,,Wo ist er?!'' rief er mehr als wütend und stürmte ins Haus. Ich lief ihm hinterher und zog ihn zu mir.
,,Das spielt jetzt keine Rolle, wir haben Wichtigeres zu tun'' entgegnete ich ihm.
,,Wir müssen meinen Vater finden, meinen richtigen'' fügte ich hinzu.
Ihm fiel es wirklich schwer sich zusammenzureißen, aber dennoch tat er es.

,,Wie willst du ihn finden?'' fragte er, als wir uns im Schlafzimmer meiner Mutter befanden.
,,Ich weiß nicht. Vielleicht hat meine Mutter hier irgendwo noch alte Sachen, Briefe oder so einen Mist von ihm'' antwortete ich und fing an, die Schubläden zu durchwühlen.

Er durchwühlte ihren Kleiderschrank und fand eine kleine Box unter ihren Sachen.
,,Ich glaube ich hab was'' rief er.

Er stellte sie auf das Bett ab. Ich öffnete und tatsächlich war es eine Box voller geöffneter Briefe.
,,Denkst du, die sind von ihm?'' fragte er.
,,Werden wir jetzt sehen'' murmelte ich und nahm einen heraus.

,,Sonja,
ich weiß, dass dich meine Trennung sehr belastet hat und das tut mir auch wirklich leid. Jedoch liegt es nicht an mir, dass wissen wir beide. Da du mich überall blockiert hast, wo ich dich noch erreichen konnte, bin ich gezwungen Briefe zu schreiben. Ich möchte meinen Sohn sehen, du kannst ihn mir nicht noch länger enthalten. Nur, weil dir meine Trennung nicht passt. Ich bin sein Vater und habe das Recht darauf mein Kind auch sehen zu dürfen!''
las ich vor.

,,Ich versteh das nicht...'' murmelte ich.
,,Sie hat gesagt, dass er sich nie wieder bei ihr gemeldet hat und auch nie nach mir gefragt hat, da er sich angeblich nicht für mich interessieren würde...'' Ich las den Brief immer und immer wieder.

,,Dass deine Mutter eine Schlampe ist, ist ja wohl nichts Neues'' entfuhr es ihm. Ich schaute ihn an, woraufhin er sich entschuldigte.
,,Nein alles gut, ist sie ja auch'' entgegnete ich ihm.

Wir lasen alle Briefe, die sich in dieser Box befand. Dadurch fand ich heraus, dass alles, was meine Mutter mir über meinen Vater erzählt hatte, gelogen war.

Mein Vater hatte jahrelang versucht, um mich zu kämpfen. Er war selbst vor dem Gericht, doch meine Mutter hatte ihn als unverantwortlich und gewalttätig dargestellt, weshalb ihm das Sorgerecht entzogen wurde.

Er schien irgendwann aufgegeben zu haben, denn sein letzter Brief kam hier wohl an, als ich 12 Jahre alt war - vor sechs Jahren.

Meine Mutter hatte mir all die Jahre meinen Vater vorenthalten, weil sie ihm, laut ihrer eigenen Aussage in einem der Briefe, ein Stück wegnehmen wollte, weil von ihr eins mit ihm gegangen war?

Wie konnte sie mir das antun? Wie konnte sie so sehr aus reinem Egoismus handeln? Sie war diejenige, die sich einen Scheiß um mich scherte. Man hätte ihr damals das Sorgerecht entziehen sollen.

Ich schaute mir die Adresse auf dem letzten Brief an. Sie schien nicht allzu weit weg zu sein, mit dem Auto eine halbe Stunde fahrt.

,,Willst du dorthin?'' fragte mich Clay.
,,Nein, noch nicht'' antwortete ich.
,,Aber ich werde einen Brief dahin schreiben'' fügte ich hinzu.


Spielt irgendwer Fortnite von euch? Brauche mal langsam Freunde, mit denen ich zocken kann, statt mit irgendwelchen Randoms immer...😂


Mothers Ex-BoyfriendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt