Kapitel 20

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Inzwischen war ein halbes Jahr vergangen. In diesem halben Jahr war wirklich viel passiert. Sachen, von denen ich nur hätte träumen können und mich wirklich glücklich machten mit anzusehen.

Zum Beispiel waren Clay und ich zusammen in ein kleines Haus gezogen.
Nick und Karl waren sich mit der Zeit immer näher gekommen und schienen sich ineinander verliebt zu haben.

Ich hatte Nick nie als den Typen eingeschätzt, der auf Männer hätte stehen können, doch Karl hatte es wohl geschafft, sein Herz zu gewinnen.

Mit meinem Vater, Ina und Alex hatte sich auch ein engeres Verhältnis gebildet. Wir unternahmen alle zusammen - mit Clay natürlich, ziemlich oft etwas.

Lou? Sie war vor wenigen Monaten mit Chris auf Weltreise gefahren. Die zwei waren wohl ziemliche Abenteurer. Es freute mich für sie wirklich, dass sie jemanden gefunden hatte, die genauso wie sie tickte.

Und meine Mutter? Diese hatte ich überhaupt nicht mehr gesehen, nicht ein einziges Mal. Auf der einen Seite war ich froh endlich von ihr losgekommen zu sein, doch auf der anderen Seite plackte mich dieses ständige Gefühl von Schuld.

So beschloss ich eines Tages das erste Mal den Kontakt nach einem halben Jahr wieder zu ihr zu suchen. Clay wusste davon jedoch noch nichts und ich wollte, dass er mitkam, da ich nicht alleine sein wollte. Schließlich wusste niemand, was aus ihr geworden war.

Clay war im Badezimmer und machte sich gerade fertig.
Ich betrat das Badezimmer und umarmte ihn von hinten, während er noch mit seinen Haaren beschäftigt war.

Er drehte sich um und schaute mich an.
,,Sag schon, was willst du?'' kam es mit einem Grinsen von ihm.
,,Du kennst mich einfach zu gut'' lachte ich.

,,Also...ich habe nachgedacht und du weißt ja, dass ich ständig diese Schuldgefühle habe..'' fing ich an. Er verstand sofort wovon ich sprach und schien nicht wirklich begeistert von diesem Thema, da es um meine Mutter ging.

,,Ich wollte ihr einen Besuch abstatten und schauen, wie es ihr geht...'' fuhr ich fort und wartete auf seine Reaktion.
Er seufzte, doch nickte.

,,Wenn du das wirklich möchtest, dann machen wir es'' sagte er schließlich.
,,Aber bist du dir auch wirklich sicher?'' fragte er nach.

Tatsächlich war ich mir nicht sicher, doch ich hatte das Gefühl, dass ich es einfach hinter mich bringen musste, um damit - um mit ihr endlich abschließen zu können.

Gegen Vormittag machten wir uns also auf dem Weg. Als wir bereits vor dem Haus parkten, wurde ich etwas nervös.

Wir stiegen aus und liefen zur Haustüre. Ich schluckte, schaute noch einmal zu Clay, der mir ein zuversichtliches Lächeln schenkte und klingelte.

Als mir jemand die Türe öffnete, war es aber nicht meine Mutter. Es war eine völlig fremde Frau.
,,Hallo, kann ich Ihnen helfen?'' fragte sie mich.

Erneut schweifte mein Blick für einen kurzen Moment verwirrt zu Clay und anschließend wieder zu der Frau.
,,Tut mir leid, aber wohnt Sonja Hentzo nicht mehr hier?'' fragte ich sie.

,,Oh. Tut mir leid, aber sie ist vor vier Monaten hier ausgezogen und wir kurz darauf ein'' erzählte sie.
,,Wissen sie vielleicht, wo sie jetzt wohnt?''
,,Dürfte ich denn vielleicht zuerst erfahren, wer sie sind?'' fragte sie.

,,Ich bin ihr Sohn'' antwortete ich.
,,Oh, okay. Warte einen Moment, ich schreibe dir ihre Adresse auf'' sagte sie und verschwand kurz nach drinnen. Sie schien wohl im Kontakt mit meiner Mutter zu stehen, was ich ungewöhnlich fand.

Wir fuhren zu der Adresse, die mir diese Frau gegeben hatte. Wir kamen nun an einem wirklich kleinen Haus an. Es sah jedoch sehr gut gepflegt und schön aus.

Nun standen wir dort vor der Haustüre und warteten darauf, dass uns die Türe geöffnet wurde. Als sie sich langsam öffnete, sah ich meine Mutter und was ich sah, verschlug mir die Sprache.

Sie sah anders aus. Viel reifer, erwachsener und so gesund. So hatte ich sie noch nie zuvor gesehen, was war mit ihr passiert?

,,George'' entfuhr es ihr überrascht. Sie sagte meinen Namen so liebevoll, dass es mir Gänsehaut bereitete. Ich verstand gerade gar nichts mehr.

,,Kommt doch rein'' sagte sie und machte uns Platz. Es störte sie nicht einmal, dass Clay dabei war? Von Sekunde zu Sekunde wurde ich verwirrter und Clay schien es genauso zu sein.

Wir setzten uns an ihren Küchentisch, während sie uns etwas zu trinken hinstellte.
Sie bemerkte wohl unsere Blicke, vor allen meinen.
,,Du hast bestimmt viele Fragen...'' kam es von ihr, woraufhin ich nickte.

Seufzend setzte sie sich nun ebenfalls an den Tisch.
,,Nachdem du mich verlassen hast, habe ich realisiert, dass ich mein Leben nicht mehr so weiter leben kann'' fing sie an zu erzählen.

,,Also habe ich mich von Toby getrennt und aufgehört mir neue Partner zu suchen, um mich auf mich selbst zu konzentrieren'' fuhr sie fort.

,,Ich habe mir einen neuen Job gesucht und bin umgezogen'' fügte sie hinzu.
,,Ich wollte mein Leben erst vollkommen in den Griff bekommen, bevor ich es wage, dich zu kontaktieren...'' sagte sie noch.

Selbst die Art wie sie sprach war plötzlich so anders und neu für mich. Für einen Moment fragte ich mich wirklich, ob das meine Mutter war.

Ich war sprachlos und wusste nicht, was ich hätte sagen sollen. Ich hatte keine Ahnung, was ich mit diesem Besuch erwartet hatte, doch definitiv nicht so etwas.

Plötzlich fing sie an zu weinen.
,,Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid mir das alles tut'' schluchzte sie.
,,Ich habe es nicht verdient, dich als meinen Sohn zu haben''

Ich schluckte und schaute überfordert zu Clay, doch er schien selbst etwas überfordert mit der Situation zu sein.

,,Ich bin froh, dass du zur Vernunft gekommen bist'' sagte ich schließlich.
,,Das bin ich auch'' entgegnete sie und schaute mich mit einem kleinen Lächeln an.

,,Ich weiß, dass du meinetwegen viel durchmachen musstest und das tut mir wirklich leid. Wenn du es zulässt, möchte ich dir zeigen, dass ich dir eine gute Mutter sein kann. Die Mutter, die du verdient hast'' kam es plötzlich von ihr und sie klang wirklich ernst.

,,Okay...'' antwortete ich ihr, nachdem ich darüber gründlich nachgedacht hatte. Sie stand auf, kam zu mir und umarmte mich. Das war das erste Mal seit unzähligen Jahren, dass sie mich umarmt hatte. Es fühlte sich fremd, doch gleichzeitig auch vertraut an.

Ich war nun mehr als froh, dass ich beschlossen hatte sie zu besuchen. Umso mehr war ich froh darüber, dass sie endlich ihr Leben in den Griff bekommen hatte. Ich hätte niemals gedacht, dass sie es schaffen würde.

Und das alles kam nur durch Clay zustande. Wäre er niemals gewesen, würde ich selbst heute noch in meinem Zimmer hocken und nur darauf warten, dass meine Mutter einen neuen Typen mit nach Hause bringen würde.


Das Ende der MB - Reihe! :D

Wie hat euch der zweite Teil gefallen? :)

Wie ihr wisst, (oder die, die mir bei Insta folgen) kommt ja als nächstes ''Against the Boundaries''
Ich werde versuchen noch heute das erste Kapitel zu schreiben! :)





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