CHEMISTRY I ✔︎ Wie weit wirst du gehen?

51. Polite

Ich atmete tief durch.

"Du schaffst das!", redete ich mir selbst zu.

"Du musst einfach nur diese Tür öffnen und höflich sein, dann wird dir nichts passieren!"

Und bevor ich doch noch einen Rückzieher machen konnte, streckte ich meine zitternde Hand aus und drückte die Türklinke nach unten.

Kalte Augen starrten mir entgegen, erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich immer noch so schlimm aussehen musste, wie vor 2 Stunden.

"Geht doch! Du solltest mich nicht noch einmal warten lassen!", fauchte mir die Frau entgegen.

Noch immer waren ihre silbernen Haare streng nach hinten gebunden.

Ich fragte mich, ob sie jemals anders aus dem Haus ging.

Eilig verschob ich diesen Gedanken jedoch wieder und erinnerte mich an meinen Vorsatz.

"E-Es tut mir leid, Professor Markov. Es wird nicht wieder vorkommen!", antwortete ich ihr deshalb so höflich wie möglich.

Sie kniff die Augen zusammen, bevor sie ihre Mimik wieder verschloss und knapp nickte.

"Das will ich auch hoffen!"

Plötzlich trat sie einen Schritt auf mich zu.

Reflexartig stolperte ich zur Seite und im nächsten Moment hatte sich die Professorin an mir vorbei in meine Wohnung gedrückt.

Panisch ballte ich meine Hände zu Fäusten und grub meine Nägel in die Handteller.

Dann schloss ich die Tür und eilte der Frau hinterher.

"Ich... Ähm... Möchten Sie etwas zu trinken?", fragte ich unsicher.

"Ein Wasser!", war ihre harsche Antwort.

"Natürlich, Professor Markov!", mit diesen Worten rannte ich in die Küche, während ich noch einen Blick auf Markov erhaschte, die erneut ihre Augen minimal zusammenkniff.

Eilig füllte ich Wasser in ein Glas, bevor ich es ihr vorsichtig überreichte.

"Bitteschön, Professor. Ähm... Setzen Sie sich doch?", mit aller Mühe kramte ich jegliche Anstandsregeln, die ich je gehört hatte aus meinem Kopf, um die Professorin auf keinen Fall zu verärgern.

Sie legte den Stapel Papiere auf den Tisch, ehe sie sich zu mir wendete.

"Wegen heute Morgen...", begann sie kühl.