17. Kapitel - Alice

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Ich lebe jetzt größtenteils in Wäldern, die Strecken dazwischen lege ich nachts zurück, da ich keine Aufmerksamkeit erregen will. Ich bin nicht wirklich sicher, ob es noch andere wie mich gibt, aber ich bin noch keiner Fährte, geschweige denn einer Person begegnet. Den einzigen Kontakt mit Menschen den ich seit der Veränderung hatte waren der Wärter und die Leute die draußen vor dem Gebäude standen. Ich renne einfach immer weiter. Ich muss nicht schlafen, was mich nicht wirklich überrascht hat. Ich muss auch nicht aufs Klo, also bleibe ich nur dann stehen, wenn ich etwas zwischen den Zähnen brauche. Die Landschaft hat sich in den letzen zwei Tagen sehr geändert. Es ist nicht mehr alles karg und trocken, sondern ich laufe durch dichte Wälder aus Laubbäumen. Es kommen andere Tiere vor und ich ernähre mich von Hirschen und Bären, obwohl diese mir nicht so gut schmecken.

Wieder laufe ich weiter, bis sich die Wälder wieder ändern. Ich laufe durch dichte Tannenansiedlungen, die auch am Tag kaum Licht durchlassen. An ihren Wipfeln erkenne ich etwas weißes, schimmerndes, fast wie meine Haut in der Sonne. Das muss das sein, wovon die Leute aus dem Norden als „Schnee" geredet haben. Ich klettere eine der Tannen herauf und berühre ihn. Er ist nicht kalt, aber auch nicht so warm wie alles andere sonst immer ist. Für einen Menschen muss es wohl ziemlich kalt sein. Ich nehme eine hand voll und klettere wieder herunter. Kaum öffne ich meine Hand zerfließt alles und Wasser rinnt meine Arme hinunter. Schade, es war so schön, mal eine andere Temperatur zu spüren...

So langsam werde ich neugierig, wo ich bin. Ich traue mich nicht an einen Weg, wo viele Kutschen sind, um dort zu fragen, außerdem müsste ich dies dann im hellen machen. Ich entschließe also, einfach weiter zu rennen und zu versuchen, mein Gehirn zu beschäftigen. Doch als gerade die Landschaft anfängt, sich wieder zu verändern stoße ich auf eine Menschliche Fährte. Der Mann ist alleine und er macht gerade ein Lagerfeuer. Er riecht etwas nach Alkohol. Ich trinke von einem Luchs, bevor ich mich traue, näher an ihn heran zu gehen. Ich kümmere mich nicht um mein Aussehen, mein Kleid ist zerfetzt vom Jagen aber das macht mir nichts, mir ist nicht kalt.

Langsam nähere ich mich dem Lager, dass der Holzfäller aufgeschlagen hat. Ich bemühe mich, nicht zu atmen, aus Angst ich könnte dann die Konzentration verlieren. Als ich noch ca. 10 Fuß von dem Mann entfernt bin räuspere ich mich leicht und der Mann fährt herum. Er scheint erschrocken und seine Augen weiten sich bei meinem Anblick noch mehr. Ich kenne diese Blicke von früher und mir wird etwas unwohl zumute. Jetzt widert mich der Typ nur noch an. „Kann ich helfen?" nuschelt er und zieht eine Augenbraue hoch. Ich warte kurz bis ich antworte. „Wo sind wir hier?" frage ich und höre zum ersten Mal in einer Woche wieder meine eigene Stimme. Der Mann starrt noch mehr, bis er sich anscheinend wieder fängt. „in nem Gottverdammten Wald in Kanada" nuschelt er wieder und ich nicke. Ich hatte mir so etwas schon gedacht. „Danke" sage ich und drehe mich um, um zu gehen doch er ruft „Warte, nicht so schnell Weib. Was willst du hier so ganz alleine?" Ich entscheide mich ihm nicht zu antworten und renne wieder in den Wald herein. Kanada... Ich glaube ich laufe wieder zurück, es ist so düster hier... Ich ändere meine Richtung, bis ich an einen Waldrand komme. Es ist gerade Mittag, also werde ich wohl oder übel warten müssen. Ich klettere auf eine dichte Tanne, auf der man mich nicht sieht, ich aber alles beobachten kann. Nicht einmal 60 Fuß weiter ist eine relativ große Straße, also verbringe ich die Zeit damit, den Gesprächen in den Kutschen zu folgen. Manchmal ist das recht witzig, da ohne Kontext manche Gespräche ungewollt komisch wirken. Irgendwann wird der Verkehr auf dem Weg weniger und die Sonne beginnt langsam am Horizont zu verschwinden.

Ich will gerade vom Baum springen als mich wieder eine dieser Visionen trifft.

Es ist heiß und trocken. Ich sitze ein einer Bar am Tresen und schaue den anderen Menschen zu. Es scheint mir nichts mehr aus zu machen, in ihrer Nähe zu sein. Ich stehe langsam auf und gehe aus der Tür. Ich trete auf eine sandige Straße umsäumt von Häusern, die bestimmt einmal hübsch gewesen sind. Jetzt haben sie Schusslöcher und wirken alt und kaputt. Ich laufe um die Bar herum und dahinter ist ein kleiner Wald. Ich laufe hinein und bleibe stehen. Alles um mich herum ist still, aber mir ist langweilig und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich zur Bar zurückgehen sollte. Also mache ich mich auf den Weg und lande wieder auf meinem alten Platz den ich vor wenigen Minuten erst verlassen hatte.

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Es tut mir soo Leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe, es ist einfach in letzter Zeit alles schief gelaufen, was überhaupt ging... Naja, hier ist jedenfalls das nächste Kapitel aus Alices Sicht. Es kann sein, dass jetzt mehrere Kapitel von Jasper kommen, da Alice schon so weit ist und Jaspers Geschichte einfach ein bisschen länger dauert.... Ich seh euch erst in zwei Wochen wieder, weil ich an einem Austausch teilnehme.

Also dann, bis in zwei Wochen

xx 

Liebe hat eine schöne Farbe - Die Alisper-geschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt