34. Kapitel - Alice

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Auf meine Frage hin drehte sich Jasper erst von mir weg, dann zu mir hin. Sein Gesicht zeigte alles mögliche. Glück, Liebe, Trauer, Verzweiflung, Unentschlossenheit. Ich schaute ihn nur an und lies ihm Zeit, bis er endlich seine Worte fand. "ich weiß es nicht" seufzt er und dreht sich wieder etwas weg um in die Richtung seinen Hauses zu gucken. "Es war so komisch, eigenartig wie sie doppelt so alt aussehen und ich mich kein Stück verändert habe. Ich bin so stark, werde es immer bleiben, während sie immer schwächer werden und sterben. Ich weiß dass der tag mal kommt, ich mache mir nichts vor, aber ich will es nicht wahr haben. Ich möchte nicht meinen Vater begraben und meine Mutter neben ihm wenn sie an gebrochenem Herzen stirbt. Ich würde sie verwandeln, wenn nicht wüsste dass auch das nicht gerade erstrebenswert ist. Es ist nicht richtig und ich weiß nicht was ich tun soll, wenn ich denn überhaupt etwas tun soll."

Die Worte schienen auf einmal aus ihm heraus zu sprudeln und ich konnte nicht anders als etwas zu lächeln. Wie er sich so Gedanken machte, es zeigte wie sehr er sich um seine Familie sorgt, wie sehr er sie liebt. Als er fertig ist sieht er mich wieder an und ich zuckte nur leicht mit den Schultern. Zu gerne würde ich ihm helfen, aber ich weiß ja selbst nicht wie ich in so einer Situation handeln würde. Ich habe meine Mutter früh verloren, sie wurde als Hexe verbrannt. Meinen Vater habe ich nie gekannt. Ich habe nie gelernt, meine Eltern zu lieben, dafür waren sie zu kurz da.

Jasper scheint mal wieder zu spüren wie ich mich fühle, denn er rückt etwas näher zu mir und legt einen Arm um mich. "Hey, warum so traurig?". Dieses Mal seufze ich. Ich schaue ihn an und erzähle von meiner Kindheit. Das erste Mal seit langem lasse ich zu dass meine Vergangenheit mich einholt. Das erste Mal seit langem erzähle ich jemandem etwas, was fast niemannd weiß. Und es fühlt sich gut an. Ich bin erleichtert, das endlich mal von der Seele zu haben. Jasper zieht mich während der Geschichte immer näher zu sich, bis ich irgendwann einfach genug vom rumgerutsche habe und mich kurzerhand einfach auf seinen Schoß setze. Er erschrickt etwas, legt dann aber seine Arme um mich und lächelt sanft.

Als ich endlich fertig mit erzählen bin, fängt er einfach an zu lachen. Ich schaue ihn verwirrt an, bis er mir erklärt "Wer von uns hat es jetzt wohl einfacher?" Ich runzele die Stirn und muss mir auch ein kleines Kichern zugestehen. Dieser Gedanke ist einfach absurd. Ich meine, wir diskutieren quasi über die Leben beziehungsweise Tode unserer Eltern, nicht grade das Alltagsthema....

So kommt es also, dass Jasper und ich unseren Tag mit Lachen verbringen. Wir sitzen oben in einem Baum, ich auf seinem Schoß, und lachen über komische Dinge, die nicht komisch sein sollten. Als es dämmert klettere ich erst langsam von Jaspers Schoß und dann langsam mit ihm vom Baum. Unten angekommen machen wir uns wieder auf den Weg zu dem alten Hof. Im menschentempo natülich, es ist zwar Nacht aber es sind immer noch Menschen wach, die uns sehen könnten. Wir unterhalten uns weiter, Jaspers Arm um mich und ich leicht lächeld. Mir gefällt, wie wir uns immer näher kommen, ich mag ihn.

Bei seinem Elternhaus angekommen läuft es eigentlich genauso ab wie gestern auch schon. Seine Eltern sind nett, sehr zuvorkommend, Jaspers Mutter ist der Inbegriff von Herzlich und sein Vater ist zwar etwas grummelig aber sanft wie ein Teddy. Als wir uns diesen Abend verabschieden verprehcen wir wieder, am nächsten Tag vorbei zu schauen. Die Sonne geht grade auf, als Jasper auf einmal meine Hand nimmt und mich auf einen anderen Weg führt als den zu 'unserem' Baum. Er merkt wie verwirrt ich bin, bleibt aber nicht stehen und erklärt mir auch nichts.

Mir bleibt nichts anderes über, als ihm einfach zu folgen. Wir gehen immer weiter in den Wald hinein, bis Jasper auf einmal stehen bleibt. "Hiernach hab ich gesucht... Er existiert also noch, ich dachte er wäre längst vertrocknet...". Verwirrt komme ich hinter seinem Rücken her und muss alles tun, nicht meinen Mund aufklappen zu lassen. Wir stehen an einem See. Er ist klein, man sieht dass er mal um einiges größer war, und ist von Wald umschlossen. Es ist wunderschön hier, am anderen Ende des Sees ist eine kleine Hütte zu sehen. Jasper zwinkert mir kurz zu, dreht sich um und springt in den See. Als er wieder auftaucht lachen wir beide. "Willkommen in meiner Kindheit!" ruft er noch, bevor er wieder unter der Wasseroberfläche verschwindet.

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Hallo meine Lieben. Ich weiß, ich hab seeehr lange nichts mehr hier geschrieben und das tut mir auch sehr leid, aber irgendwie vertragen sich mein Abi und meine Freizeit nicht so, wem machen wir was vor, sie führen einen Krieg... Naja, hier zumindest das nächste Kapitel, hoffe es hat euch gefallen...

Bis denne, Xx Cookieslover


Liebe hat eine schöne Farbe - Die Alisper-geschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt