42. Kapitel - Jasper

234 8 8
                                    


---------

Hallo ihr alle!

Als allererstes: Vielen Dank für die vielen Kommentare und Votes im letzten Monat! Hier das nächste (sehnlichst erwartete ;) ) Kapitel. Ich versuche, möglichst bald weiter zu schreiben, mal gucken wie das jetzt nachdem Abi so wird... Das nächste Kapitel wird wahrscheinlich wieder aus Jaspers POV sein, einfach weil bei ihm gerade mehr passiert als bei Alice :) bis dann viel Spaß beim lesen,

xx 

---------

Sie sind nett, die Denalis. Das bemerke ich schon kurz nach den ersten Sekunden unserer ersten Begegnung. Ihre gelben Augen verraten mir, dass sie auch einen besser Weg gefunden haben, denke ich. Aber das erinnert mich daran, dass das "auch" ja im Moment gar nicht stimmt. Meine Augen sind noch rot, auch wenn ich seit meinem Ausfall nur Tierblut getrunken habe. Es dauert eine Weile, bis die Augen ihre Farbe wechseln, so war es jedenfalls auch das erste Mal als Alice mich "umerzogen" hat. Alice... ich vermisse sie so sehr, sie war mein persönlicher Sonnenschein, auch wenn sie mir nicht wirklich Wärme geben konnte, es hat sich trotzdem immer so angefühlt. Ob es ihre fröhliche Art war die sich übertragen hat oder meine Verliebtheit, ich weiß es nicht genau. Was ich weiß ist, dass ich nicht gut für sie war, und es auch niemals sein werde. Mein Ausraster hat es gezeigt, meine Unberechenbarkeit bringt sie nur in Gefahr. Wenn wir entdeckt worden wären, ich weiß nicht was ich dann getan hätte. Deswegen musste ich gehen. Ich darf sie nicht wiedersehen, es würde nur dazu führen, dass ich wieder bei ihr bleiben würde. Und dann würde wieder so etwas passieren, und das darf es einfach nicht.

Und jetzt bin ich hier. Mit dem Rücken an einen Baum gepresst, angestarrt von zwei Blondinen, die eine schmal und schlangenartig, sie heißt anscheinend Irina, die andere kleiner, mit einem runderen, kindlicheren und netteren Gesicht. Sie muss wohl bemerkt haben, dass sie starren, sie stupst Irina an und schüttelt kurz den Kopf, wie eine Mutter, die einem Kleinkind etwas verbieten will. Die Irina zieht kurz die Stirn kraus, scheint dann aber zu verstehen und lächelt mich kurz an. Es ist erzwungen, ich kann es nicht nur sehen sondern auch spüren. Sie hat Angst. Vor mir.

Bevor ich aber etwas tun kann, spricht die kleinere mich an. "Wer bist du?" fragt sie mich, "wo kommst du her, und warum bist du hier?". Sie hat keine Angst, ist nur ein bisschen nervös und vor allem Neugierig, wissbegierig. Sie schaut mich freundlich an und ich räuspere mich kurz bevor ich mich vorstelle. "Ich bin Jasper, aus Texas. Und ich war ehrlich gesagt nur auf der Flu- Durchreise". Ich lächle kurz um meinen Versprecher zu überspielen aber die kleine guckt mich skeptisch an. Sie weiß genau was ich eigentlich sagen wollte. Sie bleibt aber ruhig, anders als Irina, deren Level an Nervosität, fast schon Ärger ich schon aus drei Meilen gespürt hätte. Ich schaue sie an und überlege, ob ich sie beruhigen soll oder ob sie das danach doch nur noch nervöser macht. Ich lasse den Gedanken fallen als die kleine wieder anfängt zu reden. "Ich bin Tanya, das ist meine Schwester Irina, entschuldige ihr Verhalten, wir sind Fremde in dieser Gegend nicht gewohnt. Texas ist weit weg, wie kommt es dass du hier bist? Komm doch mit ins Haus, dann können wir reden. Vielleicht haben wir noch Kleidung für dich." Ich schaue an mir herunter und bemerke, dass ich immer noch meine blutverschmierten Sachen trage. Ich schaue wieder zu Tanya und sie lächelt immer noch freundlich, anders als Irina, die sie jetzt vorwurfsvoll mustert. Tanya ignoriert sie gekonnt, als wäre das nicht das erste Mal, dass sie es tut. Ich bin verwirrt, ich bin ein Fremder und Tanya scheint mir sofort zu vertrauen. Außerdem.... ein Haus? Ich habe noch nie einen Vampir gesehen,  der ein Haus besitzt. Und Tanya hat Irina ihre Schwester genannt... Wie kann das sein? 

Meine Neugier zwingt mich quasi dazu, Tanya und Irina zu folgen. Sie gehen einen Weg entlang auf ein einladend aussehendes Haus zu. Es ist relativ groß und steht umrahmt von Bäumen und Efeu mitten im Wald. Es wirkt alles so friedlich, dass ich mich von ganz allein beruhige und sogar anfange, zu lächeln. Das erste mal seit.... egal. ich darf einfach nicht mehr daran denken, dann werde ich es einfach vergessen. SIE vergessen.

Irina und Tanya gehen vor mir durch das Hauptportal und ich folge ihnen in eine große Eingangshalle, mit alten Holzböden und einer Wendeltreppe in die oberen Etagen. Eine Vase mit frischen Lilien steht auf einem kleinen Tisch in der Mitte des halbrunden Raumes. Irina verschwindet nach oben sobald die Tür hinter mir ins Schloss fällt, ich kann ihre schlechte Laune aber immer noch spüren. Tanya seufzt nur und winkt mich weiter in den nächsten Raum, ein Wohnzimmer, das durch alte Flügeltüren mit der Halle verbunden ist. Ein Kamin brennt, es sieht alles sehr gemütlich aus, Sofas, Sessel, Regale voller alter Bücher. Ich staune so sehr über alles, dass ich erst gar nicht bemerke, dass noch eine dritte Person mit uns im Raum ist. Eine dritte Frau, schlank und groß, genauso blond wie Tanya und Irina, und vom aussehen her genauso alt. Sie ist verwirrt, aber beruhigt sich sobald sie sieht wie entspannt Tanya neben mir steht. "Kate, ich möchte dir Jasper vorstellen. Wir haben ihn im Wald gefunden und er ist einsam und weit weg von seinem Zuhause. Ich musste ihn einfach mitnehmen. Jasper, das ist Kate, meine zweite Schwester.", Tanya lächelt uns beide aufmunternd an und ich lasse mich davon anstecken und begrüße Kate höflich.

Wir stehen alle kurz unschlüssig da, bis Tanya für den Bruchteil einer Sekunde verschwindet und dann mit einer Hose und einem Hemd wieder auftaucht. Sie drückt sie mir in die Hand und lächelt leicht. "Hier. Wenn du dich waschen willst, oben, erste Tür rechts. Die Sachen kannst du behalten, Carlisle, ein Freund von uns hat sie liegen lassen und braucht sie nicht mehr" Ich lächle sie dankbar an und gehe nach oben. Unten höre ich, wie Tanya leise Musik anmacht und sich mit Kate auf ein Sofa setzt um sich zu unterhalten. Dieses Haus ist wunderschön. Alt und gut erhalten, man sieht, dass hier schon Jahrhunderte lang einfach gelebt wurde. Ich gehe ins Bad und genieße das Wasser und das Gefühl frischer Kleidung auf meiner Haut. Dabei legeich mir einen Plan für das Gespräch was wohl gleich stattfinden wird zurecht. Am besten ist es wahrscheinlich, einfach die Wahrheit zu erzählen, vielleicht hilft es mir ja das alles zu vergessen, damit abzuschließen. Außerdem muss ich ehrlich sein, damit ich das Selbe von Tanya und Kate verlangen kann. Ich will wissen, warum sie hier wohnen. Warum sie sich Schwestern nennen, warum sie so goldene Augen haben wie ich einst, warum sie mich aufgenommen haben. Mit all diesen Fragen im Kopf gehe ich wieder langsam die Treppe hinunter auf das Wohnzimmer zu. Ich höre, wie Kate und Tanyas Gespräch verstummt als sie mich auch hören. Ich betrete den Raum und schaue in zwei neugierige Augenpaare. Na dann mal los.


Liebe hat eine schöne Farbe - Die Alisper-geschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt