Kapitel 11

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Draco lief aufgebracht in seiner Wohnung umher und überlegte was er noch brauchte. Megans Tasche ließ sich nicht öffnen, weshalb er nochmal die Tasche von Sophie ausleerte und die Sachen durchsah. Es musste doch etwas geben. Einen Hinweis oder einen Plan? Irgendetwas was ihnen weiterhalf? Er blickte auf die Uhr und stopfte die Sachen zurück in die Tasche. Er wollte schon längst bei Hermine sein. Sie mussten sie finden. Suchen, finden und endlich rauskriegen was hier los war. Zur Not würde er ihnen Veritaserum verabreichen, damit sie den Mund aufmachten. Ihm war es mittlerweile so was von scheiß egal, ob das mit den Bestimmungen übereinstimmte oder nicht. Ihm war es sogar egal, dass die Aussage wertlos war, weil der Beschuldigte somit gezwungen werden würde zu reden.

Potter würde ihn wahrscheinlich suspendieren, aber selbst das würde er momentan in Kauf nehmen. Draco war es viel wichtiger endlich rauszukriegen was diese Kinder hier wollten. Weshalb sie hier waren. Ob sie einen Plan hatten oder wirklich einfach nur in Gefahr waren. Potter würde wohl durchdrehen wenn Hermine und er ihm sagen müssten, dass sie sie verloren hatten. Er stutze, als er einen Pullover zurückstopfte und etwas raschelte. Mit runzelnder Stirn, zog er den Pullover wieder aus der Tasche und erkannte, dass das Rascheln entstand wenn er den Ärmel bewegte. Er griff hinein und zog ein zusammengerolltes, schon ziemlich zerknittertes, Pergament aus dem Ärmel. Er entrollte das Dokument und erkannte das es eine Urkunde aus dem Ministerium war. Er kannte diesen Beleg und überflog ihn schnell bis er zu einer Zeile kam die nicht stimmen konnte.

Er spürte regelrecht wie sein Herz stockte und er sich einen Moment auf das Bett setzten musste. Seine Augen huschten immer wieder über die Zeilen. Er versuchte es zu verstehen. Er versuchte zu begreifen was er da in der Hand hielt und konnte es nicht. Konnte es selbst mit diesem Beleg nicht glauben. Er senkte das Blatt, hob es wieder an um es nur wieder sinken zu lassen. Er fuhr sich über das Gesicht und sein Gehirn schien auf Hochtouren zu laufen. Ganz langsam schienen sich bestimmte Teile zusammenzufügen in seinen Gedanken. Plötzlich passten einige Dinge, die vorher unwichtig waren oder unlogisch wirkten. Er sah wieder auf das Dokument und überlegte gar nicht lange. Er ging ins Arbeitszimmer und warf ein wenig Flohpulver in den Kamin, um in Hermines Wohnung zu reisen.

„Merlin sei Dank. Wo warst du denn solange?" begrüßte sie ihn und sprang von ihrem Sofa auf. Draco versuchte immer noch seine Gedanken zu ordnen, während Hermine leicht hin und her ging. „Megan war da. Aber wir haben gestritten. Sie ist abgehauen. Es ist meine Schuld. Ich hab sie praktisch in die Ecke gedrängt." „Hermine..." „Ich dachte sie hätte die Kette meiner Mutter geklaut. Ich bin böse geworden, weil es das einzige ist, was ich von ihr noch habe. Aber sie war es doch nicht. Ich habe gerade nachgesehen und sie ist noch da. Ich versteh das nicht Draco." sprach sie weiter und hielt eine feine goldene Kette hoch. „Draco?" fragte sie nach, als er nichts sagte und Draco sah auf, um sie anzusehen.

„Was ist passiert?" wollte sie besorgt wissen und Draco seufzte leicht. „Ich weiß wer sie sind." erwiderte er und Hermines Augen wurden groß: „Was? Woher?" Draco öffnete und schloss den Mund. Er konnte es nicht. Der Schock darüber saß noch viel zu tief. Weshalb er mit zittrigen Händen die Urkunde hochhielt: „Das habe ich in Sophies Sachen gefunden." Er sah dabei zu wie Hermine ihre Kette zur Seite legte und nach dem Pergamentblatt griff. Genauso wie er, schien sie es zu überfliegen und dann erst zu stocken an einer ganz gewissen Stelle. Sie setzte sich langsam, ohne die Augen von dem Pergamentblatt abzuwenden: „Das ist nicht möglich."

„Anscheinend doch." entgegnete Draco emotionslos und Hermine sah auf: „Aber..." „Lies es doch. Dort steht es. Schwarz auf weiß und beglaubigt vom Ministerium. Das ist eine Geburtsurkunde und sie ist echt." Hermine schüttelte den Kopf und Draco wusste, dass sie wieder die eingetragenen Namen las. Drei Namen standen auf dem Pergamentblatt.

Name des Kindes: Sophie Malfoy.
Vater: Draco Malfoy.
Mutter: Hermine Jean Malfoy.

Hermine sagte immer noch nichts, weshalb Draco sich leicht räusperte: „Das ergibt plötzlich alles einen Sinn Hermine." „Sinn?" wiederholte sie brüchig und sah unsicher auf. „Ja. Das Megans Vater eine beeindruckende Besensammlung hat. Deshalb wusste sie über die Besen Bescheid, die ich schon habe. Sophie die so anhänglich war. Sie hatte keine Angst vor uns, obwohl wir doch eigentlich für sie Fremde waren. Sie hat dich Mama genannt, weil du ihre Mutter bist." fügte er hinzu, während sie schweigsam den Kopf wieder schüttelte, immer noch ungläubig darüber. „Sie hat so viele Dinge erzählt und ich habe es nicht verstanden. Das Kuscheltier. Sie meinte damit nicht ein Wappen einer Familie sondern das Wappen deines Hauses in Hogwarts." Draco lachte unsicher, „Und Meg... ich wusste das sie mit dir Ähnlichkeiten hat. Sie alle haben das. Bei Merlins Unterhosen, die ersten drei haben ja sogar deine Augen."

Hermine griff nach der Kette: „Sie hat sie nicht gestohlen oder kopiert." „Nein. Sie hat sie wohlmöglich von dir. In der Zukunft." Die Beiden sahen sich an und Hermine schluckte: „Aber... wieso sind sie hier?" „Megan hat erzählt, ihr Vater und andere sind verschwunden. Es ist irgendetwas passiert. Vielleicht brauchen sie Hilfe." Hermine sprang auf: „Wir müssen sie suchen. Wir müssen rauskriegen was hier los ist. Warum sie hier sind und warum..." Sie verstummte und Draco lächelte milde bevor er den Blick senkte: „Wie wir zu vier Kindern kommen?" „Ja." „Aber wo sollen wir suchen anfangen? Wir haben keine Ahnung wo sie sein könnten. Es würde Stunden vielleicht Tage brauchen, bis wir sie wieder finden Hermine." Sie schien darüber nachzudenken und ihre Augen hellten sich etwas auf: „Nicht unbedingt. Weißt du noch wo wir Emily und Sophie geschnappt haben?" Natürlich wusste er das. Wie könnte er das jemals vergessen?


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Hermines Gedanken tanzen Samba in ihrem Kopf. Sie konnte... nein sie wollte das nicht glauben. Das war doch unmöglich. Das war... verdammt das war unfassbar. Draco und sie? Zusammen? Verheiratet und Kinder? Vier Kinder, wenn man es mal genauer betrachtete. Das war doch nicht normal. Sie war doch gerade mit ihm zusammengekommen und jetzt... wenn es stimmte, und sie wusste das es stimmte, warum waren sie dann hier? Wieso waren sie aus der Zukunft hierhergekommen? Was war schief gelaufen? Sie blickte kurz zu Draco auf, während sie einen bekannten Weg entlang gingen. Er war so still. Normalerweise war sie es von ihm gewohnt, aber jetzt gerade hoffte sie eigentlich darauf, dass er reden würde. Schimpfen, Fluchen und Rumschreien würde. Doch er tat es nicht.

„Bitte hör auf mich so anzustarren." sagte er plötzlich, während sie am Spielplatz vorbeigingen der Seelenleer war, um diese frühe Tageszeit. Hermine merkte wie die Hitze in ihre Wangen stieg und schaute in eine andere Richtung. Sie atmete schwer aus und faste neuen Mut: „Ich hab mich nur gefragt... Kannst du dir das wirklich vorstellen?" „Nein. Aber das spielt wohl momentan keine Rolle. Ich hätte auch vor einen Monat nicht gedacht, dich einzuladen, dich zu küssen und mit dir im Bett zu landen." entgegnete er ruhig, „Außerdem ist es egal wie unglaubhaft das alles klingt. Sie sind eindeutig da. Sie kommen aus der Zukunft. Das ist also kein Tagtraum oder so etwas in der Art."

„Was würden deine Eltern dazu sagen?" hakte sie nach und Draco schnaubte: „Ich werde jetzt sicherlich mit dir darüber reden, was meine Eltern von Vier Kindern einer Muggelgeborenen halten würden. Ganz zu schweigen, was mein Vater mit mir anstellen würde, wenn er erfährt, dass sein heißgeliebter Reinblut-Familienstammbaum nicht mehr lange existiert." Hermine presste die Lippen zusammen und senkte den Blick. Natürlich. Das war der Faktor den sie neben Draco selbst immer außer Acht ließ. Seine Familie. Sie reduzierte die Menschen nie auf ihre Herkunft und ihre Abstammung. Draco war das beste Beispiel dafür. Aber er selbst hatte eine Verantwortung gegenüber seiner Familie. Ob er wollte oder nicht. Ärger würde es für ihn definitiv geben.

„Ich meine das nicht so." murmelte er plötzlich und sie sah wieder auf, „Tut mir leid.... es ist nur..." „Viel auf einmal?" versuchte sie es und Draco nickte stumm. Sie blieben gleichzeitig vor dem Haus stehen, dessen Putz schon abbröckelte. Draco atmete schwer aus: „Hoffen wir mal, dass wir sie hier finden. Ansonsten fällt mir nämlich nichts ein. Hast du noch andere Ideen?" Hermine schüttelte den Kopf. Nein hatte sie nicht. Selbst das mit dem Haus war ihr nur spontan eingefallen. Sie ging zögerlich die wenigen Stufen zur Haustür empor und drückte die schwere massive Holztür auf. Es war still und Draco deutete mit den Finger nach oben. Hermine folgte ihm und sah sich im ersten Stock um, als sie eindeutig jemanden schluchzen hörte.

„Jetzt hör schon auf Meg. Ich kann das nicht ertragen, wenn du weinst." hörte man Alex gedämpft durch eine Tür. „Du hast mich ausgetrickst. Du hättest das nicht tun dürfen. Das ist nicht gerecht... es ist nicht gerecht, dass ihr mich hier alle allein zurück lasst." wimmerte Megan. „Du weißt doch, ich hasse es der Letzte zu sein. Außerdem reiß dich mal ein wenig zusammen. Sophie hat nicht einmal geweint und mit deinen Tränen kann man schon eine ganze Badewanne füllen." Hermine sah Draco nach, während er sich langsam der Tür näherte. „Bitte geh nicht." bat Megan und Hermines Herz schnürte sich zusammen.

Die beiden Jugendlichen blickten auf, als Draco und Hermine den Raum betraten. Er war so gut wie leer. Auf den Staubbedeckten Boden lag eine Decke. Einige abgebrannte Kerzen standen rum. Alex saß angelehnt an der Wand auf dem Boden und sah auf. Megan war nicht einmal einen Meter von ihm entfernt. „Ich würde sagen zu spät." atmete er schwer aus und blickte Hermine und Draco an. Hermine stürzte auf ihn zu, weil er so verdammt blass wirkte. Unnatürlich sah es aus. Hermine tastete am Hals nach seinen Puls und konnte ihn kaum spüren „Er muss ins St. Mungo." sagte sie energisch und sah Draco über die Schulter hinweg an. Alex lachte hohl: „Das bringt nichts. Die können mir nicht helfen. Das Zeitfenster hat sich geschlossen. Es ist zu spät."

„Schwachsinn." wiedersprach Hermine ihm. Sie verdrängte momentan den Gedanken, dass er ihr Sohn war... irgendwann in der Zukunft. „Tut mir ja leid, dich dieses eine Mal verbessern zu müssen. Aber ich weiß darüber wohl besser Bescheid." erklärte Alex vollkommen ruhig und lächelte sie ein klein wenig an. Ein Lächeln das sie jetzt erst erkannte. Dracos Lächeln. Sie zuckte zurück als sie dachte, dass sein Erscheinungsbild schwächer erschien. Und wurde panisch als sie erkannte, dass es keine Einbildung war. Es sah fast so aus, als würde er transparent werden. „Was zur Hölle..." fing Draco an und stürzte auf ihn zu.

„Alexander!" sagte Draco etwas lauter, „Sag uns was hier vorgeht!" Alex schüttelte leicht den Kopf: „Hat doch sowieso keinen Sinn mehr. Es ist zu spät." Seine Augen glitten zu seiner Schwester, deren Gesicht von ihren Tränen glänzte: „Tut mir leid. Ich hätte auf dich hören sollen. Und entschuldige für das auswechseln, aber ich wollte nicht... ich wollte nicht der Letzte sein." Als er das letzte Mal ausatmete löste er sich einfach so auf. Als wäre er gar nicht real. Nie dagewesen. Nur ein Traum. Hermine keuchte auf und Dracos Hände griffen nach dem einzigen Gegenstand der mit einem dumpfen Geräusch zurückblieb, einen Armreif.

Hermines braune Augen glitten zu Megan die bitterlich zu schluchzen anfing. „Nein... bitte.... Alex. Komm zurück. Bitte... bitte lass mich nicht alleine. Bitte. Du hast es doch versprochen. Du hast versprochen..." Draco ließ den Armreif durch seine Finger gleiten und sah dann auf Megan. Hermine wollte nach ihrer Hand greifen, doch sie sprang regelrecht auf und wollte raus rennen. Draco war allerdings schneller und versperrte ihr den Weg: „Nein. Du läufst jetzt nicht wieder weg!" „Lass mich vorbei!" schrie sie Draco an und versuchte tatsächlich sich an ihn vorbei zu drängen, doch er packte sie fest am Handgelenk: „Was zum Teufel geht hier vor?!" „Draco!" ermahnte ihn Hermine.

„Nein Hermine. Ich diskutier das jetzt sicherlich nicht mit dir aus. Ich will jetzt wissen was hier vorgeht und..." „LASS MICH!" unterbrach ihn Megan und Hermine schaltete sich ein, als Megan gegen Draco schlug: „Megan wir wissen Bescheid." Sie hielt inne und sah geschockt Hermine an. „Wir haben Sophies Geburtsurkunde gefunden in ihrer Tasche. Wir wissen wer ihr seid." Sie schien nicht zu wissen, was sie sagen oder wie sie darauf reagieren sollte. Sie fing zu weinen an und wäre sicherlich auf den Boden gesunken, wenn Draco sie nicht festgehalten hätte, weshalb sie einen Augenblick später gegen seine Brust schluchzte. Er sah Hermine kurz an, bevor er Megan übers Haar strich: „Ist schon gut. Ist schon gut Megan." Hermine ging langsam auf die beiden zu, bevor sie Megan an der Schulter berührte: „Du musst uns erzählen was passierst ist Megan. Bitte."

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