Kapitel 7

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Hermine schlurfte regelrecht in das kleine Wohnzimmer, als sie es geschafft hatte Emily zu überreden endlich zu schlafen. Draco sah ebenso erschöpft zu ihr auf und klopfte dann neben sich aufs Sofa. Sie ließ sich neben ihn in die weichen Sofakissen fallen und sah auf das kleine Feuer im Kamin. „Ich dachte ich krieg sie gar nicht mehr zum Schlafen." murmelte sie müde und Draco lachte leise. „Hast du mit Megan nochmal gesprochen. Ich mach mir ein wenig Sorgen um sie. Sie ist so still." Draco sah sie leicht von der Seite her an: „Sie hat mit ihren Bruder gestritten." „Was?" fragte Hermine nach und wurde hellhörig. „Ja. Ich weiß nicht genau um was es ging, aber sie hat rumgeschimpft und irgendetwas gefaselt von.... dass die Zeit zu knapp ist oder so ähnlich." „Komisch so etwas ähnliches haben sie damals bei mir zuhause auch schon gesagt." erzählte Hermine und sie sahen sich kurz an.

Hermine sah wieder in die Flammen: „Wir kriegen es ohnehin nicht raus. Warten wir jetzt noch die zwei Wochen, dann wissen wir mehr." Draco atmete angestrengt aus: „Ich hab keine Lust nach London zurückzukehren in drei Tagen. Kann Potter uns nicht länger entbehren? Ich dachte das hier sei so wichtig." „Du kennst ihn doch. Ich glaube ihm gefällt die ganze Sache einfach nicht, dass er nicht weiß wo wir genau stecken." „Vergiss es. Der ist nur genervt, dass du es mit mir solange aushältst." spottete Draco und Hermine lächelte ihn an: „Ein Gutes hat dieser Job definitiv. Wir haben uns endlich mal ausgesprochen. Ich glaube das war schon lange nötig." „Definitiv. Potter wird stolz auf uns sein, dass wir uns nicht gegenseitig umgebracht haben. Ich hab mich ohnehin schon gewundert, dass er uns in ein Team gelassen hat." warf Draco nachdenklich ein und Hermine rutschte unruhig umher.

„Was Granger? Spuck es schon aus." Sie biss sich kurz auf ihre Unterlippe. „Ehrlich gesagt hatte Harry einige Wochenlang Bedenken wegen uns in einem Team." Draco rollte mit den Augen: „Lass mich raten, dass ist auf Weaslbees Mist gewachsen." „Es war ein ständiges Streitthema in unserer Beziehung." gab Hermine zu, „Malfoy hier und Malfoy da. Er hatte andauernd etwas zu meckern und das auch vor Harry. Aber ich hab Harry klargemacht, dass du deinen Job gut machst und ich keinen anderen Partner will. Außerdem ging es Ron glaube ich vor allem darum, dass ich aufhören sollte zu arbeiten." „Ich kann mich mit Weaslbee nicht anfreunden. Der Kerl geht mir auf die Nerven." warf Draco ein und grinste plötzlich breit, „Wir sollten ihn ärgern." „Ihn ärgern? Draco wir sind keine Schulkinder mehr." „Na und? Er ist ein Arsch. Lass ihn uns zur Weißglut bringen."

Hermine lachte unsicher: „Und wie willst du das anstellen? Willst du ihm etwas in sein Büro platzieren oder was?" Draco schüttelte den Kopf: „Ich hab eine viel bessere Idee." „Ach ja? Und die wäre?" „Geh mit mir aus." sagte er völlig ruhig und Hermine klappte der Mund auf und brachte nur ein ungläubiges „Wie bitte?" heraus. „Geh mit mir aus." wiederholte er. „Du meinst du und ich? Eine Verabredung? Also ganz offiziell?" Er nickte. „Das ist verrückt. Das ist doch... das ist..." „Das ist eine gute Idee Granger." „Ach ja?" „Ja. Erstens kannst du Weaslbee damit ärgern. Was glaubst du wie der an die Decke geht wenn er erfährt, dass wir beide ein Date haben." „Er wird dich wahrscheinlich umbringen." „Und zweitens tut uns das auch gut. Was haben wir schon zu verlieren? Ganz ehrlich. In unserem Beruf bleibt das Privatleben oft auf der Strecke."

„Das ist doch verrückt. Wir kommen gerade mal klar und nun sollen wir miteinander ausgehen?" warf sie ein und dachte darüber nach. Das war definitiv verrückt. Sie waren Arbeitskollegen und vorher so etwas wie still erklärte Feinde gewesen und jetzt wollte er einfach so mit ihr ausgehen? „Komm schon Granger. Was hast du schon zu verlieren? Kennst du nicht den Spruch: Wer nicht wagt der nichts gewinnt?" „Das ist also wirklich dein ernst, ja?" „Klar ist das mein ernst. Über so was macht man keine Witze. Lass und einfach ein wenig Spaß haben." Sie lachte und er grinste: „Was? Ist das jetzt ein Ja oder ein Nein?" „Ich denke darüber nach in Ordnung?" „In Ordnung." erwiderte er gelassen und sie sahen wieder den Flammen zu.

„Es ist sehr schön hier. Bist du oft in deiner Freizeit hier?" fragte sie und Draco zuckte leicht die Schultern: „Hin und wieder. Ich war als Kind gerne hier. Ich mochte es im Sommer im Meer zu schwimmen und mit meiner Mutter alleine zu sein. Es war eine unbeschwerte Zeit." Sie lehnte sich noch tiefer zurück in die Kissen und sah ihn von der Seite her an, als er ruhig sagte: „Ich meine das mit der Verabredung wirklich ernst Hermine." Sie merkte wie ihre Wangen zu glühen begann und dachte im nächsten Moment darüber nach, ob sie versuchen sollte seine Hand zu berühren, als die Tür aufging und Sophie in der Tür stand. Sofort war die seltsame, aber angenehme Stimmung verflogen und Hermine sah die kleine aufheiternd an: „Ist alles in Ordnung?"

Sophie sagte nichts, tapste aber dafür auf das Sofa zu und drückte sich zwischen die beiden. Sie kuschelte sich an Draco ran und Hermine musste darüber grinsen. „Ich kann nicht schlafen." nuschelte Sophie leise und gähnte. Hermine griff nach der Wolldecke und deckte Sophie sanft damit zu. Es dauerte nicht einmal fünf Minuten bis sie wirklich einschlief. Hermine strich ihr einige langen Strähnen aus dem Gesicht: „Wie kann jemand so etwas kleines und unschuldiges durch die Zeit reisen lassen." „Vielleicht ging es nicht anders. Überleg mal was wir bereits wissen. Megan hat erzählt, es sind irgendwelche Leute verschwunden? Ihr Vater... wahrscheinlich sogar ihre Mutter und andere. Zumindest hat es sich so angehört." „Denkst du sie sind auf der Flucht? Aber wovor?"

„Keine Ahnung. Aber solange wir nichts Genaueres wissen, können wir ihnen wohl nicht helfen." „Ich mach mir Sorgen um sie." erzählte sie Draco leise und blickte besorgt auf, „Nicht nur um Sophie. Auch um die anderen. Ich mach mir richtige Sorgen um diese Kinder." Er lächelte milde: „Da geht's nicht nur dir so. Ich würde ihnen gerne helfen, aber sie lassen sich ja nicht helfen. Sie wollen es nicht." Sie sagten eine ganze Zeit lang kein Wort, bis die Uhr über den Kamin Elf anzeigte und Draco vorschlug ins Bett zu gehen. Er hob Sophie vorsichtig hoch und wollte gerade die Treppe im Flur hochgehen, als sein Blick nach draußen glitt, durch die großen Fenster: „Sitz da Megan draußen?" Hermine wandte ihren Kopf und erkannte die Brünette sehr gut in dem hellen Mondlicht. „Tatsächlich. Ich geh raus zu ihr."

„Nein. Ich mach das. Kannst du Sophie raufbringen?" erwiderte Draco und Hermine nickte stumm. Er reichte ihr vorsichtig das schlafende Mädchen das ihre Arme schlaff um Hermines Hals legte und leise vor sich her murmelte. Hermine sah Draco einige Zeit nach wie er aus dem Haus ging und auf Megan zu schritt, die aufs Wasser starrte. Sie wandte sich leicht seufzend ab und trug Sophie weiterhin hoch. In dem kleinen Gästezimmer brannte noch die Lampe am Nachttisch. Sie legte Sophie vorsichtig ab und deckte das Mädchen achtsam zu, während sie am Bettrand saß.

Sie wollte gerade aufstehen nachdem sie das Licht ausgeschaltete hatte, als Sophie nach ihrer Hand griff. „Nicht weggehen Mama... nicht gehen." murmelte sie in ihrem Dämmerzustand und Hermine merkte wie sehr sich ihr Herz zusammenschnürte. Wie schlimm musste es für so ein kleines Kind sein, weg von zuhause zu weilen. Weg von den Eltern, der Familie und den Freunden. Hermine strich ihr sanft über die Wange und hielt ihre Hand ganz fest in ihrer: „Ich bin da." sagte sie leise, um Sophie zu beruhigen. „Ich geh nicht weg Kleines." flüsterte sie und wollte am liebsten hinzufügen: Auch wenn ich nicht deine Mama bin. Sie mussten doch irgendetwas tun können.


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Dracos Schritte durch den Sand waren energisch. Zu Beginn hatte er gedacht mit Megan ein gutes Verhältnis aufbauen zu können. Das sie vernünftig war und sie einiges vielleicht gemeinsam hatten. So zum Beispiel ihre Leidenschaft fürs Quidditch. Aber seit dem sie hier waren, war sie launisch, zog sich immer mehr zurück und sprach mit ihnen nur das nötigste. Sie beteiligte sich nicht wie ihre Geschwister um eine gute Atmosphäre. Geschweige an den Aktivitäten. Sie spielte nie mit. Half nicht Hermine beim gemeinsamen Kochen oder war einfach nur mal anwesend. Als würde das alles nicht schon genügen, schlich sie sich mitten in der Nacht raus aus dem Haus.

Draco hatte sich extra dafür entschieden, dass Haus nicht magisch zu sichern und den Kindern Freiraum zu lassen. Sie sollten nicht das Gefühl haben Gefangene zu sein. „Hey Megan!" Sie rührte sich nicht während sie auf einem großen Treibholz saß, dass schon vor Jahren angespült worden war. „Megan, ich rede mit dir." versuchte er es erneut und ging weiter auf sie zu. „Du weißt genau, dass ihr nach neun nicht mehr das Haus verlassen sollt und schon gar nicht ohne vorher Bescheid zu sagen. Hast du eigentlich..." er verstummte, als sie leicht über die Schulter blickte und Draco erst jetzt erkannte das sie weinte. „Hey..." fing er vorsichtig an und sie wandte sich ab und begann heftig zu zittern.

Er näherte sich die letzten Schritte vorsichtig. „Megan... was ist los?" Sie schluchzte plötzlich bitterlich und vergrub ihr Gesicht. Draco setzte sich zögerlich neben sie und überlegte was er tun sollte. „Es ist alles meine Schuld... alles." wimmerte sie und Draco legte langsam eine Hand auf ihre Schulter: „Was ist deine Schuld?" Sie sagte nichts, dafür weinte sie noch mehr. „Megan, sag doch einfach was los ist? Sag uns... wir können euch helfen. Ganz bestimmt." redete er auf sie ein und sie sprang regelrecht auf. Ihr Körper bebte während weiterhin Tränen über ihr Gesicht liefen: „Ich kann nicht! Ich... verdammt. Schon alleine das wir hier sind verändert alles. Es ist alles aus. Es ist vorbei!" „Was ist vorbei?" wollte Draco wissen und stand auf. „Wenn sich sowieso schon alles geändert hat, dann kannst du es doch auch sagen."

Er fragte sich ob es in der Familie lag, dass diese Kinder jedes Mal über einen derart herfielen, als sie ihr Gesicht an seiner Brust vergrub und schluchzte. „Ich werde nie wieder nachhause kommen. Sie sind alle weg... alle." jammerte sie, „Ich will wieder zurück. Ich will mein altes Zuhause wieder, mit meinen Geschwistern und meinen Eltern und meinen chaotischen Freunden. Ich will endlich wieder mein altes Leben haben." Draco hörte ihr geduldig zu: „Meg, ich würde dir gerne helfen und deinen Geschwistern. Aber ich kann euch nicht helfen, wenn ihr mir nicht sagt was eigentlich los ist. Oder besser was los sein wird." Sie löste sich plötzlich von ihm und wischte sich energisch die Tränen weg. Ihr Blick war stur in den Boden gerichtet: „Ich kann nicht. Würden wir etwas sagen, zerstören wir vielleicht noch mehr. Und das Risiko kann ich nicht eingehen."

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