Noch ehe ich reagieren konnte, schlangen sich Sylas Arme um meinen Körper und hoben mich mit spielerischer Leichtigkeit vom Boden. Das Gefühl der Schwerelosigkeit ließ mich kurz zu Stein gefrieren, doch kaum realisierte ich, dass die Welt für mich Kopf stand, erwachte ich so gleich. Ich befreite meine Arme aus seinen steinharten Muskeln und stemmte mich kraftvoll an seinem breiten und mit Muskeln durchzogenen Rücken ab. "Was soll das?!", fauchte ich und drehte meinen Kopf in seine Richtung, konnte jedoch nur einen Blick auf seinen Hinterkopf erhaschen. "Wie sieht es aus? Du kommst mit mir, Perle", kam es in einem vollkommen selbstverständlichen Ton von Sylas während ich bereits spürte, wie sein Gewicht sich verlagerte und er zum Gehen ansetzte. Nicht glaubend, dass das gerade sein Poseidons verdammter Ernst ist, blinzelte ich nur ein paar mal und warf perplexe Blicke auf die Landschaft, welche langsam wie ein Band an mir vorbeizog und mein Körper leicht auf und ab wippte unter den Laufbewegungen.
Oh bei Tritons Bart.. Es war sein ernst!Sofort fing ich an wild mit meinen Beinen zu strampeln, versuchte damit möglichst nah an seine Eier zu kommen um ihn abzuschrecken. "Ich bin ganz sicher nicht deine Perle, du Pottwal, und zweitens kannst du mich nicht einfach so mitnehmen!", kreischte ich wütend, während ich meine Stütze aufgab, um in den vollen Angriff über zu gehen. Kraftlos hing ich über seiner Schulter, meine Hände geballt und auf die harten Erhebungen unter seinem Hemd einprügeln. Zwecklos.. Diese Muskeln waren wie eine Rüstung. Doch wenn es nicht mit stumpfer Gewalt geht, dann versuchen wir eben schneidende. "Wer soll mich daran hindern, dich hier mitzune-AH!", er unterbrach sich selber durch ein lautes aufschreien, während ich sein Hemd angehoben habe, und mit meinen Fingernägeln über seine sonnengebräunte Haut fuhr, dabei dunkle Errötungen und hoffentlich starke Schmerzen hinterließ. "Lass mich runter!", fauchte ich wiederholt, kratzte noch einmal fester nach, doch erreichte nichts damit, außer, dass sich seine Schritte beschleunigten und er mich schon fast joggend den Pier runter trug, direkt auf das Ruderboot zu.
"Ganz schön biestig", kommentierte er bloß, womit er nur weiter meine Wut anstachelte. Wie er will.. Ich sammelte meine verbleibende Kraft, stemmte mich nochmal ab und verrenkte mich dann um sein Ohr zwischen meine Zähne zu nehmen. Ich biss zu, so lange bis er schmerzhaft aufjapste und ich Blut schmeckte. Mein Körper zitterte mittlerweile vor Wut, doch die war gleich verflogen, als auch mein Körper durch die Luft geworfen wurde. Ich versuchte mich mit schnellen Blicken in der Luft umzusehen, doch erhaschte in der kurzen Zeit nicht viel, bis mich Hände griffen und meinen empfindlichen Körper gegen Holz drückten. Das raue Material und mindestens drei Splitter drückten sich in meine oberste Hautschicht, doch zählten nicht zu meinen größten Sorgen. Drei Gesichter wurden erkennbar, und gehörten wohl zu den schmierigen Händen welche sich um meine Glieder gelegt haben. "Alles im Lot Kap'?", fragte der eine und drehte sein Gesicht, welches viel zu lange schon keinen Rasierer oder Seife gesehen hatte zu dem Typen dessen Blut meine Zunge benetzte. Auch ich hob meinen Blick, realisierte dass ich mich wohl schon im Ruderboot befand, und dass meine Möglichkeit auf vorzeitige Flucht wohl gerade den Bach herunter geflossen war. Mit kühlen und hasserfüllten Blicken sah ich zum Kapitän der ungewaschenen Seekühe hoch, wie er noch auf dem Steg stand und zu uns herunter blickte.
Er hatte sich eine Hand über sein Ohr gelegt, die dunklen Augen lagen auf mir, doch weder Wut noch Verachtung spiegelten sich in ihnen. Na gut.. vielleicht ein klein wenig Wut, doch sonst schien sein Gesicht unleserlich.
"Ja. Alles gut. Haltet ihn nur gut fest. Er wird uns auf dem Sklavenmarkt ein Vermögen einbringen", antwortete bloß, löste das Seil von der Anlegestelle und sprang dann recht unelegant ins Innere zu uns. "Vorausgesetzt jemand möchte sich sowas antun", setzte er leiser hinterher und runzelte leicht seine Stirn. Das Boot schwankte zur Seite, doch ich hatte nur ein müdes Grinsen übrig.
Bevor ich ein Sklave werde, zerfalle ich zu Meeresschaum.
Die Ruderbootfahrt verlief unruhig, nicht wegen den Wellen welches das kleine Bötchen hin und her schaukelten sondern wegen den Gesprächen welche ich leider mitanhören musste. So sehr ich mich auf versuchte auf das Rauschen des Meeres, das Pfeifen des Windes oder das Gekreische der Möwen zu konzentrieren, welche beim Piratenschiff auf mögliches Futter lauerten, schaffte ich es nicht zu überhören, wie die Männer über meinen Preis spekulierten. Wenigstens handelte es sich wohl wirklich um eine stattliche Summe an Geld um was es hier ginge. Mein hübsches Gesicht, meine hellen Haare und vor allem meine lila farbenen Augen sollen wohl ausschlaggebend sein. Wenn sie wüssten, dass ich in Wahrheit eine Sirene war, würden sie aber vielleicht den Preis nochmal überdenken.
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Gem-Sirens [BL]
FantasySirenen - Wesen die nur aus Legenden, Mythen und Geschichten bekannt sind. Doch was, wenn der hübsche junge Mann, mit den außerordentlichen lilianen Augen und dem weißen Haar, eben ein solches Geschöpf ist? Würde man seiner charmanten Art noch imme...