Kapitel 7 - Sieben Perlen

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"Na, hast du mich schon vermisst?", hallte meine engelsgleiche und mit Freude getränkte Stimme in der Unterwasserhöhle wieder. Sofort lag die Aufmerksamkeit meines gefangenen Piraten auf mir und seine Position richtete sich etwas auf. "Satt?", fragte er stumpf und anscheinend nicht so recht wissend, wie er ein Gespräch beginnen soll. Ich faltete meine Hände auf der Kante des herausragenden Felsvorsprung, auf dem er saß. "Hmh!", bestätigte ich breit grinsend und legte mit einem verschmitzten Blick mein Kinn darauf ab. "Das Fest zieht viele Händler und Reisende ins Dorf.. und trotz eures Ruckus gab es Lebensmüde die sich nachts in die Nähe des Wassers trauten... darunter auch Dumm und Dümmer", lächelte ich stichelnd und beobachtete wie seine Mimik die innerliche Verwirrung widerspiegelte. Es brauchte ein paar Sekunden, ehe er zu begreifen schien, wen ich meinte. Sofort wandelte sich sein Gesicht in leichtes Entsetzen. "Du hast doch nicht..?", seine Frage blieb unausgesprochen, doch das war auch besser so - Allein bei dem Gedanken machte ich ein Würgegeräusch. "Bah! Nein. Also wirklich.. sowas wie euch würde ich nicht mal anrühren, wenn ich verhungern würde", schnaufte ich entrüstet über diese Unterstellung. "Dafür klang dein Gesang aber wirklich hungrig", merkte er mit einem schelmischen Blitzen in den Augen an. "Du lebst allerdings noch", schnaufte ich schärfer und runzelte meine Stirn. "Ja, das wundert mich auch teilweise.. darf ich fragen warum?", verkündete er seine offene Neugierde. Ich prustete einmal vor Unglaube. "Nein darfst du nicht!", entfuhr es mir ein bisschen Höher als geplant, weswegen ich mich auch gleich räusperte. "Ich kann das auch jederzeit ändern", setzte ich dann dunkler hinterher und hoffte gefährlich zu klingeln.
"Aber das tust du nicht, weil..?", harkte er unbesonnen nach, versuchte mir neugierig in die Augen zu sehen, fand diese aber aufgrund der Dunkelheit nicht. "Wegen deinen Geschichten", tat ich es lediglich ab. "Also fang besser an, bevor dir noch die Luft ausgeht", zwitscherte ich lieblich und sah mich einmal um. Viel würde ihm bestimmt nicht mehr übrig bleiben, wenn er nicht bald anfängt mir etwas interessantes zu erzählen. "Hm.. und wenn ich dir eine spannende Geschichte erzähle lässt du mich gehen?", versicherte er sich nochmal. "Vielleicht.. wenn sie mir wirklich gefällt, dann ja", zuckte ich mit den Schultern. Im Endeffekt könnte ich mich noch immer umentscheiden und ihn als Snack hinterher schieben.

"Also gut. Ich glaube die Geschichte wird die gefallen.. sie handelt über die Sieben Perlen der Weltmeere...

Vor langer, langer Zeit waren sich die sieben Götter uneinig wie sie die Welt beherrschen wollen, ohne sich den Menschen zu offenbaren - und so erschufen sie Monster vor denen sich die Menschen fürchteten. Sie würden dafür sorgen, dass die Menschen nicht zu übermütig werden und sich gegen die Götter auflehnen. Und so erschuf Ra, oder auch Helios oder Sol genannt, den Phönix welcher so hell strahlen soll wie die Sonne selbst, Pan erschuf als Gott des Waldes die Elfen, welche die Natur liebten und sie vor den Menschen beschützten, Uranus schuf Greifen, welche den Himmel beschützen und so weiter... Nur Poseidon, der seine Gewässer schon mit den verschiedensten Ungeheuern bespickte hatte um diese vor den Menschen zu sichern, wollte etwas ganz außergewöhnliches erschaffen.. So erschuf er Wesen, die aktiv Menschen jagten, wenn diese sich nur in die Nähe von Wasser trauten - doch das ist noch nicht alles. Das gefiel den anderen Göttern gar nicht, die die Menschen nicht aktiv angreifen wollten. Um die eitlen Götter wieder zufrieden zu stimmen, formte Poseidon aus 7 der reinsten Edelsteine besondere Sirenen - jede nach einer anderen Gottheit geformt.
Diese sieben Sirenen, haben besondere Kräfte. So soll die Rubin-Sirene Flammen heraufbeschwören können, welche selbst im tiefsten Ozean nicht erlöschen können und die Topaz-Sirene soll angeblich Flügel besitzen mit der sie kurze Distanzen über das Wasser fliegen kann... Und die Diamant Sirene soll angeblich jeden mit nur einer Berührung dazu bringen, dass man sich in eine von ihr bestimmte Person verliebt. Die Sirene, welche nach Hades geformt wurde, soll angeblich die toten zurückholen können..."

Aufmerksam lauschte ich seiner Erzählung, die wirklich gar nicht mal schlecht klang.. wäre sie wahr. Ich gab ein amüsierten Laut von mir, was ihm signalisierte, dass er seine Glaubwürdigkeit verloren hatte. "Ich verstehe warum du mir nicht glaubst.. doch.. schau dir das an", gab er nur gelassen zurück und zog eine Kette unter seinem Hemd hervor. Ich stemmte mich wieder halb aus dem Wasser um einen besseren Blick auf das, muschelgroße Objekt zu werfen. Sah aus wie.. eine Schuppe? Ich kniff leicht meine Lider zusammen, obwohl ich die dunkelblaue Schuppe sehr gut erkennen konnte. Selbst im fehlenden Licht glitzerte sie wie die Wasseroberfläche bei Sonnenschein.. "Sie ist von der Saphir-Sirene", teilte er mir mit und mit einem erneuten trockenen Auflachen, ließ ich mich zurück ins Wasser gleiten. "Unmöglich", gab ich nur gelassen zurück. "Schuppen, Haare, Haut, Zähne und alles andere von uns zerfällt zu Meeresschaum wenn es von unserem Körper abgetrennt wird.. ", schmunzelte ich nur locker. "Bei normalen Sirenen vielleicht.. doch nicht bei den Gem-Sirens" - "Sehr kreative Bezeichnung", kommentierte ich unbeeindruckt und schnitt ihm damit das Wort ab. Seine Stirn legte sich kurzzeitig in falten, doch er schwieg für eine Sekunde, ehe er erneut Luft holte um zu sprechen. "Wundert es dich nicht, dass ich so unerstaunt über eure Existenz bin? Das liegt daran, dass ich in jungen Jahren bereits eine Begegnung mit einer Sirene hatte - der selben, von der auch diese Schuppe kam", versuchte er mich glauben zu lassen, er spräche die Wahrheit. "Hm, klar .. du dachtest bis vor ein paar Stunden noch, wir seien Monster", erinnerte ich ihn in einem spitzen Unterton. "Das liegt nur daran, dass ich den Schweif der Sirene sah - nicht den menschlichen Teil", rechtfertigte er sich.
"Gut nehmen wir an es stimmt alles was du sagst-", "Was es tut", schnitt er mir ins Wort, "..Dann bist du hier in Kabima weil du hörtest hier sei eine Sirene und du wolltest mich deiner Sammlung hinzufügen?", nahm ich in einem leicht scharfen Unterton an. "Nein. Ursprünglich kamen wir her weil wir einen jungen Handelsmann zurückbringen sollten, der in die Missgunst eines Nobelmann gefallen ist... Dass sich hier eine Sirene verbarg habe ich erst erfahren als ich dich gesehen habe. Du siehst einfach zu hübsch aus um ein einfacher Mensch zu sein.. um ehrlich zu sein, hielt ich dich erst für eine Elfe, doch als ich dich in deiner wahren Form gesehen habe, ist der Groschen gefallen", erklärte er sich, klang dabei auch glaubwürdig und aufrichtig.

"Was habt ihr mit Erik getan?", platzte dann die Frage aus mir heraus, welche mir schon die ganze Zeit im Hinterkopf herum spukte, ich aber noch zu viel Furcht hatte vor der Antwort. Jetzt konnte ich es allerdings nicht mehr aushalten.. "Der Sklave mit den Narbengesicht?", weiter kam Silas nicht, da erfasste ihn ein ganzer Schwall am Meerwasser und tränkte seine Klamotten aufs neue. "Er ist kein Sklave!", berichtigte ich gleich scharf. "Er war mal einer, verkauft aber jetzt den leckersten Fisch in Kabima!", nahm ich ihm weiterhin in Schutz und funkelte Sylas an, der seufzend erneut damit begann seine Klamotten auszuwringen. "Verzeih.. Ich konnte es ja nicht wissen. Jedenfalls.. er wird wohl auf dem Schiff sein, immerhin scheint er den Entführer des Kapitän ja gut zu kennen", diesmal trafen seine Augen die meinigen und wie lieferten uns ein erbittertes Blickduell. "Hätte ich gewusst, dass er dir so sehr am herzen liegt, hätte ich den ganzen Geschichten Quatsch gelassen und dir gleich meine Freiheit für seine Angeboten", schmunzelte er, worauf meine Zähne knirschten.

So leicht wollte ich es ihm eigentlich nicht machen, doch mir blieb wohl nichts anderes übrig.. Ich hatte Erik zu gerne um ihn diesen Muränen zu überlassen. "Na schön.. doch ihr legt noch am selben Tag ab, sonst lade ich deine Mannschaft auf eine Schwimm Runde mit mir ein, und ich bin sicher, nicht jeder teilt dein Glück, nicht von meinem Gesang beeinflusst zu werden", meinte ich dann im warnenden Unterton. "Na schön.. Es ist zwar schade, eine solch hübsche Perle zurück zu lassen, doch mein Leben ist mir lieber", seufze er leicht und ich spürte erneut seine Blicke auf mir. "Ich bereite ein Boot vor und hole dich dann ab", informierte ich ihn schlicht. Ich konnte Erik ja schlecht als Sirene zurückbringen, vor allem wenn ich weiter unentdeckt bleiben wollte. Also hieß es jetzt ein Boot auftreiben.. Am Hafen werde ich wohl noch am ehesten fündig, und einen Knoten zu lösen wird auch nicht schwer sein. Ich borge mir ja nur das Boot.. Sylas abliefern und dafür Erik bekommen und diesen nach hause bringen.. und niemand wird was davon erfahren. Im Endeffekt könnte rik ja sogar behaupten mich befreit zu haben, ich bin sicher die Mädels werden ihm dann zu Füßen liegen. Ich musste mir nur noch überlegen wie ich ihm erklärte, dass ich den Kapitän in meiner Gewalt hatte.. Doch da wird mir schon was einfallen. Im Improvisieren war ich schon immer gut!

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