Kapitel 75

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Spät in der Nacht kamen Dag und Isabelle wieder zu Hause an.

Sie hatte ihm nichts erzählt, von dem, was sie gesehen hatte, und Hannah musste ihr versprechen, ebenfalls kein Wort darüber zu verlieren.

Ihre Schuhe schmiss sie in die Ecke des Flures und ohne etwas von sich zu geben, tippelte sie direkt Richtung Badezimmer.

Sie schloss die Türe und sah sich im Spiegel an. Ihre Hände umgriffen das Waschbecken, während sie die Lippen einzog, um ihr Weinen unter Kontrolle halten zu können.

Sie wusste nicht, wieso sie in letzter Zeit alles so emotional traf. Ja, sie hingen nicht mehr 24 Stunden aufeinander, geschweige denn den halben Tag, aber ...

... ʰᵉᶤßᵗ ᵉˢ ʷᶤʳᵏˡᶤᶜʰ, ᵈᵃˢˢ ᵉʳ ᵏᵉᶤᶰᵉ ˡᵘˢᵗ ᵐᵉʰʳ ᵃᵘᶠ ᵐᶤᶜʰ ʰᵃᵗ? Öᵈᵉ ᶤᶜʰ ᶤʰᶰ ᵃᶰ? ˡᵃᶰᵍʷᵉᶤˡᵗ ᵉʳ ˢᶤᶜʰ ᵐᶤᵗ ᵐᶤʳ? ᶠᶤᶰᵈᵉᵗ ᵉʳ ᵐᶤᶜʰ ᶰᵒᶜʰ ᵃᵗᵗʳᵃᵏᵗᶤᵛ?

Sie schloss die Augen, wodurch einige Tränen rausquollen.

ᵒᵇ ᵉʳ ᵈᵃˢ ᵐäᵈᶜʰᵉᶰ ᵃᵗᵗʳᵃᵏᵗᶤᵛ ᶠᵃᶰᵈ? ˢᶤᵉ ʷᵃʳ ᵈᵉᶠᶤᶰᶤᵗᶤᵛ ʰüᵇˢᶜʰ, ᵃᵇᵉʳ ᵒᵇ ᵉʳ ᵉˢ ᵃᵘᶜʰ ˢᵒ ᵍᵉˢᵉʰᵉᶰ ʰᵃᵗ?

Sie rollte sich ein wenig Klopapier ab und wischte ihre Tränen weg.

Das Klopfen an der Türe erschrak sie. »Ja?« , fragte sie.

»Brauchst du noch lange?«

»Nein. Nein. Bin sofort draußen.« Sie säuberte sich eilig ihr Gesicht, um zu verbergen, das sie erneut geweint hatte, dann zog sie sich aus, wusch sie am kompletten Körper und wechselte zu ihrem Schlafoutfit, bestehend aus einem Top und einem Slip.

Mit einem gefakten Lächeln öffnete sie die Türe, doch Dag war am Telefonieren. »Jaja. War extrem geil, Mann. Wir sollten beim nächsten Mal, aber ...« Er ging an ihr vorbei und schloss die Türe.

Ihre Lippen zog sie erneut ein. Sie nahm ebenfalls ihr Handy und marschierte ins Schlafzimmer.

Sie legte sich auf ihre Seite des Bettes und besah sich ihre Mails. Natürlich war es Hannah, die ihr eine ellenlange Nachricht verfasst hatte, in der sie schrieb, dass Isabelle mit ihm darüber reden muss. Zumindest über das, was sie gesehen hatte.

Aber was sollte sie schon sagen?!

ʰᵉʸ ᵈᵃᵍ, ᶤˢᵗ ᵈᵃˢ ʲᵉᵗᶻᵗ ᶻᵘʳ ᶰᵒʳᵐ ᵍᵉʷᵒʳᵈᵉᶰ ᵈᶤᵉ ᵗᶤᵗᵗᵉᶰ ᵃᶰᵈᵉʳᵉʳ ʷᵉᶤᵇᵉʳ ᶻᵘ ᵇᵉᵏʳᶤᵗᶻᵉˡᶰ?

Allein der Gedanke daran ließ ihr die Magensäure wieder hochkommen.

Sie knallte ihr Handy neben sich und zog die Decke höher in ihr Gesicht. Das Licht hatte sie ausgelassen.

Sie sah, dass Dag die Lampe im Wohnzimmer ausmachte, jedoch weitertelefonierte, als er aus dem Badezimmer kam. »Nee Brudi, warte ab. Das wird so klappen ... doch, vertrau mir. Die werden das lieben. ... ja, ey ich leg mich jetzt aufs Ohr ... lass uns morgen darüber reden ... ja tschüss.«

Ohne das Licht anzumachen, kam er rein und legte sich neben Isabelle.

Es war still. Mucksmäuschenstill.

»Was ist los mit dir?« , fragte er plötzlich.

Sie schloss die Augen, um nicht wieder in Tränen auszubrechen. »Nichts. Alles gut.« , log sie.

Dag drehte sich und zog sie an seinen warmen Körper. »Ich kenn dich Isy. Du hast irgendwas. Du bist schon die ganze Zeit so komisch.«

»Nichts. Wirklich nicht.« Ihre Stimme war piependhell, als sie erneut nicht die Wahrheit aussprach.

Er küsste ihren Nacken. »Du weißt, das du mit mir über alles reden kannst.«

Sie nickte lau.

Abermals liebkoste er ihren Hals.

»Bist du glücklich?« , fragte sie ihn schließlich.

»Glücklich? Klar.«

»Ich meine ... mit mir ... uns.«

Er stoppte ab mit seiner Liebkosung. »Warum fragst du?«

»Weil ... ach vergiss es.«

Dag drehte sie auf den Rücken und machte das Nachtlicht auf seiner Seite an. »Warum fragst du?«

»Ich ... kann es sein ...« Sie visierte einen Punkt an der Decke. »Liebst du mich noch?«

»Was?« Wie vor den Kopf gestoßen blinzelte er Isabelle an. »Natürlich liebe ich dich.«

Wie aus dem Nichts begann sie zu weinen. Beschämt zog sie sich die Daunendecke über den Kopf.

»Ey Isy. Jetzt sag mir bitte, was mit dir los ist?!« Er zog die Bettdecke weg. Augenblicklich drehte sie ihm den Rücken zu und heulte weiter. Dag legte sich wieder hin und umarmte sie von hinten, dabei streichelte er fortwährend über ihren Arm. »Ich liebe dich Isy. Wir führen eine Beziehung. Wir sind zusammengezogen. Wir haben ein gemeinsames Leben. Was lässt dich bitte noch zweifeln?«

ᵈᶤᵉ ˢᶜʰˡᵃᵐᵖᵉ ᶻᵘᵐ ᵇᵉᶤˢᵖᶤᵉˡ, ᵈᶤᵉ ᵈᶤʳ ᶤʰʳᵉ ᵗᶤᵗᵗᵉᶰ ᶤᶰˢ ᵍᵉˢᶤᶜʰᵗ ᵍᵉˢᵗʳᵉᶜᵏᵗ ʰᵃᵗ.

»Ich weiß es nicht. Ich hab halt Angst.«

»Angst?« Er zog sie ganz nah an sich. »Wovor hast du Angst?«

»Dich zu verlieren.«

»Du verlierst mich nicht. Ich klebe an dir. Siehst du.« Er legte seine Hand auf ihren Oberarm und tat so, als würde er diesen nicht mehr abbekommen.

Isabelle schnaufte ein kurzes Lachen.

Wiederholt drehte er sie auf den Rücken und küsste sie auf die Stirn. »Jetzt wein' nicht mehr okay?!«

Sie nickte halbherzig.

Dag legte sich jetzt selbst auf den Rücken und positionierte Isabelle so, dass sie in seinem Armen liegen konnte. Erneut küsste er ihre Stirn und drückte sie feste an sich. »Du bist in letzter Zeit sehr sensibel, kann das sein?«

Sie zuckte mit den Schultern. Natürlich war es ihr schon selbst aufgefallen.

»Kann es sein ... das du schwanger bist?«

Isabelle schreckte hoch und schüttelte den Kopf. »Du weißt genau, das ich vor kurzem meine Periode hatte.« Sie schniefte und wischte sich nochmal einige Tränen weg.

»Ja aber ... erinnere dich an Wölkchen. Sie war anfangs, als sie mit Dakchen schwanger war, auch für jede Kleinigkeit so knatschig.«

»Erstens heißt er immer noch Nikolas ...«

»Ich fand Dakchen besser.« , unterbrach er sie mit einem Grinsen.

»... und zweitens ... was wollte ich denn jetzt sagen?«

»Vergesslich war sie auch.«

Isabelle schlug auf seine Brust. »Hör auf, damit macht man keine Witze. Ich bin nicht schwanger.«

»Wir holen morgen einen Test, okay?!« Er hob seinen Arm wieder an, sodass sie sich erneut auf seine Brust legen konnte.

Mit ihrem Zeigefinger malte sie Kreise auf seinen Oberkörper. »Und was ist, wenn ich schwanger bin?«

»Dann ist das halt so. Zwar nicht drauf hingearbeitet, aber immer noch willkommen ... unser kleiner Wunderknubbel.«

»Du suchst auf keinen Fall irgendwann Namen aus.« , sagte sie und ließ sich abermals von Dag auf die Stirn küssen.

Nicht immer drauf, doch für immer auf dir (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt