Kapitel 14

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Zusammen mit Simon, suchten wir im Speisesaal, in der Vorratskammer, in der Küche und in der Besenkammer, doch nirgendwo war eine Spur von Thomas. Als wir überall gesucht hatten, gingen wir entmutigt zurück in den Speisesaal.

Dort saßen schon Lisa und Katy. „Und habt ihr etwas entdeckt?" fragte ich sie. „Nein, er ist wie vom Erdbeben verschluckt," seufzte Lisa. Gerade kamen Julien und Paul zu uns. „Und?" fragte Katy und alle sahen die 2 Jungs gespannt an. Doch diese schüttelten nur die Köpfe. „Ich frage mich, wo er ist?" sagte Katy. „Hey, wo ist eigentlich Markus?" wollte Julian wissen.

„Er ist tot," sagte Simon und ballte wieder seine Fäuste. „Was?" fragte Paul entsetzt. „Ja und Vladimir behauptet, dass er vom Balkon gesprungen ist. Wenn du mich fragst, erzählt der Mist," sagte Simon. „Du meinst, er lügt? Aber er ist doch so nett. Ich glaube nicht, dass er lügen würde," sagte Lisa. Wie naiv kann man eigentlich sein? Ich sah zu Fabi, welcher seine Augen verdrehte.

Er dachte also genau das Gleiche wie ich. „Pah, wenn du meinst," sagte Simon in einem spöttischen Ton zu Lisa. Diese verschränkte nur eingeschnappt ihre Arme vor der Brust und blickte aus dem Fenster. Herr Schmidt kam mit Vladimir zu uns. „Und? Habt ihr was gefunden?" fragte er in die Runde.

Alle schüttelten den Kopf. „Ich werde mal das Mittagessen vorbereiten," sagte Vladimir. „Ja, gute Idee," sagte Herr Schmidt. „Wollt ihr solange mal in die Bibliothek gehen?" schlug Vladimir vor. „Ja. Kommt wir gehen hoch und bleibt zusammen," sagte Herr Schmidt.

Als wir in der Bibliothek waren, kamen mir wieder die Bilder von Laura in den Kopf, als ich sie tot aufgefunden hatte. Ich schluckte den Kloß, den ich im Hals hatte runter. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht los zu heulen. Fabi sah das und nahm meine Hand. Das tat gut. Was würde ich ohne ihn nur machen? Ich ging zu einem Bücherregal in der gefühlten letzten Ecke der Bibliothek und nahm mir ein Buch über das Schloss.

Als ich das Buch aus dem Regal nahm, sah ich das ein Buch dahinter versteckt war. Wieso war es dahinter? Es wirkte so als ob jemand nicht wollte, dass man das findet und liest. Ich nahm das Buch und stellte das andere zurück ins Regal. Es hatte einen schwarzen Ledereinband, war sehr dünn und ungefähr so groß wie ein A5 Blatt.

Um das Buch war eine dünne rote Schnur. Auf dem Einband stand nix. Ich setzte mich in eine Ecke und wollte es gerade öffnen, als Vladimir zum Essen rief. Ich steckte mir das Buch in eine Tasche meines Hoodies. Ich stehle sonst nicht, doch dieses Buch wirkte so, als könnte es meine Fragen beantworten, das spürte ich. Zudem hatte ich Angst, dass es, wenn ich es zurücklege, verschwinden würde. Stolz war ich nicht, doch ich brauchte Antworten. Wir gingen runter in den Speisesaal.

Es gab Nudelauflauf, wie lecker, mein Lieblingsgericht. Wir taten uns auf und begannen zu Essen. „Und wie gefällt euch die Bibliothek?" wollte Vladimir wissen. „Gut," sagten wir. „Ihr könnt ja nach dem Essen nochmal dorthin," schlug er vor. Nach dem Essen gingen wir wieder hoch. Wir bemerkten nicht, wie Julian sich von der Gruppe wegschlich.

Aus der Sicht von Julian

Ich entfernte mich unauffällig von den anderen. Ich schlich mich in den dritten Stock. Dort sollte laut Lisa und Sarah das Zimmer von Vladimir sein. Warum ich dorthin ging? Ich wollte die Handys holen, um endlich Hilfe zu rufen. Vladimir ist nach dem Essen raus gegangen, weswegen ich ungestört wäre.

Ich öffnete die Tür und schloss sie, als ich im Zimmer war. Das Zimmer war normal groß. Sein Bett aus schwarzem Holz stand unter dem Fenster, daneben ein kleiner Nachttisch aus schwarzem Holz und einem Glass Wasser darauf. Am Ende des Bettes war eine schwarze Kommode und eine Tür.

Das Zimmer war echt düster. Ich öffnete die Tür, sie führte ins anliegende Badezimmer. Seltsam war, dass in der Badewanne Wasser war. „Ziemlich ungezogen von dir, einfach in das Zimmer eines anderen, ohne eine Erlaubnis zu haben, zu gehen?" fragte Vladimir scharf. Aber er ist doch raus gegangen.

Er wollte mich greifen doch ich wich aus, er packte meinen linken Arm und hielt diesen fest. Ich schlug ihn mit meinem rechten Arm, auf seinen Arm und er lies mich los. Er packte mich von hinten, ich trat im gegen sein Knie. Er stöhnte schmerhaft auf und lies mich los. Ich wollte raus rennen, zu den anderen, da sie mir helfen konnten. Doch er zog mich, an meinen braunen Haaren und trat mir in den Rücken.

Ich fiel auf die harten Badfliesen. Das tat höllisch weh. Er zerrte mich zur Badewanne und drückte meinen Kopf unter Wasser. Ich schlug wie wild um mich und versuchte mich aus seinem Griff zu lösen. Ich zappelte wie wild, leider stand er so hinter mir, dass ich ihn nicht traf. Er verstärkte seinen Griff an meinem Kopf. Meine Lunge schrie nach Luft. Langsam verließen mich meine Kräfte und mein Versuch aus dieser Situation zu entkommen wurde immer schwächer. Mein ganzes Leben zog vor meinem geistigen Auge vorbei.

Klassenfahrt ins GrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt