Paul blieb den ganzen Nachmittag bei uns. „Findet ihr nicht auch, dass Herr Schmidt sich seltsam verhält?" fragte uns Paul. Er hatte recht, Herr Schmidt wirkte so, als wäre er gedanklich ganz woanders. „Mhm, schon," murmelte ich. „Er tut mir leid," sagte Katy. „Warum?" fragte Paul. „Na schau mal, er ist Lehrer und trägt die Verantwortung für uns und muss, wenn wir zurückkommen, allen erklären, dass viele tot oder verschwunden sind. Nicht, dass er ins Gefängnis kommt oder seinen Job verliert," erklärte Katy. „Daran habe ich gar nicht gedacht," sagte Paul.
„Wo ist eigentlich Simon?" fragte ich. „Keine Ahnung, nach dem wir die Koffer in die Eingangshalle gestellt hatten, ist er verschwunden," sagte Paul. „Nicht er auch noch," sagte ich traurig. „Leute, kann ich meine Matratze zu euren schieben? Ich will nicht so „alleine" sein," sagte Paul etwas schüchtern und wurde leicht rot. „Ja, wir vier müssen jetzt doch zusammenhalten," sagte Fabi und klopfte ihm auf die Schulter. Dankend lächelte Paul Fabi an.
Vor dem Abendessen schoben wir Katys und Pauls Matratze zu der von Fabi und mir. „Paul, Fabian, Katharina und Amy, wir sollten jetzt zum Abendessen gehen, glaube ich," sagte Herr Schmidt, mehr als nur etwas neben der Spur. „Wow, er nennt uns schon wieder beim vollen Namen. Er ist ja völlig neben der Spur," sagte Katy an mich gewandt. „Mhm," war das einzige Wort was ich hervorbrachte.
„Da es unser letzter Abend ist, wollte ich eine kleine Ansprache halten," sagte Vladimir. „Nur zu," sagte Herr Schmidt. „Ich habe mich gefreut, wieder so junge und nette Menschen kennenzulernen. Ich kann euch nur mein Bedauern und Mitgefühl für eure Verluste aussprechen. Morgen werdet ihr wieder in euren Alltag zurückkehren und es war wirklich schön, euch hier zu haben," sagte Vladimir. Er bekam ein leichtes Anstandsklatschen. „Er lügt echt wie gedruckt," flüsterte ich Fabi zu. „Ja, und er denkt, dass wir ihm glauben," flüsterte Fabi zurück.
Nach dem Abendessen legten wir uns in unser „großes Bett". Es war schön, nicht allein zu sein. Hoffentlich passiert heute Nacht nichts. Wir lagen so eng beieinander, dass nur 2 Matratzen gereicht hätten. Ich lag wieder in den Armen von Fabi und Paul lag eng an Katy. „Man Paul, kannst du ein bisschen zurück rutschen," sagte Katy. „Oh sorry," sagte Paul. Ich sah wie Herr Schmidt vor dem Kamin saß und ins Feuer starrte. Durch das Flackern des Feuers wurden meine Augen schwer und ich schlief ein.
Aus der Sicht von Malte Schmidt
Ich starrte ausdruckslos ins Feuer. Ich nahm nichts von außen wahr, doch plötzlich wurde mir ein Sack über den Kopf gestülpt und ich bekam einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf, sodass ich bewusstlos wurde.
Ich wachte langsam auf und saß gefesselt auf einen Stuhl. Die Fesseln bohrten sich schmerzhaft in meine Haut. Wo auch immer ich war, hier war es kalt und roch muffig.
Plötzlich wurde mir der Sack von hinten vom Kopf gezogen. Vor mir stand eine Gestalt, komplett in schwarz gekleidet. „Wer sind sie und was wollen sie von mir und wo zur Hölle bin ich hier?" fragte ich ängstlich. „Langsam, wir erklären dir alles schon früh genug," sagte ein belustigt klingender Vladimir, ich nahm seine Stimme hinter mir war. „Vladimir?" fragte ich erschrocken und entsetzt. „Du warst so naiv und hast mir aus der Hand gefressen. Es war tatsächlich ziemlich einfach, dich zu manipulieren. Damals am Telefon dachte ich, dass es schwer wird, dich um den Finger zu wickeln," sagte er boshaft. Während er sprach, ging er zu der mir unbekannten Person. „D-d-ass am Telefon warst du?" fragte ich entsetzt und riss meine Augen auf. „Aber genug von mir. Bereits am Telefon hatte ich dir gesagt, dass ein Freund von mir noch eine Rechnung offen hat. Also übergebe ich das Wort jetzt ihm," sagte er und zeigte auf die Person, die bisher nur stumm in der Ecke stand.
Er zog sich die Kapuze herunter und sein Gesicht kam zum Vorschein. Mir stockte der Atem, die Sekunden fühlten sich an wie Stunden. Fahle blasse Haut, eingefallene Wangen, große abstehende Ohren, die lange spitze Nase, die schielenden Augen, die eine unterschiedliche Farbe haben. „Imre? Bist du es wirklich?" fragte ich ungläubig und völlig entgeistert. „Hast du mich vermisst?" fragte er böse lächelnd. „Wo warst du? Wir dachten du bist tot," sagt ich. „Du fragst dich bestimmt, was du hier machst," sagte Imre. „Ja schon," murmelte ich.
„Rache. Damals nach der Schuldisco habe ich euch Rache geschworen und dank Vladimirs Hilfe, habe ich sie jetzt bekommen," sagte er wütend. Ich sah ihn nur fragend an. „Was für eine Rache?" fragte ich verwirrt. „Die Kinder meiner Peiniger sind fast alle tot," erklärte er. „Aber warum die Kinder?" fragte ich.
„Erinnerst du dich noch daran, als Vladimir, deine Kinder hatte. Also was tut liebenden Eltern mehr weh, als ihre Kinder zu verlieren? Diesen Schmerz und Verlust, kann nie wieder heilen," sagte er. Stimmt, wenn es meine Kinder wären, würde ich nicht mehr leben wollen. „Das ist so grausam, die Kinder können doch nichts für die Fehler ihrer Eltern!" sagte ich wütend. „Glaubst du, dass ich was für mein Aussehen konnte? Nein! Und trotzdem wurde ich schlecht behandelt. Aber morgen bin ich endlich befreit von meiner Sehnsucht nach Rache und niemand wird morgen lebend hier wegkommen und du wirst das „Morgen" nicht mehr miterleben," sagte er und seine Stimme wurde lauter und aufbrausender. Er trat hinter mich. „Mach es gut Malte," säuselte er. Ich sah im Augenwinkel, dass er eine Axt in seine Hand nahm und Vladimir meinen Kopf festhielt. Imre schwang die Axt und die Klinge blitzte im schwachen Licht der Laterne und sauste auf meinen Kopf zu.
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Klassenfahrt ins Grauen
HorrorAmy ist eine 16 jährige Schülerin einer Berliner Schule. Sie fährt mit ihrer Klasse auf Klassenfahrt, diese Reise führt sie und ihre Klasse nach Transylvanien. Doch es läuft nicht wie erwartet. Begleite Amy und ihre Klasse auf eine spannende und gru...