Kapitel 9

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Ich sah aus dem Fenster. Der Regen hatte aufgehört, trotzdem blieb es bewölkt. Dieses Wetter ist echt deprimierend. Ich wollte verstehen, warum der Mörder es auf uns abgesehen hat. Seit dem ersten Mord fragte ich mich das. Ich sah zu Herrn Schmidt, ihn schien es völlig aus der Bahn geworfen zu haben, was aber verständlich war. Wir sind seine erste Klasse und er kennt uns seit der siebten Klasse. Wir hatten uns alle so gefreut, da es unsere Abschlussfahrt ist und auch unsere erste und jetzt sowas. Er macht sich bestimmt auch große Vorwürfe, dass er hätte besser aufpassen müssen. „Hey, über was denkst du nach?" wollte Fabi wissen. „Über alles Mögliche," sagte ich. „Willst du darüber reden?" „Ne gerade nicht. Trotzdem danke," sagte ich. „Kann ich dich etwas fragen?" fragte ich ihn. „Klar immer doch," sagte er. „Glaubst du wir kommen lebend nachhause?" wollte ich von ihm wissen. „Ich will dir nichts versprechen, was ich nicht halten kann, aber ich will alles tun, dass du lebend nachhause kommst. Also lass mich dich beschützen, okay?" sagte er. Mir wurde ganz warm ums Herz. „Wir kehren beide lebend zurück nachhause, okay?" sagte ich. „Versprochen," sagte er lächelnd. „Kleiner Fingerschwur?" sagte ich und hielt ihm meinen kleinen Finger hin. Er erwiderte es. Ich blickte in seine wunderschönen grünen Augen und dachte in diesem Moment das alles gut werden würde. „Na, was macht ihr zwei Hübschen so schönes?" wollte Katy wissen. „Nichts," sagte Fabi. Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile und allmählich wurde es Abend.

Als Vladimir mit dem Abendessen erschien, aß niemand etwas, da alle noch wegen dem Mittagessen verängstigt waren. Ich muss auch sagen, dass ich erst seit der Klassenfahrt begriffen hatte, wie schnell dein Leben zu Ende sein kann. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie es meinen Freunden und meiner Familie ergehen würde, wenn ich getötet worden wäre. Allein dieser Gedanke löste bei mir eine Gänsehaut aus. Ich sah zu den anderen. Mir viel auf das Leon etwas abseits der Gruppe saß. Er wirkte etwas abwesend und schien nachzudenken. So verhielt er sich seitdem wir draußen waren. Und Amelie sah echt fertig aus. Sie hat sich vor dem Kamin gesetzt und wirkte auch etwas abwesend. Ich kann verstehen, das sie so mitgenommen ist, ich meine, sie und Sofie waren wie Schwestern und beide hatten sich kurz vor ihrem Tod gestritten und nicht versöhnen können. „Wollen wir hochgehen und Zähne putzen gehen?" sagte Herr Schmidt. Wir nickten und gingen hoch in ein Bad. Es war zwar ziemlich eng und trotzdem hatte ich so etwas weniger Angst.

Als wir fertig waren, gingen wir runter und legten uns hin. Ich wälzte mich rum. „Kannst du nicht schlafen?" fragte Fabi flüsternd. „Ich habe Angst," flüsterte ich zurück. Er kam zu mir rüber gerutscht und nahm mich in seine Arme. „Ist das so okay für dich?" flüsterte er mir ins Ohr. „Ja, danke," flüsterte ich zurück. Ich atmete sein Geruch ein. Er roch nach irgendwie gut. Dabei fühlte ich mich so geborgen und sicher in seinen Armen und schlief schnell ein.

Aus der Sicht von Leon

Ich habe den ganzen Tag nachgedacht und mein Entschluss stand fest, ich würde Hilfe holen, noch heute Nacht. Ich würde warten, bis alle schlafen, da ich Angst habe, dass irgendjemand versuchen würde mich aufzuhalten.

Als ich mich vergewisserte hatte, dass alle schliefen, schlich ich leise aus dem Salon. Im Eingangsbereich zog ich meine Schuhe und Jacke an. Ich holte meine Taschenlampe aus meiner Jackentasche. Dann öffnete ich ganz leise die Schlosstür, ging hinaus und schloss diese wieder ganz leise.

Als ich draußen war, atmete ich die kalte Nachtluft ein. Irgendwo hörte ich eine Eule. Der Wind raschelte durch die Blätter der Bäume. Der Wind hatte zugenommen. Ich ging zum Waldrand.

Als ich davorstand, hatte ich schon etwas Muffensausen. Ich fragte mich, ob das wirklich eine gute Idee war. Der Wald war echt dunkel, darum fasste ich den Entschluss, ich würde es wagen. Bevor ich es mir anders überlegen würde, betrat ich den Wald. Irgendwo raschelte ein Busch und es knackte. Ich atmete noch einmal tief ein und ging weiter. In der Ferne sah ich ein Licht von einer Laterne. Es bewegte sich etwas. „Hallo ist da jemand? Bitte ich brauche Hilfe," rief ich. Das Licht erlosch. Da war jemand, definitiv und wer auch immer es war, hatte seine Laterne ausgemacht. Ich rannte dorthin, an die Stelle an der das Licht der Laterne ausging. Die Person war weg. Ich sah mich um und hatte bemerkt, dass ich mich verlaufen hatte. Irgendwo heulten Wölfe. Ich schluckte nervös. „Bloß nicht die Nerven verlieren," redete ich mir selbst Mut zu und ging etwas weiter. Im Dunkeln hinter mir hörte ich ein Knurren. Aus meinem Instinkt heraus, fing ich an zu rennen, da ich Angst vor den Wölfen hatte.

Als ich mich umdrehte sah ein hinter mir ein Wolfsrudel. Ich rannte weiter, doch die Wölfe holten mich ein. Einer biss mir ins Bein und brachte mich ins Stolpern. Ich stöhnte vor Schmerz auf. Ein anderer biss mir in den Arm. Ihre Zähne gruben sich tief in mein Fleisch. Die Schmerzen lähmten mich und diesem Moment verfluchte ich meinen Plan. Im nächsten Moment sprang mir ein Tier auf den Rücken und ich konnte den heißen Atem der Bestie spüren, als sie mich in den Nacken biss. Meine Nacken knackte....Finsternis.

Klassenfahrt ins GrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt