Ein böses Erwachen

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»Ich verstehe nur nicht, wieso Tsunade ausgerechnet uns sprechen will. Wenn es um eine Mission geht, soll sie sich jemand anders aussuchen«, meinte ich und lief neben Itachi her. Wir waren beide vollständig in unsere Shinobi-Montur gekleidet und auf dem Weg in das Zimmer, des Hokage. »Wir haben frei und sind ohne Kisame ein Shinobi zu wenig.«

»Vielleicht ist es nur ein kleiner Auftrag, den wir zu zweit machen können.«

»Dann könnte sie erst recht jemand anders schicken«, motzte ich weiter, weil der Tag nun gelaufen war. »Irgendeinen Genin oder Chunin. Die haben doch sowieso Zeit.«

Ich lief den Flur entlang, ohne auch nur einen der Shinobi zu grüßen, der uns entgegenkam. Selbst meinen Freunden warf ich nur einen spitzen Blick zu. Das alles durfte doch nicht wahr sein. Wir waren gerade mal zwei Tage hier. Zwei, und schon befahl uns die blöde Kuh Tsunade wieder zu sich. Und das gerade, als Itachi und ich beschlossen hatten, den Rest des Tages wieder ins Schlafzimmer zu verlegen. Ich war also stinkwütend. An der Tür angekommen, hämmerte ich unnötig fest dagegen und ignorierte Itachis leises Auflachen. Er sagte flüsternd sowas wie, ich solle mein Temperament zügeln, doch ganz genau hörte ich es nicht, denn hinter dem Holz erklang eine Stimme.

»Kommt rein.«

»Zu gerne«, zischte ich und betrat mit dem noch immer lächelnden Mann, hinter mir den Raum des Hokage.

»Hokage«, grüßte Itachi Tsunade formgetreu und verneigte sich respektvoll, während ich nur dastand und das vollbusige Miststück böse ansah.

»Schön das ihr hier seit.«

»Pfft«, machte ich laut genug, dass sie es mitbekommen konnte. »Wir hatten nicht unbedingt die Wahl, oder?«

Tsunades Blick traf auf meinen und das keine Flammen zwischen und hin und her schossen, war alles. Sie mochte mich genauso wenig, wie ich sie. Warum? Keine Ahnung. Aber Mann musste ja nicht jeden mögen. Wahrscheinlicher war der Grund meiner Verachtung aber der, dass mich ihr Interesse an viel zu jungen Männern anwiderte. Allem voran einem ...

»Ihr könnt euch denken, warum ihr hier seit?«, fragte sie und löste ihr Augenpaar, um auf ihre Papiere zu sehen, als stünde dort was Wichtiges.

»Na, du wirst uns nicht nur zum Quatschen gerufen haben, Hokage«, sagte ich und hob das Kinn. »Wohin soll es gehen? Und warum kann das niemand anderes machen. Itachi und ich haben frei und würden unsere Zeit gerne genießen.«

Sei sah noch immer nicht auf, als sie antwortete. »Das habe ich gehört. Meinen Glückwunsch übrigens, für ... naja das eben. Doch, das ist der Preis, wenn man mit einem erste klasse Shinobi wie dem Uchiha-Erben in einem Team ist, Mädchen. Freizeit grenzt dann an ein Wunder. Du solltest froh sein, dass ich euch die Woche gegeben habe.«

»Es waren zwei Tage!«

»Dann eben das.«

Oh, diese blöde Kuh! Ich würde sie mit einem Shuriken an die Wand nageln, wenn sie so weiter machte. Ich öffnete die Lippen, doch Itachi kam mir zuvor und legte besänftigend eine Hand an meinen unteren Rücken.

»Was dürfen wir erledigen, Hokage?«

Nun, schaute sie doch hoch und ich zog die Nase kraus. »Schön, dass du fragst Itachi«, schnurrte sie und faltete die Hände. »Es geht um eine Spionage Angelegenheit in Sunagakure und um ehrlich zu sein, war es nicht meine Idee, euch loszusenden. Denn tatsächlich halte ich euch für überqualifiziert. Aaaaber«, sagte sie, lehnte sich zurück und verschränkte die Finger, »der Jonin, der die Informationen zu dem Auftrag gesammelt hat, war sehr deutlich, was die Wahl der Shinobi betraf. Er hat ausdrücklich nach euch verlangt. Es passt also, dass Kisame unpässlich ist. Ihr werdet dennoch zu dritt sein.«

Ich ahnte Böses und ich verspannte mich leicht. »Wer ist der Shinobi, der Kisame ersetzen wird? Und was soll so wichtiges im Wind-Reich sein?«
Und wer war er, das er Tsunade dazu gebracht hatte, das zu genehmigen, wenn sie es selbst für überflüssig hielt.

»Wenn ich richtig Informiert bin, gibt es Anlass der zu glauben, dass der Kazekage in Gefahr ist. Nicht in physischer Hinsicht, aber in politischen Belangen.« Tsunade lächelte und genau dann als ich etwas fragen wollte, klopfte es an der Tür. »Herein«, sagte sie und schaute über meine Schulter zu dem Ninja, der eingetreten war.

Ein kleiner Luftzug strich mich und meine Lippen öffneten sich einen winzigen Spalt. Dieser Geruch ... Nein, das konnte nicht sein, das ... aber ich würde ihn überall erkennen. Sein Chakra war unverwechselbar.

»Hokage«, begrüßte derjenige Tsunade und trat dicht neben mich.

Ich sah nicht hin und ballte die Hände zu Fäusten, während mein Herz seinen Rhythmus verlor und erst nach drei, nein, vier Schlägen wieder zurückfand. Nein. Sein Duft wehte mir mit voller Wucht entgegen und ich machte völlig automatisiert einen winzigen, kaum vernehmbaren Schritt in seine Richtung. Das Lächeln in seiner Stimme sagte mir, das er es bemerkt hatte, aber auch mit dem Wissen, schaffte ich es nicht, mich zurückzubewegen. Ich war wie festgefroren.

»Die Verspätung tut mir leid, Tsunade«, sagte er und durch die Maske, die die Hälfte seines Gesichts bedeckte, klang es ein bisschen gedämpft. Aber jeder war es gewohnt, denn keiner kannte sein Gesicht. Niemand, außer ich.

»Wir kennen es ja nicht anders von dir«, antwortete der Hokage und seufzte gespielt genervt. Dennoch glitzert ihr Blick gierig und ich verspannte mich. »Aber jetzt bist du ja da, nicht wahr?«

»Ich fasse es nicht, das du in der Stadt bist, ohne es uns gesagt zu haben, Sensei.« Itachi lachte voller echter Freude und kam näher. Er streckte die Hand aus, um ihn zu begrüßen, aber der Shinobi packte sie stattdessen fest und zog meinen Freund in eine Umarmung.

»Ich wollte es eben spannend gestallten, Uchiha.«

Sie drehten sich so, das Itachis Rücken zu mir zeigte und ich genau in die Augen des Mannes sehen konnte, der mir vor langer Zeit das Herz gebrochen hatte. Er war derjenige, der es aus meiner Brust gerissen und achtlos weggeworfen hat. Er war der Mann, der mir alles beigebracht hatte, was ich wusste. Derjenige, dem ich alles verdankte und den ich geliebt hatte, wie niemanden sonst.

Meine Knie wurden weich und begannen zu zittern, als Kakashi Hatake mir entgegensah und seine Augen zu glühen schienen. Sein linkes Auge war nicht bedeckt und er verzichtete darauf, sein Sharingan, sowie die große Narbe zu verbergen. Ich sah hinein und auf Anhieb setzte dieser Mann Gefühle in mir frei, die mich zutiefst verwirrten. Er erlöste mich aus seinem verwirrenden Bann und entließ Itachi aus der Umarmung. Doch ich wünschte, er hätte es nicht getan, denn nun stellte er sich vor mich und zog mich dafür an seien Brust. Mein erster Instinkt war es, ihn wegzustoßen, ihn anzuschreien und zu schlagen, für das, was er mir angetan hatte, aber ... ich Vollidiotin rührte mich nicht. Nicht einen Millimeter.

»Schön dich wieder zu sehen«, raunte Kakashi mir sanft ins Ohr und der Unterton, mit dem er seine Stimme würzte, ließ mich schlucken. »Auf dich habe ich mich wirklich am meisten gefreut.«

Da hätte ich den heimlichen Beobachter. Wir standen viel zu lange so dort im Zimmer des Hokage, aber anscheinend schien es keinen zu kümmern, das Sensei Kakashi mich weit länger und intensiver Umarmte als nötig. Aber ich war seine Lieblingsschülerin gewesen, daraus hatte er ja nie ein Geheimnis gemacht. Oder bildete ich mir das ein? War die Umarmung gar nicht länger? Letztlich gab er aber auch mich frei und ließ mich mit klopfendem und schmerzendem Herzen stehen.

Was auch immer sie noch sagten, ich bekam es nicht mit, denn ich starrte nur auf Kakashis Rücken. Sah aus den Augenwinkeln Tsunades begierige Blicke auch ihn und die erfreuten von Itachi. Das er froh war, dass unser Sensei da war, war klar. Er möchte ihn, jeder tat das. Aber keiner wusste, was zwischen dem silberhaarigem Shinobi und ehemaligen Ambu und mir vorgefallen war.

Mein Kiefer verspannte sich, als ich mir eines sehr klar vornahm.
Ich würde alles daransetzten, das niemand es je erfuhr.

Erst recht nicht Itachi.

Zwischen Zwei JoninWo Geschichten leben. Entdecke jetzt