Selber Fehler, anderer Ort : Part 1

194 12 6
                                    

Noch nie hatte ich mir so sehr eine Maske gewünscht, wie gerade jetzt. Ich hatte zwar ein Tuch um meinen Kopf uns so ziemlich das ganze Gesicht geschlungen, aber der Sand der Wüste fand trotzdem einen Weg hinein und ich atmete mehr des feinen Sandstaubs ein, als mir recht war. Der Wunsch einer Maske deshalb, weil Kakashi scheinbar nicht die geringsten Probleme zu haben schien. Während ich mir teilweise die Seele aus dem Leib hustete, und auch Itachi gelegentlich dasselbe tat, atmete er scheinbar problemlos.

»Du wusstest, das wir durch die Wüste wandern. Wieso hast du uns keine Masken eingepackt?«, fragte ich und hustete einmal kräftig.

»Ihr wusstet es doch auch. Warum habt ihr keine eingepackt?«, gab er in seiner üblichen Gelassenheit zurück. »Ich hatte Uchiha beauftrag, das zu machen.« Mein Blick flog zu Itachi und der legte unschuldig den Kopf zur Seite. Als wolle er sich still entschuldigen, dass er nur die Tücher eingepackt hatte. Ich seufzte kopfschüttelnd und zog des Stoffs enger um mein Gesicht. »Außerdem bin ich ja nicht mehr euer Sensei, richtig? Ihr seid Jonin, die alles Wissen, was es zu wissen gibt. Ich kann euch nichts mehr beibringen.«

Nun warf ich ihm einen giftigen Blick zu. Aber dann wanderte mein Blick an ihm vorbei, in die Ferne. Auf die große dunkelbraune Wolke, die sich wie eine Wand vor uns schob. »Ein Sandsturm«, sagte ich und wir blieben stehen.

Itachi stellte sich neben mich und der Wind ließ seinen Mantel hinter ihm Flattern. Es erinnerte mich an die Zeit, als diese Bösartige Gruppe, namens Akatsuki versucht hatte, den Uchiha-Erben an meiner Seite, für sich zu gewinnen. Itachi hatte sich ihnen angeschlossen und es alleine Geschafft, die Band zu zerschlagen. Das hatte ihn zum Helden Konohas gemacht. Ich sah zu ihm hoch und bestaunte wie so oft das Sharingan und wie es sich weitete und zusammenzog, während er sein Kekkei Genkai wirkte. Dann wanderte mein Augenmerk allerdings auf Kakashi, der mich ansah, Nur mich. »Wir müssen uns beeilen, wenn wir nicht mitten rein geraten wollen.«

***

Ich stolperte in die Höhle, riss mir das Tuch vom Gesicht und schnappte heftig nach Luft. Der Sturm war schnell gekommen und hatte uns so schlimm erwischt, dass es keine zehn Minuten dauerte, bis wir uns im wirbelnden Sand verloren hatten. Ich stützte mich an die Wand, gab mir einige Minuten und suchte dann die Höhle nach Feinden und Fallen ab. Erst als nichts zu finden war, zog ich mir rasch die Kleider aus, klopfte den Sand weg und schlüpfte wieder hinein. Mit einem Kunai in er Hand ließ ich mich an der Wand nieder und wartete. Sie würden sicher gleich kommen. Es war nicht das erste Mal, dass sich ein Team bei einer Mission verliert. Die Sonne versank langsam und der Himmel färbte sich sekündlich dunkler. Als letztlich die Nacht hereinbrach, stolperte jemand in die Höhle. Ich sprang auf und fing denjenigen. Eine Sekunde stützte ich Kakashi, dann, als ich sicher war, dass er gerade stehen konnte, ließ ich ihn los, als hätte ich mich verbrannt. »Wo ist Itachi? Ist er nicht bei dir?«

Kakashi rieb sich den Sand aus dem Haar und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wo er ist. Wir haben uns verloren, nachdem du verschwunden warst.«

»Er ist also noch da draußen?!«

»Wenn er nicht bei mir ist und auch nicht hier, bei dir, dann ja.«

Er hob den Kopf und zog die Maske ab. Doch ich schüttelte den Kopf und zeigte mit dem Finger auf ihn. »Nein, nein! Zieh das Ding wieder hoch. Er kann jeden Moment hier reinkommen. Und da du dein Gesicht nie zeigst ... Zieh sie an, geh raus, und such Itachi.«

»Du kennst mein Gesicht und Itachi wird fast sicher zu den Südlichen Klippen gelaufen sein. Er hat mit seinem Sharingan einen besserer Blick und weiß, dass es der Kürzere Weg war. Außerdem, kennst du mein Gesicht schon«, sagte er, hob amüsiert eine Braue und ich blitzte ihn böse an. »Ich sehe keinen Grund, das Ding anzulassen. Du kennst mein Geheimnis. Gut sogar, und es ist eine Erleichterung, sie mal nicht anzuhaben.«

»Sie zu, dass du mir fern bleibst, bis Itachi kommt«, bestimmte ich und lief auf das Plätzchen zu, das ich mir als Schlafplatz auserkoren hatte.

Es lag in einer kleinen Kuhle und bot so ein wenig Schutz vor der stetig sinkenden Kälte, die unbarmherzig zuschlagen würde. Die Nacht in der Wüste konnte erbarmungslos sein und Temperaturen um den Nullpunkt mit sich bringen. Ich rollte mich also zusammen und zog die Beine an.
Es dauerte trotzdem nur ein paar Stunden, und ich war bis auf die Knochen durchgefroren. Meine Finger spürte ich nicht mehr, auch wenn ich sie unter meine Achseln geklemmt hatte, und meine Lippen bibberten, während die Zähne laut klapperten. Mit geschlossenen Augen probierte ich mir vergebens, Wärme herbeizuwünschen. Ich musste aber tatsächlich eingenickt sein, denn ich schreckte hoch, als ein Körper sich von hinten an meinen drückte.

»Ich bin es nur. Kein Grund, so hochzuschrecken«, flüsterte Kakashi und eine sichtbare Wolke seines Atems flog an meiner Wange vorbei.

»V- verschwinde«, bibberte ich und wollte ihn wegschieben, doch meine Arme und Beine gehorchten mir nicht. Es war so verdammt kalt! »N- nimm die F- inger weg.« Er ignorierte meine Forderung und rückte näher. Sein Körper hüllte mich ein und ob ich es wollte oder nicht, ich fühlte sofort die Wärme, die er ausstrahlte. Meine gefährlich ausgekühlte Gestalt rückte an ihn, ohne mich zu fragen. Kakashi lachte leise und ich wunderte mich ein wenig, wie er es geschafft hatte über die Stunden seine Wärme zu speichern.

Ich schloss die Augen und nickte wieder ein.

Es ruckelte und ich blinzelte. Was war das? Wieso hörte ich einen Reißverschluss? Weshalb verschwand meine Weste? Ich drehte mich und sah zu dem verschwommenen Kakashi, der das Stoffteil beiseitelegte und mir entgegensah. »Bevor du dich aufregst«, begann er und zog sich dabei sein eigenes Oberteil aus. »Wir müssen uns wärmen. Du bist dabei zu erfrieren und mir ist auch eiskalt. Wir brauchen Körperwärme und mit Haut auf Haut, schaffen wir es am ehesten, die Nacht zu überleben.« Sein Blick war ernst und weil ich darin kein schelmisches Schimmern sah, nickte ich. Ich wusste, das Kakashi recht hatte und egal, wie sehr ich das nicht wollte. Noch weniger wollte ich sterben. Itachi war da draußen und wenn ich nach ihm sehen wollte, sobald die Nacht vorbei war und der Sturm sich gelegt hatte, musste ich es zulassen.

Ich begann ebenfalls, mich zu entkleiden, und hielt meinen Blick stur auf die Höhlendecke. Als ich bis auf die Unterwäsche ausgezogen war, zitterte ich so heftig, dass ich leise zu wimmern begann. Diese Kälte war beißend und schneidend und setzte sich schmerzhaft fest. Sofort schnappte Kakashi mich und schlang von hinten Arme und Beine um mich.

»Gleich wird es besser. Es dauert ein paar Minuten. Tu mir nur einen gefallen und schlaf nicht ein, ja? In deinem Zustand könnte das verheerende Folgen haben.« Ich hörte ihn, doch antworten war unmöglich. Meine Zähne schlugen so aufeinander, dass ich kein Wort herausbrachte. »Bleib wach«, sagte er, doch es hörte sich eigenartig an. Irgendwie von weit weg. »Bleib ... wach.«

Ich schloss die Augen.

Ein schweres Gewicht legte sich auf mich und ich spürte Haut auf mir. Ich fühlte mit jeder Sekunde mehr und bald wurde mir klar, dass Kakashi nicht mehr an meinem Rücken lag, sondern auf mir. Er wärmte nun diesen Teil meines Körpers. Ich öffnete die Lider, und schaute in sein Gesicht. Seine Lippen waren ein kleines bisschen blau verfärbt und auch sie zitterten ein wenig. Kakashis rechte Hand fing an, langsam meinen Arm auf und ab zu streichen, und sofort ließ das Brennen der Wüstenkälte nach. Dasselbe tat er, mit meiner Schulter. Dann mit meine Seite und dem Teil meines Oberschenkels, der er erreichen konnte, ohne sich zu weit von mir zu beugen. Links dauerte es etwas länger, die Wärme in mich zu reiben, und er steigerte das Tempo der Bewegung. Unsere Augen waren aufeinander gerichtet und mein Herz ... stolperte.

Es stolperte und raste, stolperte und raste.

»Danke«, flüsterte ich und schaffte es ohne Klappern, das Wort auszustoßen.

Sein Blick blieb fest auf mich geheftet, doch er huschte auf meine Lippen. Er kam näher. So nahe, dass ich die Antwort fühlte, weil seine Lippen fast meine berührten.

»Für dich, immer. Für dich würde ich alles machen.«

»Auch ein Shuriken werfen, wenn ich und mein Freund uns küssen?«

Er kicherte dunkel. »Auch ein Wurfstern werfen, wenn du den falschen Mann küsst.«

»Er ist nicht der Falsche.«

»Doch, ist er. Und ich zeige dir auch gerne warum.« Kakashi überwand einen Herzschlag später den letzten Millimeter und schloss meinen Mund mit seinem.

Das durfte nicht sein. Ich konnte das nicht zulassen, nicht schon wieder. Aber ... ich öffnete den Mund und küsste Kakashi Hatake einfach zurück.

Zwischen Zwei JoninWo Geschichten leben. Entdecke jetzt