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- ANA -

Er ist nicht aufgetaucht.

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mich nicht irgendwie, aus mir unerklärlichen Gründen, stören würde. Ich meine, er hat gesagt, dass er mich heute um 16 Uhr abholt und er mich rausträgt, wenn ich nicht von selbst rauskomme, und jetzt war er derjenige, der nicht aufgetaucht ist.

Alles heiße Luft.

Seufzend kicke ich den kleinen Stein, der vor meinen Füßen liegt, weg und laufe die leere Straße weiter entlang.

Um zu verhindern, dass mich vor den Augen meiner Familie und der nicht vorhandenen Gäste aus dem Santiago trägt, habe ich Mamá gesagt, dass ich mich erneut mit Favio treffe. Dann habe ich zehn Minuten in der Nähe des Einganges darauf gewartet, dass der schwarzhaarige Mafiose auftaucht, ehe mir klar geworden ist, dass das einfach nur dumm ist.

Jetzt schlendere ich allein durch die leeren Straßen von Caracas, da ich mich gerade ja offiziell mit Favio treffe, was im Nachhinein betrachtet allerdings auch nicht die beste Ausrede gewesen ist, da mein Ex Freund ja jeder Zeit im Café auftauchen könnte.

Seufzend stoppe ich meine Füße und lasse meinen Blick einmal durch die Gegend schweifen, um mir einen Überblick darüber zu verschaffen, wo ich mich befinde. Dann hole ich das alte Tastenhandy, das ich vor mehreren Jahren von meinem Bruder übernommen habe, aus der Hosentasche und setze mich über die aktuelle Uhrzeit in Kenntnis. 16:32 Uhr.

Ein weiteres Seufzen entkommt meinem Mund, während ich beschließe, mich trotz der wenigen vergangenen Minuten auf den Weg Nachhause zu machen. Die Straßen hier sind wirklich nicht sicher und wenn jemand fragt, wieso ich schon wieder zurück bin, sage ich einfach, dass Favio noch wohin musste.

--

Ratoncito?"

„Ja?", erwidere ich, als ich einen Blick über meine Schulter in Richtung der Küche werfe.

„Kannst du das Schild bitte umhängen?"

„Ja", rufe ich.

Ich stelle das Glas, das ich gerade abgetrocknet habe, in den Schrank und trete hinter der Theke hervor. Dann durchquere ich das Santiago rasch und drehe nur wenige Sekunden später das Schild an unserer Eingangstür von GEÖFFNET auf GESCHLOSSEN.

Gleichzeitig lasse ich meinen Blick nach draußen schweifen. Er bleibt an einem schwarzen Mercedes Benz hängen, dessen Fahrer an seinem Auto lehnt und mir mit einem Kopfnicken zu verstehen gibt, das Café zu verlassen und zu ihm rüber zulaufen.

Ich verdrehe die Augen und schüttle den Kopf, um ihm zu signalisieren, dass ich nicht rauskommen werde. Ich bin schließlich nicht sein Hund.

Die Mundwinkel des schwarzhaarigen Mafiosen zucken amüsiert, während er sich von seinem Auto abstößt und Anstalten dazu macht, in Richtung des Santiagos zukommen.

Ich schüttle erneut den Kopf. Diesmal hektischer. Er darf auf keinen Fall herkommen. Das würde nur noch mehr Misstrauen von Seiten meiner Familie erzeugen, das ich auf keinen Fall gebrauchen kann.

Imbécil", forme ich mit den Lippen, als Darío García weiterhin auf das Café zuläuft.

Als er schließlich nur noch wenige Schritte vom Santiago entfernt ist, gebe ich nach und verlasse das Café mit einem Blick über die Schulter.

„Was willst du hier?", belle ich, sobald die Tür hinter mir zugefallen ist, und greife nach dem Arm des schwarzhaarigen Mafiosen, um ihn vom Santiago wegzuziehen.

„Cariño", grinst mein Gegenüber. „Ich freue mich auch, dich zu sehen."

Mein Blick schweift wortlos über Darío Garcías Gesicht und bleibt bei einer kleinen Schramme oberhalb der rechten Augenbraue hängen. Meine Finger beginnen zu kribbeln und ich unterdrücke den Drang, sie an die Stelle gleiten zu lassen. Stattdessen wiederhole ich meine Frage, während ich einen nervösen Blick über meine Schulter werfe.

„Ich wollte mich entschuldigen."

„Entschuldigen? Wofür? Dafür, dass du mich nicht einfach in Ruh-"

„Dafür, dass ich dich vorgestern versetzt habe", unterbricht der Mafiose mich.

„Versetzt?" Gespielt ahnungslos ziehe ich eine Augenbraue hoch. „Waren wir verabredet?"

Darío García stößt ein Lachen aus und verpasst mir damit eine angenehme Gänsehaut auf der Haut. Gleichzeitig macht er einen Schritt auf mich zu.

Um den nötigen Abstand zwischen uns zu wahren, trete ich einen Schritt zurück und beobachte, wie die Mundwinkel meines Gegenübers sich nach oben ziehen und er die Arme vor der Brust verschränkt. Dabei spannt sich das schwarze T-Shirt, das er trägt, eng um seinen Körper und mein Blick fällt auf das Stück Haut an seiner Hüfte, das durch die Bewegung freigelegt wurde.

Ich schlucke und versuche die Hitze zu unterdrücken, die sich unerklärlicher Weise in mir breit macht. Hastig wende ich den Blick von Darío Garcías freigelegter Haut ab und richte ihn zurück auf sein Gesicht, in dem sich das Grinsen in ein selbstgefälliges Grinsen verwandelt hat.

„Ich hole dich morgen um 16 Uhr. Du weißt ja, was passiert, wenn du nicht von allein das Café verlässt."

Bevor ich mich über seine unglaubliche Dreistigkeit beschweren kann, ertönt hinter mir das laute Aufreißen einer Tür. Erschrocken drehe ich meinen Kopf in Richtung des Santiagos und erblicke einen wütenden Enrique im Türrahmen stehen. Scheiße.

„Ana", bellt er. „Komm sofort her."

„Du kannst mich mal", flüsterte ich wütend, mit einem letzten Blick zu Darío García, während ich mich auf meinen Bruder zu bewege.

„Was soll das?", knurrt mein Bruder mit einem Nicken in Richtung des schwarzhaarigen Mafiosen, als ich vor ihm zum Stehen komme.

„Nichts", stammle ich, nach einer Ausrede suchend. Die Wahrheit kann ich Enrique schließlich auf keinen Fall erzählen. Das wäre sein Tod, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass Enrique deswegen auf Darío García losgehen würde und dieser ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, abknallen würde. Ich erschaudere bei dem Gedanken und versuche ihn beiseitezuschieben. „Ich habe ihm nur erklärt, dass wir bereits geschlossen haben und er wann anders wieder kommen soll."

Deutlich misstrauisch kneift mein Bruder bei meinen Worten die Augen zusammen. Anstatt allerdings weiter darauf einzugehen, packt er mich am Arm und zieht mich mehr oder weniger sanft ins Innere des Cafés.

„Halte dich endlich von diesem Typen fern, Ana. Er ist verdammt nochmal gefährlich und kein guter Umgang für dich", knurrt Enrique, bevor er wütend an mir vorbeirauscht und in der Küche verschwindet.

Luft entweicht meinem Mund und erst jetzt bemerke ich, dass ich wohl unmerklich angefangen haben muss, die Luft anzuhalten.

Verdammte Scheiße.

Darío García muss sich endlich von mir fernhalten. Das Arschloch brockt mir nur Ärger ein.

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A/N:

Guten Morgen :))

Wie geht's euch heute?

Wie findet ihr Enrique?


Ich wünsche euch einen schönen Tag und einen hoffentlich nicht allzu stressigen Start in die Woche!

Du wirst mein seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt