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- ANA -

„Ich möchte, dass Darío García Hausverbot bekommt, Papá", fordert Enrique, als wir am Abend gemeinsam mit unseren Eltern beim Abendessen sitzen.

Unweigerlich verspanne ich mich. Ich weiß, dass Darío ihn heute ziemlich provoziert hat, aber Hausverbot?

„Du weißt genau, dass wir das nicht machen können", erwidert Papá.

Mein Bruder möchte protestieren, aber Mamá kommt ihm zu vor: „Diskutier nicht mit deinem Vater. Du weißt genau, dass er Recht hat. Wir können Señor García kein Hausverbot erteilen."

„Dann soll Ana weniger im vorderen Bereich des Cafés arbeiten", postuliert Enrique.

„Auch das geht nicht", brummt . „Wir haben kein Geld, um irgendwelche Aushilfskräfte einzustellen, die dann anstelle deiner Schwester bei uns arbeiten, nur weil du das meinst."

„Aber-"

„Nein", schneidet Papá ihm das Wort ab.

Enrique gibt ein wütendes Schnauben von sich, während seine Gabel mit einem lauten Klirren auf seinem Teller landet. Er schiebt seinen Stuhl zurück und verlässt die Küche einen Augenblick später mit großen Schritten.

Ich mache Anstalten ihm zu folgen, aber Mamá hält mich auf. „Lass ihn, ratoncito. Er braucht einen Moment, um sich wieder zusammenzuraufen."

Ich nicke und lehne mich widerwillig in meinem Stuhl zurück, während ich Darío innerlich verfluche. Dieser verdammte Typ bringt nur Ärger mit sich.

„Ich muss mich noch um die Abrechnung kümmern. Hilfst du deiner Mamá bitte beim Aufräumen, Ana?", bricht Papá die Stille, die sich unweigerlich zwischen uns ausgebreitet hat.

Ich nicke. „Klar."

Gleichzeitig erhebt Papá sich. Er drückt Mamá einen kurzen, liebevollen Kuss auf den Mund, ehe er die Küche verlässt und wir wenige Sekunden später das Zufallen der Haustür hören.

Mamá und ich erheben uns nun ebenfalls und während ich die Teller und das Besteck zu stapeln und sie neben das Spülbecken stelle, fängt Mamá an, den Topf zu putzen. „Danke, ratoncito. Den Rest schaffe ich schon allein."

„Okay." Ich drücke ihr einen Kuss auf die Wange und verlasse die Küche, um wenige Sekunden später meine Zimmertür hinter mir zu schließen. Früher hat das Zimmer Enrique und mir gehört, aber als wir älter wurden, haben unsere Eltern beschlossen, dass jeder von uns sein eigenes Zimmer bräuchte, weshalb unser altes Wohnzimmer mehr oder weniger zu Enriques Zimmer umgewandelt wurde.

Einerseits bin ich froh darüber - ich meine, wer freut sich nicht über ein eigenes Zimmer -, aber manchmal fühle ich mich nachts ziemlich allein hier. Mein Bruder und ich haben uns von klein auf ein Zimmer geteilt und das wir das nun eben seit einer Zeit nicht mehr machen, ist gewöhnungsbedürftig.

Seufzend plumpse ich auf meine Matratze, lasse mich nach hinten in mein Kissen fallen und schließe die Augen. Scheiß Tag.


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„Einen wunderschönen guten Morgen, wünsche ich", grinst Darío, als er vor der Theke zum Stehen kommt und sich mit beiden Armen darauf abstützt.

Ich werde einen kurzen Blick über meine Schulter in Richtung Küche. Papá und Enrique sind zum Glück gerade weg, aber ist in der Küche und könnte jede Sekunde rauskommen. „Was willst du?"

Die Worte kommen schroff aus meinem Mund und ich sehe, wie mein Gegenüber die Augenbrauen zusammenzieht. „Ich dachte, wir könnten heute deinen Schwimmunterricht fortsetzen. Ich werde dich so gegen 16 Uhr hier abholen."

Ich werfe einen erneuten Blick über meine Schulter. „Ich denke nicht."

„Ich denke schon", erwidert der schwarzhaarige Mafiose, während er einen kurzen Blick auf die teuer aussehende Uhr an seinem Handgelenk wirft. „Ich muss los. Wir treffen uns um 16 Uhr draußen."

Bevor ich etwas erwidern kann, stößt er sich von der Theke ab und verlässt das Santiago mit einem jungenhaftem Grinsen auf den Lippen.

Kopfschüttelnd wende ich meinen Blick von Darío ab. Ich werde heute auf keinen Fall etwas mit ihm unternehmen. Noch mehr Ärger kann ich definitiv nicht gebrauchen.


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Cariño", grinst Darío, als ich vor seinem Auto zum Stehen komme und durch das geöffnete Fenster zu ihm hineinblicke. „Steig ein."

Ich schüttle den Kopf. „Ich komme nicht mit."

Der Mann im Auto zieht die Augenbrauen zusammen, zuckt allerdings wenige Sekunden später mit den Schultern. „Na gut."

„Na gut?", wiederhole ich verwirrt, während ich mit einem Blick über die Schulter überprüfe, dass uns niemand sieht. Ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach werden würde und vor allem nicht, dass mich diese Einfachheit stören würde.

Der schwarzhaarige Mafiose nickt. „Ich werde schon jemanden finden, der mit mir schwimmen gehen will. Caracas hat haufenweise schöne Frauen."

„Die alle Angst vor dir haben", brumme ich, deutlich unzufrieden mit seiner Reaktion.

„Trotzdem werden sie mit mir kommen", meint Darío schulterzuckend. „Vielleicht sogar genau deswegen."

Er startet den Motor und bevor ich weiß, was mir geschieht, halte ich ihn mit einem lauten "Stopp" auf. Verdammt, ich kann nicht mit ihm mitkommen, aber noch weniger kann ich zulassen, dass er eine andere Frau mitnimmt und weiß sonst was mit er macht. „Gib mir fünf Minuten und fahr ein Stück die Straße hinunter."

Das Brummen des Motors verstummt. Der Mafiose lehnt sich in seinem Sitz zurück und schenkt mir ein zufriedenes Grinsen. „Die Zeit läuft."

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Kurze Zeit später steige ich hastig in den schwarzen Mercedes Benz, den Darío auf meine Bitte hin tatsächlich ein Stück vom Santiago entfernt geparkt hat. Mamá habe ich gesagt, dass Favio spontan draußen aufgetaucht ist und gefragt hat, ob ich etwas mit ihm unternehmen möchte. Ich bin mir nicht sicher, wie lange ich diese Ausrede noch benutzen kann, und vor allem wie lange mich Mamá deswegen noch weglässt. Wie Papá gestern gesagt hat, können wir uns keine Arbeitskraft leisten, weswegen sie mich im Café brauchen.

Das schlechte Gewissen überkommt mich und lässt mich meine Eifersucht umso mehr verfluchen. Ich hätte ihn einfach mit irgendeiner Frau losziehen lassen sollen, verdammt.

Ich hebe meinen Kopf an und bemerke, dass wir schon dabei sind, Caracas zu verlassen, weswegen ich mich vernünftig aufsetzte.

„Ich habe dir wieder den Bikini meiner Schwester eingepackt, weil ich mir nicht sicher war, ob du einen hast", lenkt Darío meine Aufmerksamkeit auf sich.

„Danke", murmle ich.

Natürlich habe ich keinen Bikini Zuhause.

Plötzlich hallt das Klingeln eines Handys durch das Auto. Der Mafiose neben mir löst eine Hand vom Lenkrad und holt wenige Sekunden später den Verursacher des Klingelns aus seiner Hosentasche.

„Ja?", brummt er, als er den Anruf annimmt.

Im gleichen Moment ertönt ein Knall und ein Ruck geht durch den Wagen.

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Guten Morgen :)

Wie geht es euch heute?

Was sagt ihr zu Enriques "Forderungen/Wünschen"?

Ich hoffe ihr habt einen schönen Tag und einen nicht allzu stressigen Start in die Woche! :)

Du wirst mein seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt