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- ANA -

Meine Hände finden den Weg in seine Haare und vergraben sich darin. Ich kann nicht anders, als meinen Kopf ein bisschen zu neigen und den Kuss somit zu vertiefen. Als Darío mich noch ein kleines bisschen näher an sich heranzieht, verlässt ein Seufzen meine Lippen und mischt sich in den Kuss hinein.

Einen langen Moment später lösen wir uns schweratmend voneinander. „Das war eine einmalige Sache", keuche ich.

„War sie das?" Mein Gegenüber zieht grinsend eine Augenbraue hoch.

Noch bevor ich zu einer Antwort ansetzen kann, liegen seine Lippen schon wieder auf meinen und meine Worten von gerade eben sind vergessen.

Als wir uns schließlich ein paar Augenblicke später erneut voneinander lösen, trete ich schweratmend einen Schritt zurück und sorge für den nötigen Abstand zwischen uns. „Das wird nie wieder passieren."

Hastig drehe ich mich von ihm weg und möchte zum Auto laufen, komme allerdings nicht weit, da eine Hand nach meinem Arm greift und mich zurückzieht. Erschrocken schnappe ich nach Luft und pralle gegen eine harte Brust, bei der ich auch ohne hochzuschauen weiß, wem sie gehört.

„Ich habe gesagt, dass das der letzte Kuss war", fauche ich, während ich mich versuche aus Daríos Griff zu lösen. Meine Stimme ist schärfer als beabsichtigt und macht deutlich, dass mich die Küsse gerade aus dem Konzept gebracht haben.

„Ruhig, cariño", lacht der Mafiose. „Wer hat denn gesagt, dass ich noch einen Kuss will?"

Seine Worte versetzen mir sowohl unerklärlicher als auch ungewollter Weise einen Stich.

„Ich meine, natürlich will ich noch einen Kuss. Und nicht nur einen." Sein Griff um meine Taille lockert sich etwas. „Aber gerade möchte ich mit dir tanzen. Also ..." Anstatt den Satz zu beenden, schnappt er sich meine Hand, zieht sie nach oben und sorgt dafür, dass ich mich einmal im Kreis drehe.

Es wäre ein leichtes für mich, mich wie schon vorhin aus seinem Griff zu befreien. Dies tue ich allerdings nicht. Stattdessen lasse ich zu, dass Darío mit mir tanzt und ich immer lockerer werde, bis mir das Tanzen schließlich Spaß macht und ich mich grinsend mit Darío zur Musik bewegt habe.

Ich bin mir nicht wirklich sicher, was in mich gefahren ist, dass ich das zulasse und das ich mich mehr oder weniger so gehen lassen. Darüber grüble ich es ich noch einige Zeit später, als wir uns wieder im Wagen befinden. Mein Kopf lehnt an der Fensterscheibe und ich beobachte, wie die wenigen Häuser, die sich in der Gegend befinden, an mir vorbeirauschen, während ich mir meine plötzlich aufgekommene Müdigkeit und mehrere Gähner unterdrücken muss.

Trotzdem, ohne, dass ich es verhindern kann, merke ich, wie meine Augen immer kleiner werden, bis sie schließlich ganz zu fallen und ich ungewollt ins Land der Träume drifte.

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Cariño." Eine leichte Berührung auf der Wange reißt mich aus dem Schlaf.

Ich gebe ein unzufriedenes Seufzen von mir und blicke Darío aus verschlafenen Augen an. „Mhh?"

„Wir sind da", teilt mir der schwarzhaarige Mafiose mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen mit.

Ich lasse meinen Blick zum Fenster schweifen und erkenne tatsächlich die Umrisse von dem Gebäude, in dem wir wohnen und in dem das Santiago ist. Mit einem Gähnen hebe ich die Hand an und fahre mir einmal über mein Gesicht, ehe ich nach der Türklinke greife, um die Beifahrertür zu öffnen.

Ein Räuspern lässt mich allerdings inne halt und bringt mich dazu, zu Darío zu blicken. „Wie wäre es mit einem Abschiedskuss?"

Ich muss einen kurzen Augenblick überlegen und den Abend in meinem Kopf Revue passieren lassen, bis mir bewusst wird, auf was er anspielt und ich den Kopf schüttle. „Das vorhin war eine einmalige Sache. Das wird nie wieder passieren." Meine Stimme klingt rau und verschlafen.

„Sag niemals nie, cariño." Er zwinkert mir zu.

Kopfschüttelnd und mit einem erneuten Gähnen drehe ich mich von ihm weg, öffne die Beifahrertür und klettere aus dem Wagen.

„Gute Nacht", murmle ich, ohne darüber nachzudenken.

Der Mafiose erwidert etwas, aber ich schneide ihm die Worte ab, in dem ich die Beifahrertür zu fallen lasse und mich mit einem letzten Blick ins Innere des Autos entferne.

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„Morgen", murmle ich, als ich mich am nächsten Morgen gähnend gegenüber von Mamá niederlasse.

„Guten Morgen, ratoncito." Sie schenkt mir ein Lächeln. „Hast du gut geschlafen?"

„Ja", lüge ich. In Wahrheit habe ich kaum geschlafen. Die meiste Zeit der letzten Nacht habe ich Probleme mit dem Einschlafen gehabt, weil ich die ganze Zeit den Kuss mit Darío vor Augen hatte und mich insgeheim nach mehr von seinen Küssen und Berührungen gesehnt habe. Den Teil der Nacht, in dem ich tatsächlich etwas Schlaf bekommen habe, habe ich von Darío und dem Kuss geträumt. Der Typ hat verdammt nochmal viel zu viel Macht über mich. „Und du?"

„Ich auch", erwidert Mamá. Ich kann ihr ansehen, dass sie bei diesen Worten genauso gelogen hat, wie ich zu vor. „Enrique und Papá sind schon vor gut einer Stunde los. Die Kaffeemaschine hat gestern Abend bei der Reinigung ihren Geist aufgegeben und springt nicht mehr an. Irgendwas ist mit einem Schlauch oder so, ich habe nicht ganz verstanden, nicht richtig. Die beiden sind los und versuchen irgendwo einen für uns bezahlbaren aufzutreiben."

Verdammt. Ich unterdrücke ein Fluchen. Das hat uns gerade noch gefehlt.

„Die beiden werden wahrscheinlich noch eine Weile unterwegs sein und danach hoffentlich mit der Reparatur beschäftigt sein. Normalerweise würde ich das Café unter diesen Umständen geschlossen lassen, aber auch, wenn wir diesen Monat kein Schutzgeld bezahlen mussten, können wir es uns nicht leisten, es zuzulassen. Jeder Kunde zählt im Moment für uns, weswegen wir das Santiago heute wohl zu zweit führen müssen."

Ich nicke. Sie hat Recht. Ich weiß zwar keine genauen Zahlen, aber mir ist deutlich bewusst, dass es nicht gut um uns steht. Das stand es noch nie so wirklich. Natürlich gab es immer mal wieder bessere und wieder schlechtere Zeiten, aber seit die Mafiageschäfte die Überhand in Caracas genommen haben, steht es eigentlich immer schlecht um uns. Besonders, wenn etwas kaputt ist und sowie die Kaffeemaschine nun repariert oder sogar ersetzt werden muss.

Stumm beobachte ich, wie Mamá sich erhebt und ihren Teller in die Spüle stellt. Anschließend legt sie eine Hand auf meine Schulter und drückt mir einen kurzen Kuss auf den Haaransatz. „Ich gehe schonmal runter. Komm einfach gleich nach, wenn du fertig bist, ratoncito."

Sie verlässt die Küche und lässt mich mit flauem Magen zurück. Den Appetit hat es mir eindeutig verschlagen, weshalb ich mich wie Mamá zuvor ebenfalls erhebe und meinen Teller zurück in den Schrank räume. Dann räume ich die wenigen Sachen, die noch auf dem Tisch stehen, weg und nehme mir einen kurzen Moment Zeit zum Durchatmen, bevor ich mich auf den Weg nach unten mache.

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Guten Morgen :)

Wie geht's euch heute?

Darío ode Ana?

Ich schreibe heute Chemie und hab um ehrlich zu sein so gut wie gar nicht gelernt und kann dem entsprechend natürlich auch nichts. Drückt mir mal bitte die Daumen hahah.

Ich wünsche euch einen schönen Tag und eine hoffentlich angenehme Woche <3

Du wirst mein seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt