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- ANA -

Ein dumpfes Geräusch lässt mich zusammenzucken und verwirrt zu meinem Fenster blicken, aus dessen Richtung das Geräusch kam. Wenige Sekunden später ertönt es erneut und diesmal erkenne ich den Verursacher: ein Kieselstein.

Mit zusammengezogen Augenbrauen schlage ich die Decke zur Seite, klettere aus meinem Bett und laufe Richtung Fenster. Dabei landet ein weiterer Kieselstein an meinem Fenster, das ich wenige Sekunden später einen Spalt öffne und rasch einem weiteren Stein ausweiche, der nun ein Stück von mir entfernt auf dem Fußboden landet.

Sauer lehne ich mich ein Stück aus dem Fenster, darauf eingestellt, jederzeit erneut einem Stein ausweichen zu müssen. „Hör auf damit!"

Ich kann im Mondschein zwar nur die Umrisse des Übeltäters erkennen, kann mir das Zucken seiner Mundwinkeln bei meinen Worten allerdings trotzdem bildlich vorstellen. „Komm runter, cariño."

„Sicher nicht", erwidere ich.

„Gut." Darío zuckt mit den Schultern. „Dann komme ich eben hoch."

„Nein", protestiere ich sofort. „Auf keinen Fall." Er darf auf keinen Fall hier hochkommen. Wenn meine Eltern oder Enrique in mein Zimmer kommen sollte und ihn entdecken würden ...

Ich unterbreche meinen Gedankengang, als ich sehe, wie der Schwarzhaarige näher an unser Haus tritt und drauf und dran ist zu mir hinaufzuklettern.

„Nein", rufe ich und versuche meine Stimme gedämpft zu halten, um die Aufmerksamkeit meiner Familie nicht zu erregen. Ein Seufzen entkommt meinen Lippen. „Du hast gewonnen. Ich komme runter."

Ich warte, bis Darío sich grinsend wieder ein paar Schritte vom Gebäude entfernt hat, ehe ich das Fenster weiter öffne und wenige Augenblicke später wütend vor ihm zum Stehen komme. „Was willst du hier?"

„Ich wollte dich sehen."

Ich schnaube. Jetzt auf einmal. Nachdem er sich mal wieder drei Tage lang nicht blicken lassen hat.

Sauer greife ich nach Daríos Arm und ziehe ihn mit einem kurzen Blick in Richtung meines offenen Fensters über unseren Hinterhof um unser Haus herum.

„Was machst du?", möchte er wissen.

„Ich bringe dich vom Haus meiner Eltern weg, damit wir keine Aufmerksamkeit erwecken", murmle ich. Zwar schlafen sie schon und es ist deswegen deutlich unwahrscheinlicher, dass wir sie durch unsere Stimmen im Hinterhof wecken als in meinem Zimmer, aber ich möchte nichts riskieren.

Ich lasse meinen Blick über die im Dunkeln versinkende Straße schweifen. Wohin jetzt?

„Ich habe meinen Wagen ein Stück die Straße hoch geparkt." Darío deutet mit seinem freien Arm geradewegs ins Dunkle hinein, so als hätte er meine Gedanken gehört. Dabei rutscht sein Ärmel ein Stück hoch und schwachen Licht der Laterne, die ein Stück von uns entfernt steht, erkenne ich einen weißen Verband, der dafür sorgt, dass Erinnerungen von Sonntag vor meinem Inneren Auge auftauchen.

Hastig schüttle ich meinen Kopf, als könnte ich sie so wieder vertreiben, lasse den Arm des Mafiosen los und laufe in die Richtung, in die er zuvor gezeigt hat. Hinter mir ertönen Schritte und kurze Zeit später entdecke ich dicht gefolgt von Darío die Umrisse seines Autos.

Ein Klimpern gefolgt von einem weiteren Geräusch, bei dem der Wagen aufleuchtet, ertönt. Zeitgleich steuert der Schwarzhaarige auf die Fahrerseite zu, dessen Tür er öffnet und anschließend in den Wagen steigt.

Ich tue es ihm nach einigen Sekunden des Zögerns nach, mit der Absicht nur kurz meinem heimlichen Verlangen nachzugehen mit ihm zu sprechen, und öffne die Beifahrertür, die ich einen Moment später wieder schließe, als ich im Wagen sitze.

Du wirst mein seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt