Gerrit - Teil 12

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Den nächsten Morgen startete Ich so, wie den letzten. Ich fuhr ins Fitnessstudio. Und dort tat Ich, was Ich mir vorgenommen hatte: Ich powerte mich richtig aus. Dadurch verlor Ich aber wieder die Zeit aus den Augen, sodass Ich, diesmal zwar noch schnell duschen, mich aber wieder beeilen musste, nicht zu spät zu meiner eigenen Unterrichtsstunde zu kommen. Also müsste Ich wohl oder übel wieder zu schnell fahren.

Ich stieg also in meinen Mercedes, stellte meinen Proteinshake in meinen Becherhalter, setzte meine Sonnenbrille auf und fuhr los. Der Weg war einfach, Ich musste nur aus der Stadt rausfahren und dann auf die Bundesstraße. Ab da ging es nur noch geradeaus. Auf den Straßen war zum Glück noch nicht viel los, sodass Ich von niemandem auf der linken Spurt blockiert wurde. Irgendwann tauchte aber ein Auto vor mir auf, welches ebenfalls auf der linken Spur fuhr, obwohl rechts nichts los war. Ich fuhr dem Auto immer dichter auf, in der Hoffnung, dass es Platz machen würde. Ich schaute auf meinen Tacho. Wir fuhren 130 bei erlaubten 100. Das Auto vor mir, ein Audi, hatte es wohl genauso eilig wie Ich. Er kam mir sehr bekannt vor, jetzt wo Ich ihn von nahem sah. Ist das...? Nein, oder? Ehrlich jetzt? Der Audi blinkte und fuhr auf die rechte Spur rüber, um mich vorbeizulassen. Doch statt zu überholen, drosselte Ich mein Tempo und fuhr neben dem Audi her, um hineinschauen zu können. Ich lehnte mich ein wenig nach vorne und schaute aus dem Beifahrerfenster raus. Tatsächlich. Ich lachte kurz auf. Was hab Ich nur für ein Glück. Natürlich war es Queens. Auch sie versuchte zu erkennen wer in dem Auto saß, welches neben ihr fuhr. Da Ich aber verdunkelte Scheiben hatte, konnte sie mich nicht sehen. Stattdessen sah Ich ihr amüsiert dabei zu wie sie ihre Augen zusammen kniff in der Hoffnung, etwas erkennen zu können. Ich gab wieder Gas und zog vor ihr auf die rechte Spur und bremste sie ein wenig aus. „Schüler sollten nicht so schnell Auto fahren" dachte Ich mir als Rechtfertigung. Doch in Wahrheit wollte Ich sie einfach ein wenig ärgern. Zu spät kommen würde Ich auch nicht mehr, die Zeit hatte ich aufgeholt. Ich beobachtete sie im Rückspiegel, sie wirkte nervös. Hatte sie mich doch erkannt? Das konnte eigentlich nicht sein. Überholen tat sie mich auch nicht mehr. Irgendwann fuhren wir zusammen die Abfahrt runter, die zum Fluss führte. Die Ampel am Ende der Abfahrt war rot und wir musste stehenbleiben. Dadurch, dass sie direkt hinter meinem Auto stand, konnte Ich sie im Spiegel gut erkennen. Queens starrte entsetzt auf mein Auto. Warum war sie so schockiert? Was hatte sie überhaupt auf der Bundesstraße zu suchen? Der direkte Weg vom Internat zum Fluss war ein ganz anderer. Das hier war der totale Umweg. Ich nahm mir vor sie zu fragen, sobald wir am Parkplatz ankommen würden. Die Ampel schaltete auf grün und Ich fuhr los. Ich hörte von hinten, dass Queens Probleme beim Anfahren hatte. Vielleicht ging es ihr nicht gut und sie war beim Arzt in der Stadt? Das würde kein Sinn ergeben, wir hatten doch eine Krankenstation in der Schule. Wir fuhren in das Industriegebiet, welches an das Internat grenzte. Nach einigen Metern sah Ich auch schon das Schild, welches anzeigte, dass es links zum Parkplatz geht. Ich setzte meinen Blinker und bog ab. Auf dem Parkplatz suchte Ich mir die größte Parklücke, die Ich finden konnte und parkte ein. In meinem Seitenspiegel konnte Ich beobachten, dass Queens ans andere Ende des Parkplatzes fuhr und dort parkte. Ich stellte den Motor ab, griff meine Tasche und meinen Proteinshake und stieg aus. Dann schloss Ich das Auto ab und ging auf Queens Audi zu. Diese saß noch immer im Auto und machte keine Anstalten auszusteigen. Als Ich neben ihrem Auto stand schaute Ich hinein. Sie saß noch immer angeschnallt auf dem Fahrersitz, ihr Oberkörper war nach hinten gedreht und sie schien auf meinen Wagen zu starren. Wonach hielt sie Ausschau? Sie versuchte sich noch weiter nach hinten zu drehen, dabei hinter sie aber ihr Gurt daran. Sie drehte sich wieder nach vorne, um sich abzuschnallen, da klopfte Ich an ihr Fenster. Sie zuckte zusammen und sah mich entsetzt an. „Suchen Sie mich?" fragte Ich sie durch das geschlossene Fenster. Ich schaute sie, eine Antwort erwartend, mit hochgezogenen Augenbrauen an. Doch sie reagierte nicht. Stattdessen wendete sie sich von mir ab, löste ihren Gurt und griff nach ihrer Sporttasche, die auf ihrem Beifahrersitz lag. Sie schien mich komplett zu ignorieren. Als sie dann nach der Klinke der Tür griff, öffnete ich ihr die Tür, sodass sie aussteigen konnte. Mit meinem linken Arm lehnte Ich mich auf die Tür, um sie aufzuhalten, da Ich in der rechten Hand meinen Shaker hielt. Ohne mich eines Blickes zu würdigen, stieg Queens aus. Ich beobachtete sie dabei. Als sie weit genug von der Tür entfernt war, ließ Ich sie wieder zufallen. Sie drehte sich zu mir und beantwortete meine Frage: „Nein." Statt nach einer Antwort hörte sich das eher wie eine Frage an. Also hatte sie tatsächlich mich gesucht, war aber zu stolz, es zuzugeben. „Sie waren ganz schön schnell unterwegs Queens." Merkte Ich an. Ich bemerkte, dass Ich sie nur mit ihrem Nachnamen ansprach. Das schien sie allerdings nicht zu stören, also entschied Ich, das so beizubehalten. Obwohl sie direkt vor mir stand, sah sie mich nicht an. Stattdessen tat sie so, als würde sie einen Fleck auf dem Lack ihres Autos wegwischen. „Sie aber auch." Murmelte sie. Also hatte sie mich tatsächlich erkannt. Ich versuchte gar nicht erst es abzustreiten. „Das stimmt. Ich wollte ja nicht zu spät zu meiner eigenen Unterrichtsstunde kommen. Warum sind Sie eigentlich dort langefahren? Es gibt doch einen viel schnelleren Weg hierher." Merkte Ich an. Sie zuckte mit den Schultern und fragte mich stattdessen: „Warum sind Sie denn daher gefahren?" Ich musste ein Schmunzeln unterdrücken. „Ich war bereits beim Sport." Als Beweis hielt ich meinen Shaker hoch. Apropos Sport, da fiel mir ein, dass Ich sie ja beim Joggen gesehen hatte. Um nicht wie ein Stalker zu klingen, sagte Ich: „Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie gestern ebenfalls so früh mit dem Sport begonnen haben. Gefällt mir, weiter so. Dann schaffen Sie den 10km Lauf im Nichts." Verwirrt schaute sie mich an und Ich konnte quasi die Zahnräder in ihrem Kopf drehen sehen als sie überlegte, woher Ich das wissen könnte. Aber Ich gab ihr keine Zeit nachzufragen. Stattdessen nickte Ich in Richtung Flussufer. „Kommen Sie, sonst sind Sie gleich zu spät." Ich schaute demonstrativ auf meine Uhr. „Aber Sie haben mich doch aufgehalten. Ich war pünktlich am Parkplatz!" erwiderte sie empört. Ich drehte mich um und lief auf den Fluss zu. Während Ich lief, öffnete Ich meinen Proteinshake und nahm einen Schluck daraus. „Nicht mein Problem." Rief Ich ihr zu, ohne mich umzudrehen. Ich hörte sie schnaufen, dann setzte sie sich ebenfalls in Bewegung.

Fire & IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt