Fely - Teil 15

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Es dauerte nicht lange, da ging meine Tür auf und meine Freundinnen kamen reingestürmt. Ich pausierte meine Serie und legte mein Tablet weg. Christy kam auf mich zugelaufen und umarmte mich stürmisch. „Fely! Wie geht's dir? Alles gut? Was haben die auf der Krankenstation gemacht?" Sie durchlöcherte mich mit Fragen. „Wenn du nicht aufhörst zu reden wird sie dir nie antworten können." Warf Lexy dazwischen. Ich lachte und Christy ließ mich los. „Mir geht es gut. Wirklich. Hab Ich euch doch schon geschrieben. Die Schwester hatte nur das bestätigt, was Frau Burkhardt schon vermutet hatte. Ich war nur unterkühlt und brauchte Ruhe." Lexy setzte sich auf meinen Schreibtisch und Christy neben mich auf mein Bett. „Und warum hattest du einen Krampf? Wie ist es passiert, dass du so nah an dieStrömung kamst?" fragte Christy mich weiter aus. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich hab einfach einen kurzen Moment nicht aufgepasst und dann war Ich schon drin. Keine Ahnung wie das passieren konnte. Der Krampf kam wahrscheinlich davon, dass Ich mich gestern vorm Joggen nicht aufgewärmt habe und meine Muskeln überanstrengt habe, meinte Parker." Lexy ließ ihre Beine vom Tisch baumeln.„Uhhh Parker. Wie war es so mit ihm allein?" fragte sie mich neugierig. Wieder zuckte Ich mit den Schultern. „Weißt du, Ich hab nicht so sehr auf ihn geachtete, weil Ich eher damit beschäftigt war mich von dem Schock zu erholen, dass Ich fast ertrunken wäre." Bemerkte Ich zynisch. Lexy verdrehte die Augen. „Hast du ihm wenigstens gedankt? Wie ein Bademeister ist er in Zeitlupe über den Sand ins Wasser gelaufen, hat sich die Klamotten vom Leib gerissen und das alles nur, um dich zu retten." Lexy grinste und starrte in die Luft, während sie redete. „Red' nicht so ein Müll." Beschwerte sich Christy. „Aber es stimmt doch." Erwiderte meine Freundin. „Natürlich habe Ich mich bei ihm bedankt." Redete Ich dazwischen. „Gut. Wie eine Prinzessin hat er dich auf Händen getragen." Laberte Lexy weiter. Ich ignorierte sie einfach. „Er kommt übrigens gleich vorbei." Sagte Ich nebenbei. Lexy hörte auf zu reden und beide Mädchen sahen mich an. „Echt?" fragten sie gleichzeitig. Ich nickte. „Ja, er wollte mir die Hausaufgaben vorbeibringen und nochmal nach mir sehen hatte er gesagt." Christy legte ihren Kopf schief. „Deshalb sollten wir in Deutsch keine Arbeitsblätter für dich mitnehmen. Wir wussten bis dahin auch noch gar nicht, dass er dir frei gegeben hatte. Wir dachten ihr wärt einfach richtig lange auf der Krankenstation." Ich schüttelte den Kopf. „Da waren wir eigentlich nur 15 Minuten. Parker hatte mich dann noch aufs Zimmer gebracht. Das war allesrichtig komisch. Ich hab gemerkt, dass er sich Sorgen gemacht hat, aber es wareinfach so still. Er hat nichts gesagt." Fing Ich an zu erzählen. Christy und Lexy hörten mir aufmerksam zu. „Als er mich dann zur Zimmertür gebracht hat, hatte Ich erwartet, dass er geht. Aber er kam mit rein, stellte sich ans Fenster und hat den Ausblick genossen, während Ich immer noch pitschnass da stand und einfach nur aus den Klamotten raus wollte." Die beiden lachten. „Irgendwann war er dann aber weg. Dann war Ich duschen und bin schlafen gegangen. Das hatte mich alles so sehr geschlaucht. Aber wisst ihr was mich aufgeweckt hat?" Meine Freundinnen schauten mich erwartungsvoll an. „Essen." „Essen?" fragte Lexy nach. Ich nickte. „Parker hat doch tatsächlich eine Frau aus der Küche geschickt, um mir Essen zu bringen!" Christy machte große Augen.„Ehrlich? Das ist ja süß!" Lexy stimmte ihr zu. „Ja, die Teller stehen noch da auf der Fensterbank neben dir Lexy. Die soll Ich zum Abendessen wieder runterbringen." Zum Beweis zeigte Ich auf die beiden Teller, die Ich aufeinandergestapelt hatte. „Genug von mir. Wie war euer Tag noch so?" Lexysprang vom Tisch. „Parker hat uns tatsächlich noch zu Ende laufen lassen, kannst du das glauben?! Unsere beste Freundin wäre gerade fast ertrunken undwir sollen einfach weiter joggen als wäre nichts passiert! Und diese Burkhardt hat das dann tatsächlich überprüft. Weißt du, Ich glaube das ist alles meine Schuld. Hätte Ich nicht verschlafen, wäre Ich mit dir geschwommen, du wärst nicht fast gestorben und du hättest Christy nicht dein Auto anvertrauen müssen." Als wäre das ihr Stichwort, stand Christy auf. „Stimmt, Ich muss dir deinen Autoschlüssel zurückgeben. Moment, Ich hab ihn in meiner Schultasche. Dann kann Ich dir auch gleich die anderen Hausaufgaben geben." Ich verengtemeine Augen. „Ich hoffe, mein Baby lebt noch." Christy wendete uns den Rücken zu und bückte sich nach ihrer Tasche, die sie einfach auf den Boden geschmissen hatte, als sie reingekommen war. „Natürlich lebt dein „Baby" noch. Es steht heile und wohlauf auf dem Parkplatz." Sie kniete sich jetzt hin und wühlt in ihrer Tasche. „Stell die doch einfach auf den Tisch." Schlug Lexy ihr vor. „Nein, Ich hab's schon." Christy richtete sich wieder auf und hatte einige Blätter in der einen und meinen Autoschlüssel in der anderen Hand. Sie ging wieder auf mich zu und reichte mir beides. Es waren insgesamt drei Arbeitsblätter. „Warum ist das schon so viel?" beschwerte Ich mich. Christy zuckte mit den Schultern. „Hab Ich mich auch gefragt, aber das ist ja alles zumGlück bis nächste Woche. Nur Deutsch müssen wir bis morgen machen." Es klopfte an der Tür. „Wenn man vom Teufel spricht." Vermutete Lexy. Christy ging zur Türund Lexy und Ich starrten auf den Flur. Ich konnte die Eingangstür von meinem Bett aus nicht sehen, aber konnte schon an der Stimme erkennen, dass es Parker war.„Hey Christine. Ist Queens da?" Sogar wenn er mit anderen über mich redete, benutzte er nur meinen Nachnamen. Da werde Ich mich jetzt wohl oder übel dran gewöhnen müssen. „Hi Herr Parker." Begrüßte Christy ihn. „Ja, kommen Sie doch rein." Ich schüttelte den Kopf. Hätte Sie ihm nicht einfach die Hausaufgaben abnehmen können? Warum musste sie ihn reinbitten? Ich hörte Schritte und dann, wie die Tür ins Schloss fiel. Parker kam um die Ecke und schaute sich kurz um. Er hatte seine Jogginghose und das T-Shirt gegen eine trockene Jeans und ein schwarzes Hemd getauscht. Als er mich auf dem Bett entdeckte, kam er auf mich zu. In seinen Händen hielt er ein Blatt Papier. „Wie geht's?" fragte er mich zur Begrüßung. „Besser." Antwortete Ich ihm knapp. Dadurch, dass Lexy und Christy uns anstarrten, war die Situation noch unangenehmer, als wenn Ich mit ihm allein gewesen wäre. Er nickte. „Gut" Es war still im Raum. Er stellte sich vor mich, sodass Ich meinen Kopf ziemlich weit heben musste, um ihm in die Augen sehen zu können, da Ich ja noch immer auf meinem Bett saß. Parker reichte mir das Blatt. „Das hier ist die Hausaufgabe. Oben auf das Blatt habe Ich aufgeschrieben, was wir heute gemacht haben, damit Du-... Sie das wiederholen können." Berichtigte er sich. Hatte er mich gerade aus Versehen geduzt? Ohne, dass Ich es wollte, wurde Ich rot. Ich nahm ihm schnell den Zettel aus der Hand und senkte meinen Kopf in der Hoffnung, er könnte die Röte nicht sehen. Aber Ich war mir sicher, dass er es schon bemerkt hatte. Es war wieder still. Ich sah die Notiz auf dem Blatt. „Danke." Brach Ich das Schweigen. Ich atmete tief durch und schaute Parker dann wieder an. „Wenn Sie Fragen haben, können ihre Freundinnen Ihnen sicher dabei helfen." Er schaute zu Lexy, die noch immer auf dem Schreibtisch saß. Sie nickte eifrig. „Aber sicher. Deutsch ist ja auch mein absolutes Lieblingsfach." Das war eine Lüge. Sie hasste Deutsch. Ich glaube, das hatte Parker auch erkannt. Er legte seinen Kopf schief und zog die Augenbrauen zusammen. „Ob Ich das glauben kann?" Lexy grinste. „Natürlich. Sie werden sehen, Ich bin Einserschülerin!" Ich musste lachen und auch Parkermusste grinsen. „Na dann können Sie ja morgen ihre Hausaufgaben vorstellen. Freut mich Frau Stenner!" Lexys Grinsen verschwand aus ihrem Gesicht. Christy und Ich lachten sie aus. Sie schmollte. Parker drehte sich wieder zu mir. „Ich geh dann mal wieder. Schön, dass es Ihnen wieder gut geht. Sie hatten mir wirklich einen Schrecken eingejagt. Bis morgen dann!" Er hob die Hand zum Abschied und ging dann aus unserem Zimmer raus. Christy, Lexy und Ich blieben zurück. Als Ich mir sicher war, dass er außer Hörweite war, sagte Ich: „Seht ihr wie unangenehm es mit ihm ist?! Stellt euch diese Stille mal mit ihm allein vor!" Lexy zuckte mit den Schultern. „Der hat dich ja auch unglaublich angestarrt. Der steht voll auf dich." Ich schaute Lexy an als wäre ihr ein dritter Arm gewachsen. „Hast du sie noch alle? Das ist unser Lehrer. Er hat mich angeschaut, weil er mir die Hausaufgaben gegeben hat." Christy setzte sichwieder neben mich aufs Bett, nahm mir den Zettel aus der Hand und begutachtete ihn. „Eine schöne Handschrift hat er schon. Das ist mir auch schon heute auf der Tafel aufgefallen. Nicht so krakelig wie bei anderen männlichen Lehrern." Ich nahm mir den Zettel wieder. Sie hatte schon recht, die Schrift war nicht schlecht. Die Notiz bestand aus Buchseiten. Daneben hatte er die Aufgaben geschrieben, die Ich bearbeiten und die Texte, die Ich mir durchlesen sollte. „Zurück zu dir Lexy. Christy hat mich abgelenkt. Parker ist halt gerade erst Lehrer geworden. Deshalb denkt er, die Verantwortung würde komplett auf ihm liegen. Das hat nichts damit zu tun, dass er auf mich steht oder so." Christy nickte. „Das glaube Ich auch. Obwohl," sie zog dieses letzte Wort in die Länge. „Gestern an seiner Tür hatte er dich ja auch schon so angeguckt. Und geduzt hatte er dich ebenauch." Argumentierte sie. Ich verdrehte die Augen. „Leute, meine Güte. Daswaren halt alles sehr komische Zufälle. Jetzt lasst mich meinenDeutschhausaufgaben machen." Ich nahm das Blatt und kramte mein Deutschbuch aus meiner Schultasche raus. Dann nahm Ich meinen Collegeblock und mein Etui vomTisch. "Ich gehe in den Aufenthaltsraum und mache sie da. Ihr könnte ja weitereure Verschwörungen spinnen." Das meinte Ich absolut nicht böse, aber Ich brauchte wirklich ein wenig Abstand von ihren wirren Theorien. „Dann setzte Ich mich auch mal dran. Jetzt wo ich weiß, dass Ich das morgen vorstellen muss, muss Ich mir ja diesmal richtig Mühe geben." Sagte Lexy. Ich lachte. „Viel Erfolg." Sie sah mich an. „Danke, dir auch." Ich nickte meinen beiden Freundinnen zu und verließ dann das Zimmer.

Fire & IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt