Gerrit - Teil 16

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Ich saß auf meinem Platz und starrte einfach nach draußen, da ging die Tür auf und die ersten Lehrer kamen rein, unteranderen auch David. „Mann was siehst du fertig aus." Bemerkte er, als er sich neben mir niederließ. „Danke." Erwiderte Ich nüchtern. „Ist was passiert?" fragte er mich besorgt. Ich nickte und massierte meine Stirn. „Kann man so sagen." Genervt stöhnte er auf. „Jetzt sag doch schon was passiert ist." Ich drehte mich zu ihm und erzählte ihm, was Ich erlebt hatte. Er machte große Augen. „Mann oh Mann, geht es ihr gut?" Ich nickte. „Soweit ja, Ich war mit ihr auf der Krankenstation und will nachher nochmal nach ihr sehen." David zog eine Mappe aus seiner Tasche und legte sie auf den Tisch. „Gut. Bist ja ein richtiger Held Gerrit. Glückwunsch." Ich überlegte. So rum hatte Ich das noch gar nicht betrachtet. Klar, Ich hatte sie vor dem Ertrinken bewahrt, aber hätte Ich es nicht gemacht, wäre Steffi reingesprungen. Ich war einfach nur schneller. Es tat gut, jemandem davon zu erzählen. David fing an, in seinem Heft zu schreiben. „Ich hatte richtig Angst um sie David. Ich dachte die geht jetzt vor meinen Augen unter und taucht nie wieder auf." Er hörte kurz auf zu schreiben und sah mich an. „Kann Ich verstehen. Berufsrisiko." Witzelte er. Dann widmete er sich wieder seiner Arbeit. Also als Ich entschieden hatte Lehrer zu werden, hatte Ich nie und nimmer damit gerechnet, dass ich irgendwann mal jemanden das Leben retten würde. Das hörte sich komisch an. Ich fühlte mich nicht als Held. Trotzdem war Ich stolz auf mich. Nun kam Steffi durch die Tür. In der einen Hand hielt sie ihre eigene Tasche und in der anderen meine. Ich stand auf und kam ihr entgegen. „Vielen Dank." Ich nahm ihr die Tasche ab. „Kein Problem. Ich hätte sie so oder so mitgenommen, auch wenn du mir nicht geschrieben hättest." Ich nickte dankend. „Wie geht es ihr jetzt?" gemeinsam gingen wir zu unserem Platz und sie verstaute ihre Tasche in ihrem Fach, während Ich meine einfach auf meinem Tisch abstellte. „Den Umständen entsprechend. Die Krankenschwester hat das Bestätigt, was du schon vermutet hattest. Ich hab ihr für den Rest des Tages freigegeben. Kann Ich irgendwie rausfinden bei welchen Lehrern sie heute Unterricht gehabt hätte? Dann kann Ich denen Bescheid sagen, damit-" Steffi unterbrach mich. „Ach, das musst du gar nicht. Ist zwar nett von dir, aber wenn sie nicht zum Unterricht erscheint, wird derjenige schon wissen, dass sie krank ist. Ich glaube auch, dass sich das ziemlich schnell rumsprechen wird. Mach dir da keine Sorgen Gerrit." Sie legte eine Hand auf meine Schulter und lächelte warm. Ich nickte widerwillig. „Nun gut. Dann werde Ich mal duschen gehen." Steffi setzte sich hin. „Okay. Ich bin dir für heute dankbar. Ich kann dir nicht mit Sicherheit bestätigen, dass Ich sie da hätte rausholen können. Gut, dass du da warst." Ich wusste nicht was Ich sagen sollte. Also zuckte Ich einfach mit den Schultern. „Hätte doch jeder gemacht." Murmelte Ich dann. Ich drehte mich zu David um und verabschiedete mich von ihm. Das reicht mit den Danksagungen und Komplimenten für heute. Ich schnappte mir meine Tasche und ging aus dem Gebäude.

Nach dem Duschen hatte Ich mich ein wenig auf meinem Bett entspannt. Jetzt stand Ich vor einer Klasse und unterrichtete Deutsch. Die Elf Klässler schaute zu mir nach vorne, während Ich auf dem Pult meine Zettel sortierte. In diesem Raum war es relativ kühl, da er in den Norden gerichtet war und hier somit keine Sonne reinschien. Ich hob meinen Kopf und sah meine Schüler an. Ich entdeckte Queens Freundinnen. Neben ihnen war ein leerer Stuhl. Dort sollte jetzt eigentlich Queens sitzen. Ich fand es schön, dass sie ihrer Freundin einen Platz freihielten. Ich stellte mich vor die Tafel und begrüßte meiner Schüler mit lauter Stimme: „Guten Morgen. Mein Name ist Gerrit Parker und Ich bin Ihr neuer Deutschlehrer. Einige Gesichter kenne Ich bereits aus meinem Sportkurs, andere sind mir aber neu. Ich würde vorschlagen, dass wir das wie in der Grundschule machen. Jeder schreibt seinen Namen auf einen Zettel und stellt ihn an die Kante seines Tisches. Während Sie dann gleich arbeiten, werde Ich mir einen Sitzplan erstellen." Belustigtes Gemurmel war zu hören. Bisher war meine Idee in den anderen beiden Deutschkursen gut angekommen. Auch hier schien dadurch das erste Eis schon mal gebrochen zu sein. Während die Schüler sich ihre Namensschilder bastelten, fing Ich schon mal an, die Aufgaben für heute an die Tafel zu schreiben. Als Ich mich wieder umdrehte, standen die meisten Schilder schon auf den Tisch. Ich erklärte die Vorgehensweise für den heutigen Tag und ließ die Schüler die ersten Texte lesen. Ich setzte mich an mein Pult und erstellte, wie angekündigt, den Sitzplan. Ich bemerkte, dass Lexy auf den freien Tisch neben sich ein Schild mit Queens Namen gestellt hatte und musste kurz lächeln. Sie machten sich bestimmt Sorgen um sie. Also stand Ich auf und hockte mich vor die Tische der beiden. Mein Arme legte Ich gekreuzt auf der Tischplatte ab. „Hat Queens sie schon geupdated?" fragte Ich die beiden leise, die mich verwundert anschauten. Sie schüttelten den Kopf. Ich versuchte so leise wie möglich zu reden, um die Konzentration der anderen Schüler beim Lesen nicht zu stören. „Ich habe ihr für heute freigegeben. Es geht ihr gut." Ich sah, wie die Erleichterung sie erreichte. „Okay, danke für die Info. Wir hatten schon Angst, dass sie so lange auf der Krankenstation ist. Auf unsere Nachrichten antwortet sie nämlich auch nicht." Flüsterte Christy zurück. „Wahrscheinlich schläft sie." Vermutete Ich. „Dann nehme Ich Arbeitsblätter für sie mit, falls wir heute welche bekommen." Schlug Christy vor. „Darum werde Ich mich schon kümmern." Sagte Ich nur. Ein wenig verwirrt, was Ich damit meinen könnte, schaute Christy mich an. Aber Ich wollte das private Gespräch nicht noch weiter in die Länge ziehen, also stand Ich einfach wieder auf. „Danke." Sagte noch schnell Lexy. Dann setzte mich zurück an meinen Platz.

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