Kapitel 13

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Sie bemerkte meine Nervosität. Die war aber auch nicht zu übersehen.
Sie wusste, dass etwas nicht stimmte.
Sie wartete nur darauf, dass ich meinen Mund öffnen würde, doch natürlich tat ich es nicht.

,,Wie geht es dir, George?'' fragte sie.
Da war sie wieder, die Standardfrage. Die Frage, die sie mir jede beschissene Sitzung stellte, als würde ich ihr eines Tages eine andere Antwort als: ,,Wie immer'' geben.

,,Könntest du mir vielleicht den genauen Grund erklären, weshalb du zur letzten Sitzung nicht gekommen bist? Normalerweise müsste ich das melden, das habe ich aber nicht getan'' sagte sie.

,,Ich war bei meinen Eltern'' antwortete ich ihr, woraufhin sich ihre Augen ein Stückchen weiteten.
Ich hatte mit ihr noch nie wirklich über meine Eltern gesprochen oder generell jemanden, der mir nah stand.

,,Das freut mich sehr zu hören. Wieso warst du denn dort? Wolltest du sie einfach mal besuchen?'' fragte sie nach.
,,Ich habe etwas gesucht und bei meinem Auszug dort noch in den Kisten vergessen'' antwortete ich.

,,Warst du nur deshalb dort? Hast du nicht mit deinen Eltern gesprochen?''
,,Nein, nicht wirklich'' entgegnete ich ihr.

Sie schien zu merken, dass ich ihr wohl mehr nicht sagen würde oder zu mehr bereit war, daher entschloss sie sich das Thema zu wechseln.
,,In was für einer Beziehung stehst du zu Nate Sanders?'' fragte sie, als könnte sie es nicht ahnen.

,,Wir sind Freun - '' sie unterbrach mich mit ihrem Blick.
,, - mehr als Freunde'' korrigierte ich mich dann schließlich unter räuspern, da sie sowieso nicht nachgelassen hätte.

,,Unternehmt ihr viel?'' fragte sie dieses mal.
,,Ja schon'' sagte ich.
,,Also tut er dir gut?'' 

Gerade als ich antworten wollte, sah ich Dream plötzlich hinter Frau Turner stehen. Er stand dort und schaute mich an. Was tat er hier? Wieso konnte er mich nicht wenigstens hier alleine lassen? Ausgerechnet bei Frau Turner...

,,Entschuldigung, wie war nochmal die Frage?'' fragte ich sie.
,,Ob Nate dir guttut'' wiederholte sie sich.
,,Ja'' antwortete ich und spielte nervös mit meinen Händen herum. Ich versuchte Dream nicht anzuschauen, doch sein Blick auf mir machte es mir ziemlich schwer.

,,Du wirkst heute ziemlich nervös, was steckt dahinter?'' riss sie mich aus meinen Gedanken.
,,Ist nicht jeder mal nervös?'' entgegnete ich ihr.
,,Natürlich, doch dafür gibt es auch immer einen Grund'' sagte sie.

Sie musterte mich und schien zu bemerken, dass mein Blick von ihr immer wieder von ihr abwischte, woraufhin sie sich umdrehte, um zu schauen, ob dort jemand an der Türe sei. Sie starrte Dream direkt ins Gesicht, doch sie konnte ihn natürlich nicht sehen.

,,Was gibt es dort so spannendes zu sehen?'' fragte sie mich.
,,Nichts...''
Sie musterte mich erneut.

,,Ich würde gerne wissen, was in deinem Kopf zurzeit los ist, George'' fing sie an.
,,Erzähl mir etwas. Irgendetwas, was dich zurzeit beschäftigt'' fuhr sie fort.

Ich seufzte. Sie war wohl die einzige, mit der ich darüber sprechen konnte, ohne verurteilt zu werden. Es war mir egal, dass Dream dort stand und alles mitanhörte.

,,Erinnern sie sich noch an das Gespräch, über sie Person, die mich verlassen hat?'' fing ich an, woraufhin sie nickte.
,,Er ist wieder da'' fuhr ich fort.

,,Verstehe. Macht er dir Probleme?'' fragte sie.
,,Nein...ja...ich weiß es nicht..'' murmelte ich.
,,Stellt er sich zwischen dir und Nate?'' fragte sie nun und traf es erneut auf den Punkt.

Ich schaute sie an. Ohne ihr eine Antwort zu geben, kannte sie meine bereits.
,,Möchtest du denn, dass er noch Teil deines Lebens ist?'' Diese Frage war hart zu beantworten. Vor allem, da er dort stand und ebenfalls auf eine Antwort zu warten schien.

,,Ich...'' fing ich an, doch stoppte und atmete einmal tief ein und aus.
,,Alles, was ich wollte, war er und als er gegangen ist, hat er mehr von mir mitgenommen, als er mir zurückgegeben hat...'' fing ich erneut an.

,,Ich habe lange gebraucht um darüber hinwegzukommen und dann habe ich Nate kennengelernt und...'' sie fiel mir ins Wort und sprach das aus, was ich nicht konnte.
,,Und jetzt bist du dir deiner Gefühle unsicher?'' Ich nickte.

Ich hörte Dream seufzen und sah ihn leicht mit dem Kopf nicken, als wäre ihm irgendetwas klar geworden. Er schaute mich mit einem sanften Lächeln an und verschwand im nächsten Augenblick.

Erneut machte sich in mir dieses Gefühl von Schuld breit. Wieso Schuld? Es kam mir so vor, als würde ich mit den Gefühlen von beiden spielen.

Dream war...er war alles, was ich je wollte. Er war der, mit dem ich alt werden wollte, den ich immer an meiner Seite haben und lieben wollte - auch wenn das so wahrscheinlich nicht möglich gewesen wäre, da er nicht altern konnte.

Und Nate? Er erinnerte mich in so vielen Hinsichten an Dream. Manchmal kam es mir so vor, als würden zwei von ihnen existieren, doch das wollte ich nicht. Nate war jemand völlig anderes und dennoch passte er so gut zu mir.

Dream war...tot - und Nate lebte. Meine Entscheidung hätte sich somit von selbst regeln müssen, doch das tat es nicht.


Für wen hättet ihr euch entschieden? 🤔







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