Kapitel 8

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,,Was ist los?'' fragte sie erneut, als ich ihr noch immer keine Antwort gegeben hatte. Ich bekam einfach keinen Ton heraus. 

,,George'' sagte sie meinen Namen und legte ihre Hand auf meine, um mich zu beruhigen. Sie bemerkte meine totale Unruhe.

,,Ich sehe ihn wieder...'' brachte ich unter leiser Stimme endlich hervor.
,,Ich verstehe nicht ganz'' kam es irritiert von ihr. Als wüsste sie nicht, von wem ich sprechen würde. Als hätte sie ihn bereits vergessen. Sie konnte wohl damit abschließen, doch ich konnte es nie.

,,Deinen Bruder...'' antwortete ich. Ihre Augen weiteten sich.
,,Wie meinst du das? Du kannst ihn doch überhaupt nicht mehr sehen?'' Sie klang verwirrt.
,,Ich weiß nicht, was es ist...vielleicht bilde ich ihn mir auch einfach nur ein...'' Ich seufzte.

,,Hast - '' fing sie an, doch ihre Stimme versagte für einen Moment. Sie räusperte sich und fing erneut an.
,,Hast du denn schon versucht, mit ihm zu sprechen? Vielleicht ist es keine Einbildung''

,,Nein'' sagte ich.
,,Ich will das auch nicht, Drista'' fing ich an.
,,Mein Leben lief seit er gegangen ist mehr aus dem Ruder, als schon wie davor. Jetzt, wo ich endlich anfange mein Leben wieder in den Griff zu bekommen und jemanden kennengelernt habe, soll er aus dem Nichts wieder auftauchen?'' fuhr ich fort.

,,Ich will das einfach nicht mehr...selbst wenn er es wirklich ist, er hat mich bereits verlassen. Wer sagt mir, dass er es nicht wieder tun würde? Noch einmal halte ich das nicht aus...'' murmelte ich. Sie schaute mich verständnisvoll an.

,,Das verstehe ich, wirklich. Aber willst du denn nicht wissen, ob er es wirklich ist und wie er überhaupt noch da sein kann? Wie du ihn überhaupt außerhalb deines alten Zimmers sehen kannst?'' fragte sie mich.

Natürlich wollte ich all diese Sachen wissen, doch gleichzeitig auch nicht. Ich wollte mit ihm abschließen.

,,Was soll ich machen?'' fing ich verzweifelt an.
,,Ich kann nicht so tun, als wäre nichts gewesen...Nate hat bereits letzte Nacht schon etwas mitbekommen...'' fuhr ich fort.

,,Dieser Nate...seit ihr zusammen? Also ist das etwas Ernstes zwischen euch?'' fragte sie interessiert nach.
,,Wir sind nicht zusammen, aber vermutlich auf dem besten Weg dorthin'' antwortete ich ihr.

,,Ich mag ihn wirklich. Er gibt mir den Halt, den mir Dream wieder genommen hat, verstehst du?'' fragte ich sie, woraufhin sie nickte.

,,Vertraust du ihm?'' fragte sie nun.
,,Ja'' antwortete ich.
,,Dann solltest du vielleicht mit ihm darüber sprechen'' sagte sie.
,,Nein. Er wird mich für verrückt halten, dass will ich nicht riskieren''

Ich wollte das Nate mich für normal wie möglich hielt, auch wenn ich es irgendwo wieder nicht  war. Aber wer war auch schon normal? Wer sagte einem überhaupt, was normal war?

Alles, was ich zurzeit wohl tun konnte, war zu hoffen ihn nicht mehr zu sehen. 
Zu hoffen, dass ich nicht meine Nerven wieder verlieren würde - vor allem nicht im Beisein von Nate.

Aber tief in mir wusste ich bereits, dass das vermutlich nicht der Fall sein würde. Er musste es gewesen sein, ansonsten hätte ich mir ihn doch die ganze Zeit über eingebildet, oder nicht?
Zudem seine Präsenz viel zu stark für eine einfache Einbildung gewesen war...

Ich hatte Angst.
Ich hatte wirklich Angst, dass er es wirklich war.
Angst davor, was ich tun würde.
Angst davor, Nate zu verletzen mit meinem Verhalten.

Ich wollte die Kontrolle über mein Leben behalten. Das war auch der Grund, wieso ich der Therapie zustimmte, um nicht eingewiesen zu werden. Doch wenn wir mal ehrlich wären, hatte niemand die Kontrolle über sein Leben...
Es gab immer Menschen, die die Macht über dich hatten...

Mein Handy vibrierte. Ich hielt es bereits in meiner Hand, daher musste ich es nur zur Seite drehen, um auf das Display schauen zu können. Nate hatte mir geschrieben.

,,Hey, wie geht es dir?'' schrieb er. Er wollte wohl sicher gehen, dass es mir nach letzter Nacht gut ging. Ein kleines Lächeln bildete sich auf meinen Lippen.

,,Er scheint dich wirklich glücklich zu machen, huh?'' kam es von Drista.
,,Ja'' antwortete ich.
,,Deshalb habe ich auch Angst wieder eine Person zu verlieren, die mir so viel bedeutet'' fügte ich hinzu.


Hoffen wir mal, dass er es nicht wird. (:


Love is InsecureWo Geschichten leben. Entdecke jetzt