Kapitel 9

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Nach dem Treffen mit Drista war ich mir noch immer nicht sicher, was ich nun tun sollte. Als ich Zuhause ankam, dachte ich noch einmal über unser Gespräch nach.

,,Hast du denn schon versucht, mit ihm zu sprechen? Vielleicht ist es keine Einbildung''

,,Das verstehe ich, wirklich. Aber willst du denn nicht wissen, ob er es wirklich ist und wie er überhaupt noch da sein kann? Wie du ihn überhaupt außerhalb deines alten Zimmers sehen kannst?'' 

Wie sollte ich mit ihm denn sprechen? Es war ja nicht so, dass ich ihn einfach herbeirufen konnte, oder? Eigentlich wollte ich es nicht einmal ausprobieren...

Ich setzte mich an meinen guten alten Laptop und startete den Browser. Zunächst starrte ich eine Weile einfach nur auf den Bildschirm und fragte mich, wieso ich ihn eigentlich gestartet hatte.

Ich setzte meine Finger auf der Tastatur an und konnte nicht glauben, dass ich das nun wirklich eingab: ''Wie kontaktiere ich einen Geist, der mich heimsucht?''

Es gab viele Suchergebnisse. Ich wusste nicht einmal, wo ich hätte anfangen sollen, zu lesen. Doch eins fiel mir sofort ins Auge.

Dort stand, dass man die beste Chance auf den Kontakt zu einem spirituellen Wesen aufnehmen konnte, wenn man sich an dem Ort befand, an dem man zuvor den meisten Kontakt hatte, wenn er bereits stattgefunden hatte.

Im Großen und Ganzen hieß es, dass ich meine Eltern besuchen gehen musste, um in mein altes Zimmer zu können.

Meine Eltern waren seit meinem Selbstmordversuch nicht gut auf mich zu sprechen. Meine Mutter erlitt einen Schockanfall, weshalb sie anfangen musste Medikamente zu nehmen, als sie mich damals fand.

Sie sagte mir, als ich sie das letzte Mal gesehen hatte, dass wenn sie mich nun anschaute, dieses grausame Gesicht sehen würde, welches nach meinem Tod ausschaute.

Natürlich schmerzte diese Aussage, doch ich konnte sie verstehen. Vermutlich ging es ihr nun so, wie es Drista ging, als sie ihren Bruder aufgefunden hatte. Es war meine Schuld.

Natürlich war dieses Handeln auch egoistisch von mir, doch es war auch von anderen Menschen egoistisch mich am Leben halten zu wollen, wenn ich es gar nicht wollte. Ich wurde gezwungen, weiterzuleben, gegen meinen Willen.

Ich schaute auf die Uhr, es war 15:10 Uhr. Ich konnte also noch heute zu ihnen fahren.
Erst wollte ich nicht, da es mir zu schwachsinnig vorkam, doch ich hatte mehr oder weniger keine andere Wahl. Ich brauchte Gewissheit, bevor ich meinen Verstand verlieren würde.

Zehn Minuten später machte ich mich also schon auf den Weg. Während ich im Auto saß, ertönte der Ton meines Handys. Nate hatte mir wieder geschrieben.

,,Hast du Lust heute noch vorbeizukommen?'' fragte er. Ich wäre liebend gerne zu ihm gefahren, doch ich konnte nicht. Ich musste mich erst um die andere Sache kümmern.

,,Kann heute leider nicht. Mir ist da etwas zwischen gekommen, aber morgen sehr gerne'' antwortete ich ihm, als ich an der Ampel stand und wartete, dass sie grün werden würde.

Als ich im Auto vor der Haustüre meiner Eltern saß, überfragte ich ein weiteres Mal meine gesamte Entscheidung.

Seufzend stieg ich aus und lief zur Haustüre. Ich klopfte zweimal an und wartete.
Die Türe öffnete sich wenige Minuten später, meine Mutter stand vor mir.
,,George'' entfuhr es ihr.

,,Ich hoffe, ich störe nicht'' entgegnete ich ihr, während sie mich noch immer in Gedanken versunken anstarrte.
,,Nein...nein komm rein'' sagte sie und machte mir Platz.

,,Mir ist eingefallen, dass ich noch etwas hier vergessen habe bei meinem Auszug. Sind die Kisten noch oben?'' fragte ich sie und tat so, als wäre ich deswegen dort.
,,Ja. Ist noch alles wie vorher'' antwortete sie. Ich nickte und lief nach oben.

Als ich mein altes Zimmer betrat, sah noch alles so aus, wie ich es das letzte Mal gesehen hatte. Nur mit etwas wendigeren Möbeln. Dort stand nur noch ein alter Schrank, mein altes Bett und die Kisten, in denen noch Sachen von mir drinnen waren, ich aber noch nicht abgeholt hatte bisher.  Es fühlte sich merkwürdig an, wieder hier zu sein.

Ich setzte mich auf mein Bett und starrte auf den Boden. Was tat ich hier eigentlich? Ich wollte abschließen und dennoch befand ich mich hier.

Das war doch alles absoluter Schwachsinn. Dream war weg, er würde nie wieder kommen. Vermutlich hatte ich ihn mir wirklich nur eingebildet.

Ich fuhr mir seufzend mit meinen Händen über mein Gesicht und verweilte in dieser Position. Ich entschloss mich dazu wieder zu gehen und zu Nate zu fahren.

Als ich gerade aufstand, währenddessen mein Handy aus der Hosentasche zog und Nate schreiben wollte beim nach vorne laufen, erstarrte ich in meiner Position.

Mein Körper begann sofort zu zittern. Meine Hände froren ein, dass mir mein Handy aus der Hand fiel und auf dem Boden landete. Meine Atmung stoppte, während ich mich keinen Zentimeter bewegte.

Vor mir an der Türe stand Dream, mit seinen Händen in der Hosentasche und schaute mich ebenfalls an.


Zeit herauszufinden, was es mit Dream auf sich hat, nicht?😌



Love is InsecureWo Geschichten leben. Entdecke jetzt