28. Road to Recovery

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Hallo ihr Lieben, ab jetzt kommen Snippets und One Shots die während des Schreibens entstanden sind. Das erste Snippet kommt aus dem Jahr 2008. Kat und Marshall haben die letzten zwei Jahre gut gemeistert, aber Marshalls Sucht kehrt zurück und er muss seine Dämonen erneut bekämpfen. Das Kapitel ist in Anlehnung an Marshalls Einweisung in eine Drogenentzugsklinik, die wirklich im April 2008 stattgefunden hat. 

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April 2008, Detroit

Zusammen mit Marshall saß in dem großen Büro seines Arztes. Seit meinem letzten Besuch waren zwei Wochen vergangen. Ich hatte ihn einfach nicht mehr sehen können. Wir hatten das alles schon einmal durchgemacht. Vor fast genau drei Jahren. Und damals hatte er mir versprochen, dass so etwas nie wieder passieren würde und trotzdem saßen wir jetzt wieder hier. Nicht in der gleichen Klinik und nicht mit dem gleichen Arzt zusammen. Aber die Situation war dieselbe. Nur das ich dieses Mal nicht nur eine Freundin war, die sich um ihn sorgte. Sondern seine Ehefrau und die Mutter seiner Kinder. Ich hatte noch nicht entschieden, ob das die Sache besser oder schlimmer machte. Auf dem Weg ins Büro hatte Marshall versucht meine Hand zu ergreifen, aber ich hatte sie weg geschlagen. Ich wollte nicht seine Hand halten, ich wollte ihm noch nicht einmal nah sein oder in die Augen blicken. Weil ich ganz genau wusste, dass ich dann schwach werden würde. Stattdessen hatte ich mich in einen einsamen Sessel gesetzt und Marshall war nichts anderes übriggeblieben als sich allein auf die große Couch zusetzen. „Babe!", setzte Marshall an, aber ich hob meine Hand. Ich hatte meine Beine über einander geschlagen und die Arme vor der Brust verschränkte. Totale Defensiv-Haltung. „Don't!", unterbrach ich ihn bevor er überhaupt anfangen konnte zu reden. Marshall schien ein wenig mehr in sich zusammen zu fallen. Ich hatte ihn auf dem Weg herein nicht richtig angeschaut, zu sehr tat es weh ihn so zu sehen. Er war schmaler geworden und seine Augen stachen unnatürlich aus ihren Höhlen heraus, gerade so als wenn er sich hier drin zu Tode hungern würde, anstatt an seine Pille zu denken. Wieso verdammt nochmal hatte der Arzt uns hier alleine gelassen? Ich wollte im Moment nicht mit Marshall alleine sein. Ich wollte mich nicht wieder von seinen Worten und Versprechungen einlullen lassen. Ich musste jetzt stark sein. Nicht nur für mich, sondern auch für unsere Kinder. Die im Moment mehr meine als seine waren. Marshall gab einen frustrieten Laut von sich und sprang auf. Für einen kurzen Moment hatte ich Angst, dass er auf mich los gehen würde. Er schien bemerkt zu haben, dass ich gezuckt hatte und ließ einen traurigen Seufzer von sich. „What the fuck? Are you really scared that I'm going to attack you or some crazy shit?", fuhr er mich aufgebracht an. Aber ich kannte ihn besser und hörte in seiner Stimme, dass er viel mehr verletzt als wütend war. „Fuck!", schrie er und trat gegen die Couch. Ich bewegte mich nicht und sagte noch immer nichts. Marshall vergrub die Hände in seinen Hosentaschen und drehte mir den Rücken zu. Ich hatte alle Anstrengung damit mich zusammen zu reißen und mir selbst immer wieder zusagen, dass ich jetzt nicht heulen konnte. Gott sei Dank hatte Marshall mir mittlerweile den Rücken zu gedreht und sah aus dem Fenster. So hatte ich wenigstens ein bisschen Zeit mich zu fangen. Gerade als ich überlegte, ob ich vielleicht doch etwas sagen sollte ging die Tür erneut auf. Ein älterer Mann in dunkelblauer Anzughose und einem weißen Hemd trat in den Raum. Er hatte den obersten Knopf seines Hemds aufgemacht und trug eine dunkle Hornbrille auf dem Kopf. Er lächelte freundlich, blieb aber in der Tür stehen, als ob er checken wollte, ob die Luft auch wirklich rein war. Er schaute zwischen Marshall, der sich mittlerweile wieder umgedreht hatte, und mir hin und her. Dann nickte er, als wenn er unseren Positionen im Raum zustimmen wollte und lächelte mich an. „Misses Mathers nice to meet you! I'm doctor Wilson.", sagte er freundlich und hielt mir die Hand entgegen. Ich stand auf und ergriff seine Hand. „Nice to meet you too, doctor!", erwiderte ich und blieb mit meiner Handtasche in der Hand stehen. Doktor Wilson gestikulierte zwischen dem Sessel und der großen Couch, auf der Marshall vorher gesessen hatte hin und her. „Would you mind sitting on the couch Misses Mathers? This is normally my spot!", sagte er lächelnd und deutete auf den Sessel. Ich lächelte zurück und ließ mich auf die Couch fallen. „No problem. And please call me Kat!", sagte ich und legte meine Tasche und Jacke neben mich auf die Couch, als wenn sie irgendeine Art von Grenze zwischen Marshall und mir schaffen würde. Was natürlich totaler Quatsch war, mir aber irgendwie in meinem Kopf doch zu helfen schien. „Marshall why won't you join us and sit down as well?", fragte Doktor Wilson. Marshall ließ sich auf das andere Ende der Couch fallen und vergrub seine Hände wieder in den Taschen seiner Hose. Doktor Wilson begann zu sprechen, in einem sehr entspannt und unaufgeregten Ton. Wenn ich nicht gewusst hätte warum wir hier waren, hätte man denken können wir würden uns neue Farbe für unser Wohnzimmer aussuchen. Er begann damit zusammen zu fassen, warum wir heute überhaupt hier waren. Er sprach über Marshalls letzten zwei Wochen in der Klinik und seine Fortschritte, aber auch die Situationen, in denen er noch Probleme hatte und wie es für Marshall weitergehen sollte. Zwischendurch kam ich mir vor, als wenn ich bei den Kindern auf dem Elternsprechtag, und nicht mit meinem Ehemann in einer Entzugsklinik sitzen würde. Ich erinnerte mich wieder daran, wieso ich diesen ganzen Zirkus hier überhaupt mit machte. Ich dachte an Alaina, Hailie, Alex, Whitney, Jona und Torrie und wie ihr Leben ohne ihren Dad wohl aussehen würde und dass sie etwas Besseres als dieses ganze Drama verdient hatten. Ich spürte Marshalls Blick auf mir und wartete nur darauf, dass er etwas sagte. Aber er sagte nichts. „So Kat, I understand you were the one that found Marshall?", Doktor Wilson hatte sich zu mir umgedreht und schaute mich aufmerksam an. Ich schluckte schwer und versuchte die Tränen zurück zu halten, ich wollte nicht, dass Marshall mich weinen sah. Nicht dieses Mal. Er sollte nicht sehen, was er mir schon wieder angetan hatte. „Yes I did. In the kitchen!", sagte ich leise. Doktor Wilson nickte, „Was it only you?" Ich nickte, „Yes the kids were at school and our youngest was at her aunt's house!" Die Bilder von dem Tag vor vier Wochen traten vor mein inneres Auge. Marshall wie er zuckend auf dem Küchen-Fußboden lag, eine ausgekippt Pillendose und verschüttete Wasserflasche neben sich. Ich hatte sofort den Notarzt angerufen, war zur Haustür gerannt um sie offen zu lassen, damit der Notarzt einfach so reinkommen konnte und war zurück zu Marshall geeilt. Unter Tränen hatte ich versucht ihn wach zu schütteln oder dazu zu bringen mir zu antworten. Nachdem das nicht geklappt hatte, ich aber noch immer seinen Atem spüren konnte, hatte ich ihn in die stabile Seitenlage gebracht und seine Hand gehalten während ich auf den Krankenwagen wartete. Ich betete zum lieben Gott, dass er mir Marshall nicht auch noch nehmen würde. Ich brauchte ihn, ich konnte das nicht alleine. Ich brauchte Marshall mehr als alles andere. Die Kinder brauchten ihn. Erst als Doktor Wilson mir eine Box mit Taschentüchern entgegenhielt, bemerkte ich wo ich eigentlich war, und kam aus meinen Erinnerungen zurück. Ich spürte Marshalls Hand, die vorsichtig auf meiner lag und zog sie weg. Für einen kurzen Moment traf mein verheulter Blick Marshalls traurige Augen, bevor er seinen Blick wieder senkte. „What happened after that?", fragte Doktor Wilson noch immer mit er gleichen ruhigen Stimme, während ich mir lautstark die Nase putzt. „They took him to the hospital and I followed in the car. They told me if I would have found him any later...!", meine Stimme versagte und ich fing wieder an zu weinen. Marshall rückte näher an mich ran, aber ich rückte soweit ich konnte weg von ihm. „Don't come any closer!", zwischte ich ihn an, bevor ich weitersprach. Ich räusperte mich und schaute Doktor Wilson an, „They told me if I would have found him any later he would have died." Zum ersten Mal seit ich Marshall gefunden hatte sprach ich diese Worte aus. Obwohl sie mir In den letzten Wochen so oft von Ärzten, Freunden und unserer Familie gesagt worden waren, hatte ich einfach nicht wahrhaben wollen, was hätte passieren können. „How does that make you feel?" Ich schaute Doktor Wilson fragend an und war kurz davor ihn zu fragen, ob er mich verarschen wollte. „Angry, scared and sad. But mostly angry!", antwortete ich und sah Marshall zum ersten Mal richtig an. Er schaute mich mit festem Blick an, ich konnte Reue auf seinem Gesicht erkennen, das änderte aber nichts für mich. „How am I suppose to feel when my husband pops pills like they are candy?", fragte ich Doktor Wilson, sah aber weiter nur Marshall an – er hielt meinem Blick stand. "Especially after I went through the exact same fucking thing with him three years ago and he promised me to never ever fucking do it again. When I think about one of our children finding him!", sagte ich wütend und drehte mich zu Doktor Wilson um. Doktor Wilson nickte nur, er schien keine schlaue Antwort auf meinen Spruch zu haben. Stattdessen sprach er über Marshalls Therapie in den letzten zwei Wochen und wo drüber sie gesprochen hatten. Marshalls Kindheit, seine Beziehung mit seiner Mutter, die Ehen mit Kim, der schnelle und große Erfolg, die Zeit als alleinerziehender Vater und der immer größer werdenden und auf ihm lastende Druck der vergangenen Jahre. Und dann sprach er über Marshalls letzte Überdosis und seinen Entzug und was vielleicht Faktoren dafür gewesen war, dass er wieder angefangen hatte Pillen zu schlucken. Ich drehte mich zu Marshall um und unterbrach Doktor Wilson. Diese Dinge mussten Marshall mir schon selbst sagen, dabei konnte er sich nicht hinter irgendeinen Arzt oder Seelen-Klempner verstecken. „When did you start using again?", fragte ich Marshall und sah ihn erwartungsvoll an. „After your last miscarriage before Christmas!", antwortete Marshall ruhig. Seine Antwort klang so emotionslos und war trotzdem ein totaler Schlag ins Gesicht. War es etwa meine Schuld, dass er wieder zu den Pillen gegriffen hatte. „Loosing another baby and the constant pressure from Paul and Dre about new music just got too much! I didn't know what to do anymore!", sprach Marshall langsam weiter und senkte seinen Blick. Ein Teil von mir wollte ihn einfach nur in den Arm nehmen und drücken, aber der größte Teil von mir war einfach nur unsagbar wütend und wollte ihn schütteln oder sogar schlagen. „Your idea of a solution is going back to popping pills instead of maybe talking to me and Dre or going to see a doctor? I am your fucking wife Marshall!", maulte ich ihn an und schob ihn ein Stück von mir weg. Marshall ließ es einfach geschehen und sah mich wieder mit seinen Dackelaugen an. „Don't look at me like that!", ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn erwartungsvoll an. „After Proofs death we both talked so much and it didn't help any. I was tired of talking. I just wanted to feel numb!", sagte er und schien seine Stimme ein wenig wieder gefunden zu haben. „I am in pain too Marshall, I lost Proof as well. And I was the one that couldn't keep our babies alive. But that is no reason to use drugs again and put your entire family at jeopardy! You are not the only one that is hurting. I know that you are under a lot of pressure. But I am your wife, you should have come to talk to me! You don't see me popping pills or drinking in the middle of the day. No because I have our children to think about You are so fucking selfish!" Marshall kam wieder ein Stück auf mich zu und dieses Mal ließ ich seine Umarmung zu. Ich erwiderte sie nicht, aber ließ ihn seine Arme um mich legen. „I know babe, and I am sorry. I love you so much baby! I want to do better! I promise!", ich wollte ihm so gerne sagen wie sehr ich ihn auch liebte. Aber es war so viel passiert und ich war so verletzt, dass ich mich in erster Linie selbst schützen musste. Mich und die Kinder. Ich musste meine Familie beschützen. Und im Moment war Marshall kein Teil unserer Familie, der diesen Schutz verdient hatte. „Love isn't enough Marshall. There has to be trust as well!", sagte ich und senkte meinen Blick. "You can trust me. I love you!", Marshall trat noch einen Schritt auf mich zu, aber ich löste mich aus seiner Umarmung. „That's the thing addicts always say. But it's not true. I can't trust you. You have been hiding your pills and addiction for six months from all of us. You know what? I wish you would have cheated on me. I could have lived with another woman in your life. But this. I can't forgive you. You didn't just betray me. But you betrayed and lied to your children as well. That is far worse than lying to me!", ich schubste ihn von mir weg und setzte mich weinend auf meinen Platz auf dem Sofa zurück. Mittlerweile hatte auch Marshall Tränen in den Augen. „Baby I am so sorry. I am so sorry for what I have done to you. I know I don't deserve your forgiveness, but please give me another chance. I don't deserve you or the kids. But I need you all in my life. Please give me a chance to show you. Just one more. I'll do better for you and our kids. I love you. I love our kids. I want my family back. I want to share a life with you again!", bettelte Marshall mit Tränen in den Augen. Aber ich zog meine Hände aus seinem Griff und schaute ihn an. „I am not going to forgive you. But I will give you one more chance. It's the last one. And if you fuck me or the kids over again. I am leaving you. And when I say leaving you I mean it. I am going to take all my kids with me. And I'll go to Germany or wherever and I will make sure you will never hurt my children or me ever again. You will be alone and your family is going to be gone forever. I will take all seven of MY children and leave you! Forever! Do you hear me. I don't care if they are mine by birth or not. They are all my babies and I will protect them until my last breathe! Even from you if I have to!", sagte ich voller Überzeugung und Wut in der Stimme. Trotz meiner starken Stimme rannen mir Tränen über die Wangen. Marshall kniete noch immer vor mir und sah mich für einen Moment verwundert an. „All seven?", fragte er verwirrt. Ich ließ meine Hand beschützend über meinen noch flachen Bauch wandern. Marshall folgte mir mit seinem Blick und seine Augen fingen an zu strahlen. „You're pregnant!", stellte er fest und zum ersten Mal an diesem Tag klang seine Stimme hoffnungsvoll und fast schon fröhlich. Ich legte meine Hände um sein Gesicht, „I love you but you have to get better, or you are never going to meet this baby!" Marshall nickte und kam zu mir hoch. Ich versuchte meine Tränen weg zu wischen, kam dem Fluss aber nicht nach. Vorsichtig kam er meinem Mund ganz nah und legte seine Lippen auf meine. Ich ließ es geschehen und erwiderte seinen Kuss ganz vorsichtig. „I am going to get better. I promise. For all of you!", versprach er und legte seine Hand auf meinen noch flachen Bauch, „I love you too much to lose you!"  

Second Chances (Eminem Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt