15. Good news for almost everyone

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November 2004, Detroit

Ich saß zusammen mit Alaina und Hailie auf der großen Couch in Marshalls Wohnzimmer, die drei kleinen waren schon im Bett und die Mädchen hatte mich zum dritten Mal in dieser Woche dazu gezwungen das letzte Einhorn mit ihnen zu gucken. Nachdem die Presse mich und die Kinder in Wochen nach Harrys Tod wie junges Wild gejagt hatten, war ich mit den Jungen erst nach Deutschland gereist um ein bisschen Abstand zu bekommen. Aber auch dort hatte die Presse uns gefunden und vor der Haustür meiner Eltern ihre Zelte aufgeschlagen. Es war so schlimm geworden, dass niemand mehr das Haus verlassen konnte und wir am Ende mitten in der Nacht fast geflüchtet waren. Nach Harrys Beerdigung und meinem Zusammenbruch auf der Beerdigung, hatte der Palast um Respekt und Abstand von der Presse gebeten. Den Atem und das Papier hätten sie sich aber auch sparen können. Danach wurde es nicht besser, sondern nur noch schlimmer. Ständig und überall wurde ich gefragt wie es mir und den Kindern ging, obwohl ich keinerlei öffentliche Auftritte mehr wahrgenommen hatte. Noch immer konnte ich nicht glauben, dass Harry wirklich tot war, dass ich ihn nie wiedersehen würde. Mein Herz wollte einfach nicht wahrhaben, dass er für immer von uns gegangen war und nicht, wie geplant, im Februar zu uns zurückkehren würde. Mein Kopf wusste zwar, dass er nie wiederkommen würde, aber trotzdem konnte ich mir noch immer sehr gut einreden, dass das alles nur ein schrecklich langer und herzzerreißender Albtraum war. Ich konnte nicht glauben, dass ich wirklich eine Witwe sein sollte. Nein, das konnte einfach nicht sein Harry und ich hatten noch so viel vor uns. Wir hatten nicht genug Zeit miteinander verbracht. Das konnte unmöglich das Ende sein. Ich konnte und wollte das einfach nicht wahrhaben. Auch nachdem ich hinter dem, mit Blumen und dem Union Jack geschmückten, Sarg hergegangen war und eine letzte Blume ins Grab geschmissen hatte, konnte all das einfach nicht wahr sein. Jeden Tag hatten Alex, Jona und ich Harrys Grab besucht, als wir noch in London waren, aber trotzdem war da ein Teil von mir, der einfach nicht glauben konnte und wollte, dass unter diesem Stück Erde wirklich mein Ehemann begraben lag. Nach ein paar Wochen wurde bekannt wie er gestorben war, er und vier weitere Soldaten wurden von einer Rebellenrakete auf einem Kontrolle-Flug über den Bergen Afghanistans abgeschossen. Niemand hatte den Absturz überlebt und einer der Generäle hatte mir mehr als einmal versichern wollen, dass alle Insassen innerhalb von Sekunden tot waren. Als wenn das den viel zu führen Tod meiner großen Liebe auf eine schreckliche und geschmacklose Art und Weise besser machen würde?

Nachdem Marshall im Fernsehen und von mir selbst mitbekommen hatte, wie schlimm die Sache mit der Presse geworden war, hatte er angeboten, dass die Kinder und ich für ein paar Wochen zu ihm und den Mädchen nach Detroit kommen sollten. „Niemand wird dich in Detroit vermuten, schon gar nicht bei mir!", hatte er abends am Telefon gesagt. Einen Tag später saß ich zusammen mit den Jungs im Flieger nach Detroit, Marshall hatte die komplette erste Klasse buchen lassen, damit uns auch wirklich niemand sah und es irgendwie hinbekommen, dass auch niemand von der Fluggesellschaft einen Ton über uns sagte. Mittlerweile waren wir seit knapp sieben Tagen bei Marshall und den Mädchen. Seine Haushälterin hatte die Gästezimmer für uns hergerichtet und die Mädchen hatten eigenhändig die Bettwäsche für Jona und Alex ausgesucht. Es war schön hier zu sein, es lenkte gut von allem was eigentlich los war ab. Marshall fragte nicht ständig wie es mir ging und war manchmal auch mal zwei Tage den ganzen Tag nicht zu Hause. Aber er ließ mich Zeit mit den Kindern verbringen und war zum Reden da, wenn ich jemanden zum Reden brauchte. Aber fragte nicht immer zu nach. Zu meiner Verwunderung hatte ich festgestellt, Dass Marshall Alainas und Hailies Pferde-Begeisterung wohl sehr ernst nah und beide mittlerweile eigene Pferde hatten. Marshalls Haus war anders als ich es mir vorgestellt hatte. Es lag in einer ruhigen Nachbarschaft etwas außerhalb von Detroit es war größer als das normale Einfamilienhaus, aber nicht übermäßig protzig. Die Kinder hatten einen Pool und der ehemalige Tennisplatz war zu einem Basketballplatz umgebaut worden, was wesentlich besser zu Marshall passte als Tennis. Trotzdem fühlte es sich mehr wie ein zu Hause an als nach einer Rapper-Villa.

Second Chances (Eminem Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt