20. Family Affair

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Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir Kommentare und Votes da lassen würdet :)


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Mai 2005, New Hope Hospital, Köln

Marshall

Um mich herum schrien sich deutsche Ärzte gegenseitig Dinge zu, die ich nicht verstand. Ich versuchte ruhig zu bleiben. Für Kat und auch für mich selbst. Wie waren wir von unserem gestrigen Spaziergang hier gelandet? Ich ließ meinen Blick über ihren schmalen Körper wandern, sie war nicht dick. Ganz im Gegenteil, sie wirkte fast zu schmal. Nur ihre Babykugel stach hervor. Ich hielt ihre schweißnasse Hand noch immer fest umschlossen. Ich hatte ihr versprochen, dass ich sie nicht loslassen würde und das würde ich auch nicht tun. Wieder verzog sie ihr Gesicht voller Schmerzen. Ich lehnte mich zu ihr rüber und strich ihr ein paar Strähnen aus dem roten Gesicht. „Be strong Mama! It'll be okay! They are helping us!", flüsterte ich ganz nah an ihrem Ohr. Wenn ich könnte, hätte ich ihr all diese Schmerzen gerne abgenommen. Auf einmal begann eine der Maschinen wie wild zu piepen. Zwei Ärzte rannten in den Raum und ich hörte sie nur, „Wie verlieren den Herzschlag!" rufen. Hilfesuchende drehte ich mich um und schaute mich nach dem Arzt um, der vorhin Englisch gesprochen hatte. „What?", fragte ich. Aber die Ärzte ignorierten mich und begannen damit Kat von den Maschinen zu befreien und lösten die Bremsen ihres Bettes. „Sie müssen mich durchlassen!"; sagte der jüngere Typ zu mir. Wieder schaute ich ihn nur verwirrt an. Deutsche waren doch immer so verdammt stolz darauf, wie gut sie Englischen sprechen konnten. Wieso verdammt nochmal sprach kein Arsch mit mir und sagte mir was los war. „You have to let go of her!", sagte dieser kleine Wicht endlich zu mir, als ich noch immer Kats Hand festhielt. „Where are you taking her?", fragte ich ihn, ohne auch nur die Anstalten zu machen Kats Hand los zu lassen. „Surgery, the babys heart rate is dropping!", sagte der Arzt kurz ab und ich ließ sofort Kats Hand los. Aus Schock und weil ich ganz genau wusste, dass jeder Moment zählte. „Geht doch!", nuschelte den Typ. Ich folgte ihm auf schnellem Schritt, während sie Kat in Richtung Fahrstuhl rollten. „Can I come?", fragte ich und wollte gerade noch in den Fahrstuhl rutschen als er auf den Tür schließen Knopf drückte und sagte, „Sorry only familiy!" In mir stieg eine Wut auf, die irgendwie raus musste. „Fuck you!", schrie ich ihn an, bevor sich die Fahrstuhltüren schlossen und er mit Kat verschwand. Ich drehte mich um und ging in ihr Zimmer zurück! Fuck, was war hier los. Was war mit ihr und wie konnte ich verdammt nochmal zu ihr kommen. Ich hatte ihr versprochen, dass ich sie nicht alleine lassen würde. Und wie lange hatte mein Versprechen gehalten. Verdammte zwei Stunden und jetzt lag sie irgendwo alleine unterm Messer und ich war nicht da. Was war ich für ein verdammtes Arschloch? Ich ließ mich in den braunen Sessel fallen, der in der Ecke von Kats Zimmer stand. Noch immer hingen die Kabel der Geräte einfach nur so runter und das EKG Gerät machte einen nervigen Ton. In mir zog sich alles zusammen, was war wenn wirklich etwas nicht stimmte und ihr oder dem Baby etwas passieren würde. Das könnte ich mir nie verzeihen. Ich wollte sie vor allem Bösen in der Welt beschützen und mich vor sie stellen, wann immer irgendetwas auf sie zu kam. Sie hatte das nicht verdient, sie hatte gar nichts Schlechtes verdient. Sie war ein zauberhafter Mensch, der nur das Beste im Leben verdient hatte. Dabei hatte sie alleine im letzten Jahr schon so viel Scheiße durchmachen müssen. Erst Harrys Tod, dann die Schwangerschaft und der immerwährende Druck der Königsfamilie, ganz zu schweigen vor der verschissenen Presse, die sie einfach nicht in Ruhe lassen wollte. Ich sank in meinen selbstmitleidigen Gedanken, nur um nicht mehr an Kat und das Baby denken zu müssen. Wäre wir zusammen hätte ich mit gedurft. Wäre wir wirklich zusammen, würde sie jetzt nicht vielleicht das Baby eines anderen auf die Welt bringen, sondern meins. Ich versuchte diesen Gedanken wieder ganz weit weg zu schieben, das war nicht fair. Harry war im Krieg gegen den Terror gestorben und ich machte mir Gedanken darüber wie ich seine Witwe rumkriegen konnte. Ich begann wie ein nervöses Zootier auf und abzulaufen. Mittlerweile war fast eine Stunde vergangen und ich hatte noch immer nichts von Kat gehört, keine beschissene Schwester oder verkackter Arzt konnten mir irgendetwas sagen.

Second Chances (Eminem Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt